Pastoralraum Mainz-Nordwest / St. Elisabeth Mainz und Budenheim:Informationen zur Pfarreiwerdung
1. Generell – Historischer Einschnitt
Wir stehen mit unseren Pfarreien des Mainzer Nordwestens vor einem großen historischen Einschnitt. Die Pfarreien St. Martin Finthen, St. Stephan und St. Petrus Canisius Gonsenheim, St. Pankratius Budenheim und St. Nikolaus Mombach werden mit dem 31.12.2024 aufgelöst. Sie sind dann „Gemeinden“. Am 1. Januar wird aus diesen bisherigen Pfarreien unsere neue Pfarrei St. Elisabeth Mainz und Budenheim gegründet. Diese soll ein Netzwerk aus Gemeinden und Kirchorten (alles, wo sich kirchliches Leben abspielt und ein kirchlicher Hintergrund da ist) sein. Das Leben vor Ort soll weiterhin gewährleistet sein, aber im Bewusstsein, dass wir alle zusammen eine neue Pfarrei sind.
In den letzten drei Jahren haben wir uns intensiv auf dieses Ereignis vorbereitet. Viele Menschen haben mit viel Energie, zeitlichem und mentalem Einsatz und viel Mühe überlegt, wie der Übergang in die neue Pfarrei gelingen kann. Es ging im pastoralen Bereich neben dem Prozess der Namensfindung wesentlich um die Themen „Gottesdienste“, „Katechese“ und „Sozialpastoral“ und „Öffentlichkeitsarbeit“. Im verwaltungsspezifischen Bereich ging es um die Themen „Finanzen“, „Gebäude“ und „Verwaltung“. Wir haben ein Pastoralkonzept erstellt, in dem die vorläufigen Ergebnisse der Konzepte zusammengefasst sind. Dieses gibt uns für den Start in die neue Pfarrei eine grundlegende Wegweisung und ist einsehbar auf unserer Homepage.
In diesem Text möchte ich versuchen, das Wichtigste zu benennen. Sie werden feststellen, dass es viel Neues gibt. Sie werden aber auch feststellen, dass viel von dem, was wir kannten, weitergehen wird. Manches in der bisher praktizierten Form, manches in einem neuen Gewand. Es wird aber auch einiges nicht mehr möglich sein. Auch das gehört zur Realität dazu. Diese Realität zeigt sich nicht nur in den Folgen des Pastoralen Weges im Bistum Mainz, sondern generell in der Entwicklung unserer Kirche. Auch ohne den pastoralen Weg könnte vieles nicht mehr so weitergehen. Unsere Kirche verändert sich, nicht zuletzt auch durch den erheblichen Mitgliederschwund. Wir müssen umdenken und neue Wege finden, die aber immer unseren Grundauftrag zum Ziel haben müssen, nämlich die Frohe Botschaft Gottes in der Welt zu leben und sichtbar zu machen. Das fällt oft nicht leicht und manchmal fühlt man sich wie im heutigen Evangelium mit seiner „Weltuntergangsstimmung“.
2. Trauern über das was nicht mehr ist
Was sich in den letzten Jahren an Veränderungen ergeben hat, hat für viele auch tatsächlich eine Welt zusammenbrechen lassen. Es ist einschneidend, dass z. B. der Pfarrer nicht mehr vor Ort wohnt, dass nicht mehr so viele Gottesdienste stattfinden und man auch mal auf andere Kirchen verwiesen wird. Es ist einschneidend, dass man bestimmte Gebäude aufgeben muss und vieles mehr. Auch für mich brachten die letzten drei Jahre erhebliche Änderungen mit sich, die so manche heile Welt auch in meinem Leben zusammenbrechen ließen. Auch ich denke immer mal wieder an frühere Zeiten zurück, in denen nicht so viele und schnelle Veränderungen waren.
3. Sich einlassen auf Neues
Wenn ich aber mal kurz bei mir bleiben darf, sehe ich aber auch immer wieder Lichtblicke und neue Chancen, die der Blick über den jeweils eigenen Kirchturm hinaus bringen. Wir haben schon einiges im größeren Raum unserer neuen Pfarrei gestaltet. Ich denke hier an die Nothelferwallfahrt, das Helferfest, den gemeinsamen spirituellen Abend. Ich denke an den Kinder- und Jugendtag, den der Jugendrat im Sommer veranstaltet hat. Ich denke an die Zusammenarbeit in den Projektgruppen, die sich aus allen Gemeinden und Kirchorten zusammengesetzt haben. Ich denke an die Pastoralraumkonferenz, die sich aus Vertretern aller relevanten Bereiche des Pfarreigebietes (zusammengesetzt hat. Hier wurde final beraten und demokratisch abgestimmt. Wie bei solchen Abstimmungen üblich, sind einige zufrieden, andere wiederum nicht. Aber mit diesem Procedere hat jeweils die Mehrheit entschieden.
Schon an diesen Beispielen sieht man die Dynamik, die Ernsthaftigkeit und das Ringen in diesem Prozess um Entscheidungen.
Wir alle müssen lernen, auf der einen Seite unser jeweils gemeindliches Leben vor Ort zu gestalten und gleichzeitig die Öffnung auf andere und das Größere hin weniger als Bedrohung, sondern als neue Möglichkeit zu sehen.
4. Sich gut informieren
Wichtig hierfür ist auch eine gute Information. Wir, die Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen in den verantwortlichen Positionen möchten Ihnen diese auch gerne geben. Wir versuchen größtmögliche Transparenz auch im Rahmen der Öffentlichkeit (Homepage, Social-Media-Kanälen usw.) zu bieten. Genauso wichtig ist es aber auch, dass Sie sich Ihre Informationen holen und fragen, wenn Sie etwas wissen wollen. Ich möchte Sie hierzu sehr ermutigen!
5. Von der Theorie zum Konkreten
Nach diesem theoretischen Teil nun etwas konkreter zu den Ergebnissen und Entscheidungen. Jegliche Entscheidungsfindung fand unter Einbeziehung aller Gruppen, Kreise und Gremien der Gemeinde statt. Alle hatten die Möglichkeit, sich einzubringen.
Bei der Entwicklung des Pastoralkonzeptes und dessen zusammensetzenden Konzepte handelte es sich immer um sehr vielschichtige Prozesse. In Gruppen wurden Vorschläge erarbeitet, die wiederum in den Gremien und anderen zugehörigen Gruppen z.B. Jugendrat) diskutiert wurden. Hieraus entstanden Rückmeldungen, die teilweise noch weitere Schleifen gezogen haben. Am Ende wurde in der Pastoralraumkonferenz demokratisch abgestimmt und diese Abstimmungen als Voten an die Bistumsleitung weitergegeben (die sie auch alle so angenommen hat).
6. Wichtige Informationen im Bereich Gottesdienste, Katechese und Sozialpastoral
a) Gottesdienste
Seit Advent des letzten Jahres haben wir ein Gottesdienstkonzept, das sich aus meiner Sicht bewährt hat. Dieses Konzept wird in die neue Pfarrei hinaus beibehalten und nach zwei Jahren geprüft. Mit einer Messe in jeder Gemeinde am Wochenende sind die Eucharistiefeiern sind gut aufgeteilt. Es gibt auch bereits weitere Gottesdienstformen (z.B. Taizé-Gebete, Kinderwortgottesdienste, Novenen usw.) Hier sind wir auf einem guten Weg.
b) Katechese
Insbesondere haben wir uns bisher um die Erstkommunion- und Firmkatechese gekümmert. Dankenswerterweise haben wir vor Ort so viele motivierte ehrenamtliche Menschen, die sich dort um die Katechese kümmern. Katechese findet weiterhin vor Ort statt, aber in der Öffnung für andere Interessierte. Auch hier findet Vernetzung und Austausch statt. Weitere Katechese-Bereiche werden Stück für Stück angegangen.
c) Sozialkonzept
Auch hier gibt es in jeder Gemeinde Kreise und Einrichtungen (Caritas-Kreise, Stadtteiltreff, Brotkorb…), die sich den sozialen Aufgaben widmen. Auch diese sollen vor Ort weiterhin den Menschen zur Verfügung stehen. Da, wo Vernetzung möglich und sinnvoll ist, soll diese geschehen. Auch hier wird regelmäßig ein Austausch stattfinden.
7. Wichtige Informationen im Bereich Gebäude, Verwaltung und Finanzen
a) Gebäude
Zunächst steht über allem die Grundaussage: ALLE Kirchen bleiben erhalten, werden weiterhin wie bisher äußerlich und innerlich instandgehalten. Sie stehen ALLE als Gottesdiensträume weiterhin zur Verfügung!
Hier scheint es mir sinnvoll, das Thema Pfarrkirche anzuschneiden. In den Leitlinien des Bistums zur Pfarrkirche heißt es: „Die Entscheidung für die neue Pfarrkirche ist eine wichtige Entscheidung für die Zukunft der neuen Pfarrei. Sie ist ein zentraler Ort der neuen Pfarrei, an dem die Feier der Eucharistie und der anderen Sakramente gewährleistet ist. Die anderen Kirchen und die mit ihnen verbundenen Rechte wie das Taufrecht und das Recht zur Feier der Kasualien bestehen aber unverändert fort – wenn nicht im Gebäudekonzept anderes festgelegt wurde.“ (Hinweise zur Beratung über die Pfarrkirche in der neuen Pfarrei vom 9. Januar 2024) Das heißt für uns: St. Petrus Canisius hat kirchenrechtlich den Status der Pfarrkirche, ist aber in der Nutzung eine der fünf Kirchen, die nach wie vor ein wichtiges gottesdienstliches Zentrum der jeweiligen Gemeinde vor Ort bilden. Es gibt hier kein „Besser“ und „Schlechter“.
Pfarrheime / Gemeindezentren: Anders als bei der Einstufung der Kirchen mussten wir bei unseren Pfarrheimflächen ca. 43% reduzieren, um die Zuschussfähigkeit des Bistums bei baulichen Maßnahmen zu sichern. In der Immobiliengruppe haben wir entschieden, dass wir diese Reduzierung in jeder Gemeinde vornehmen, so dass in jeder Gemeinde weniger Fläche zur Verfügung steht. Das heißt aber im Umkehrschluss: In jeder Gemeinde wird es weiterhin Pfarrheimfläche geben, allerdings nicht mehr in so großem Umfang wie bisher. Da aber Vernetzung ausdrücklich gewünscht wird, ist hier Kreativität wie auch Bereitschaft gefragt, auch andere Gemeindezentren zu nutzen. Hier könnte also das „Weniger“ auch ein „Mehr“ sein. Einen besonderen Akzent sind die Jugendräume. Hier ist sicher noch keine durchgehend optimale Lösung erzielt. Wir sind mit der Jugend im Gespräch.
b) Verwaltung
Pfarrbüro: Das zentrale Pfarrbüro mit regelmäßigen Öffnungszeiten wie auch der Bürotrakt der Sekretärinnen, des Verwaltungsleiters, des Koordinators und des Pfarrers werden voraussichtlich in Mombach verortet sein. Daneben wird es auch weiterhin vor Ort Kontaktstellen mit feste Öffnungszeiten geben, die ähnlich wie bisher die Pfarrbüros aufgesucht werden können. In Zukunft wird es auch nur noch eine zentrale Telefonnummer geben, wodurch durch die hohe Präsenz im zentralen Pfarrbüro auch die Erreichbarkeit erhöht wird. Die Hauptamtlichen sind für die ihnen zugeordneten Aufgaben über Handy zu erreichen.
c) Finanzen
Es wird zukünftig einen Gesamthaushalt geben. Die Vermögen der einzelnen Pfarreien fließen in diesen Gesamthaushalt ein. Ausgenommen sind Zweckbindungen wie z. B. Konten für Kapellen, Erbschaften und dergleichen. Das ist nochmal eine besonders sensible Angelegenheit, weil bekanntlich beim Geld der Spaß aufhört. Ich werbe hier allerdings für das Vertrauen und Zutrauen, dass mit allen Geldern wie bisher auch verantwortungsbewusst umgegangen wird und diese nicht zugunsten des einen und zu Ungunsten des anderen eingesetzt werden. Der zukünftige Verwaltungsrat setzt sich auch idealerweise paritätisch aus Vertretern der einzelnen Gemeinden zusammen.
8. Wie geht es weiter?
Mit dem 1.1.2025 verlieren alle Gremien ihre Mandate. Es wird bis zur Wahl des Pfarreirates aber einen „Übergangs-Verwaltungsrat“ (bestehend aus je einem Mitglied der bisherigen Verwaltungsräte) wie auch einen „Übergangspfarrgemeinderat (bestehende aus den Vorsitzenden der bisherigen Pfarrgemeinderäte). An die Ihnen bisher bekannten Personen können Sie sich auch in der Übergangszeit wenden, wie auch an die Hauptamtlichen und Sekretär:innen.
Am 22. und 23.3.2025 wird dann der neue Pfarreirat gewählt. Aus jeder der fünf Gemeinden werden 3 Personen gewählt. Dem Rat gehören noch weitere Personen an (Hauptamtliche, Jugendliche, Vertreter der Kirchorte) Dieser Rat ist dann sozusagen der „Pfarrgemeinderat der neuen größeren Pfarrei“. Er kümmert sich um die Belange der Pfarrei, steht in Verbindung zu den Gemeinden und entwickelt neue Ideen, die unsere Pfarrei lebendig halten. Pfarreirat ist das beschlussfassende Gremium. Wir brauchen hier innovative und kreative Menschen, die einen weiten Blick auf nicht nur auf die eigene Gemeinde und den eigenen Kirchort haben, sondern diese in einer guten Weise zu vernetzen suchen und gute Kommunikation herzustellen. Der Pfarreirat wählt innerhalb von 10 Wochen nach Konstituierung dann den Verwaltungsrat.
Vor Ort wird es auch weiterhin Gremien geben in Form von Gemeindeausschüssen bzw. Gemeindeteams. Diese kümmern sich um die Belange vor Ort, und stehen in Kontakt mit dem Pfarreirat. Ein Mitglied dieses Gremiums soll auch Mitglied im Pfarreirat sein. Entgegen dem Pfarreirat werden diese Gremien nicht gewählt, sondern können sich durch Ansprache und Werbung zusammenstellen. Selbstverständlich ist hier auch Verbindlichkeit gefordert, eine Mitarbeit kann aber ggf. auch mal projektbezogen geschehen. Die Flexibilität ist somit größer. Die Gemeindeausschüsse werden vom Pfarreirat eingesetzt. Leitungsteams, die noch einmal eine verbindlichere Aufgabenstellung und auch Teil an der Hirtensorge des Pfarrers haben sollen, werden vom Bischof ernannt.
Wichtig ist die Grundentscheidung: Möchte ich lieber vor Ort bleiben und mich weiterhin um die Belange dort kümmern oder möchte ich gerne den Raum der Pfarrei in den Blick nehmen? Wir freuen uns über eine rege Beteiligung, in welchen Bereichen auch immer.
9. Zusammenfassung
Es gibt viel zu tun – packen wir es an! Gemeinsam! Herzliche Einladung dazu!
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Es gibt keine Äußeren Zeichen, an denen man eindeutig feststellen könnte, dass das Reich Gottes da ist. Die Menschen sorgen dafür, dass ihre Taten gesehen werden; sie stellen ihre Erfolge aus. Gott hat es nicht nötig, Eindruck zu machen. Sein Handeln durchdringt das Innere der Dinge und des Menschen, daran erkennt man es. Nur wer das Reich Gottes ersehnt, sieht sein Kommen. Immer wird es kluge Leute geben, die beweisen können, dass sich nichts geändert hat, dass also nichts geschehen ist.
Gott tut sein Werk selber; nicht menschliches Ansehen verschafft dem Reich Gottes Geltung. Deshalb hat es wenig Sinn, auf besonders hervorragende Christen hinzuweisen, als ob sie ein Beweis für die Wahrheit des Evangeliums wären. Die Kraft des Christentums liegt nicht darin, dass eine Kirche politischen Einfluss hat oder große Männer zu den Ihren zählt; sie liegt vielmehr in der Teilnahme am Opfer Jesu Christi.
(Bischof Franz Kamphaus)