Weihnachtsgruß von Pfarrer Zirmer
Mit der Geburt Jesu in Betlehem kam Licht in die Dunkelheit unseres Lebens. Mag dieses Licht in unserem Leben oft auch nur winzig sein, es ist da und es wird nie mehr erlöschen! Wer an Jesus glaubt, für den weitet sich gewissermaßen der Horizont, für den wird die Enge des menschlichen Daseins aufgebrochen, für den erhält das Leben eine neue Perspektive, die bis in die Ewigkeit Gottes hineinreicht. Was uns hier auf Erden begegnet an Unrecht, an Schmerz, an Bösem, an Gewalt und Tod, ist in der Perspektive des Glaubens nur das Vorläufige, nicht das Endgültige. Nichts auf dieser Welt kann so dunkel sein, dass es nicht von dem Licht der Hoffnung, die an Weihnachten mit der Geburt Jesu in die Welt gekommen ist, erleuchtet werden könnte.
In einer der dunkelsten Stunde in der Geschichte unseres Volkes und seines eigenen Lebens schrieb der Jesuit P.Alfred Delp die tröstlichen und mutmachenden Worte: „Lasst uns dem Leben trauen, weil diese Nacht das Licht bringen musste. Lasst uns dem Leben trauen, weil wir es nicht allein zu leben haben, sondern Gott es mit uns lebt.“
Leben – ist das zweite Stichwort. „mehr Leben wagen…“, so heißt auch die Vision unseres Bistums für den Pastoralen Weg. „Mehr Leben…“ damit wird die tiefste Sehnsucht des Menschen angesprochen. Wir Menschen möchten nicht nur irgendwie leben, nicht nur überleben. Wir möchten ein Leben führen, das lebenswert ist.
Jesus kommt in diese Welt, um uns Menschen neue Lebensmöglichkeiten zu eröffnen. Er lädt uns ein, unsere Lebenszeit bewusst zu gestalten. Jesus lehrt uns, dass Leben mehr ist als nur Arbeit und Pflicht Er lehrt uns, dass die Zeit, die wir verschenken, keine verlorene Zeit ist. Er lehrt uns, dass Leben in seiner Nachfolge auch bedeuten kann: Leben verlieren, um es zu gewinnen. Das zum Leben Notwendige sollen wir erwerben und dürfen wir auch besitzen. Wir Menschen kommen aber leicht in Versuchung, uns an bestimmte Dinge zu klammern, von denen wir dann meinen, wir bräuchten sie unbedingt, um glücklich zu werden. Wir klammern uns fest und können auch dann nicht loslassen, wo dies notwendig wäre. Loslassen können: das ist die Herausforderung, von der wir stehen. Und das kann unter Umständen dringend notwendig sein, um neue Lebensqualität zu gewinnen.
Unter diesem Gesichtspunkt betrachte ich auch unser Ringen im Pastoralraum um ein gutes Gebäudekonzept. Ein schwieriges Jahr geht zu Ende. Es war geprägt von harten Auseinandersetzungen, um gute Lösungen für ein zukunftsfähiges Gebäudekonzept zu finden. Bei der letzten Sitzung der Pastoralraumkonferenz wurden Entscheidungen getroffen, die uns ermöglichen auf diesem Gebiet gut weiterzuarbeiten. Auch wenn nicht jeder mit den getroffenen Entscheidungen zufrieden ist, möchte ich noch einmal daran erinnern: Wir kommen nicht umhin, um manche schmerzliche Reduzierungen anzunehmen. Vergessen wir aber nicht: Man muss im Leben manchmal Altes und Vertrautes loslassen, damit Raum geschaffen werden kann für Neues. Jesus, dessen Geburt wir an Weihnachten feiern, will uns zu einer inneren Freiheit führen. Er will uns von der Angst befreien, im Leben zu kurz zu kommen. Er will uns zu einer Haltung verhelfen, die loslassen kann, um mehr Leben, Leben in Fülle, zu gewinnen.
Mit diesen Gedanken wünsche ich Ihnen und Ihren Angehörigen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes und friedvolles neues Jahr 2025.
Pfarrer Karl Zirmer