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St. Remigius Ober-Mörlen:Das Weihnachtsfest in der Wetterau

Weihnachten in den 1950er Jahren 2 Damen mit Christbaum
Datum:
Di. 2. Dez. 2025
Von:
Kai Schraub

Erzählt von Kai Schraub

Weihnachten ist nach dem Osterfest das höchste Fest der Christenheit. Besonders Kinderaugen lässt es erstrahlen und stimmt uns besinnlich und fröhlich ein. Seit frühester Zeit wird auch in unserem Region das Fest der Geburt des Heilands feierlich begangen. Auf die etwa vierwöchige Adventszeit folgen liebevoll geschmückte Stuben, der Weihnachtsbaum mit Kerzenschein, eine Krippe und viele Weihnachtslieder. Seine Festtagsgrüße versendet man in schriftlicher Form an Angehörige und Freunde. Dies hat bis heute eine lange Tradition und obendrein gibt es viele schöne Geschenke dazu.

 

Für die ganze Familie ist der Besuch der Christmette oder des Krippenspiels am heiligen Abend eine lang ersehnte Freude. Den Abschluss des Festgottesdienstes bildet das wohl bekannteste Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“, welches seit dem Jahr 1818 ein Inbegriff für Weihnachten ist. Nach der Messe findet man sich im Kreise der Familie ein, wo der festlich geschmückte Christbaum steht. In manchen Haushalten wird der Brauch des Singens der traditionellen Weihnachtslieder gepflegt oder man spielt sogar ein Instrument dazu. Ein Festessen aus der heimischen Küche verzauberte schon zur damaligen Zeit die Familie und die Festgäste. Wurde früher noch mehr gebetet als heutzutage, so erklingt nun zumeist ein Glöckchen, welches die Bescherung mit Geschenken für die Kinder ankündigt. In der Wetterau wird zum Heiligabend traditionell der neue Apfelwein angestochen und kommt ins Glas. Ob gut gekühlt oder heiß, eine Winterszeit ohne Apfelwein ist in der Region undenkbar. Auf dem Dorf hielt man damals in den Stallungen der vielen kleinbäuerlichen Haushalte über das Jahr ein Schwein, dass mit allem Übriggebliebenen gefüttert wurde. In der Vorweihnachtszeit schlachtete man dieses und über die Festtage und den Winter versorgte es die Familien mit Fleisch und Speck, denn Fleisch war einst ein wertvolles Gut, dass es keineswegs tagtäglich gab. Was man in der Erntezeit zu Hause einlagerte diente nun zum Leben.

 

Eine weiße Weihnacht war schon damals nicht immer gegeben und schwindet heutzutage mehr und mehr. In manchen Jahren soll der Schnee so hoch gelegen haben, dass die Wege in die umlegenden Dörfer der Wetterau wie abgeschnitten waren. Schneemassen türmten sich auf wie weiße Wände, die Temperaturen fielen tief in die Minusgrade. Was heute zu einem regelrechten Verkehrschaos, mit schlimmen Unfällen zur Folge hat, war einstmals Normalität in den Wintermonaten. Eisblumen an den Fenstern, Frostschäden in den Häusern, an Wasserleitungen und eingelagerten Lebensmitteln sind heute kein Thema mehr, waren aber früher ein teils sehr ernstzunehmendes Problem auf den Ortschaften. So war man als Selbstversorger auf seine Vorräte, besonders das Brennholz für sein warmes, trautes Eigenheim mit der Drei-Generationen-Grossfamilie angewiesen und jeder hatte seinen Beitrag zu leisten.

 

In den 12 „Rauhnächten“ zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag am 06. Januar erzählte man sich im Kreise der Familie allerlei Geschichten, auch standen das Backen und Handarbeiten auf dem Tagesprogramm. Ansonsten nutzte man diese Zeit, um sich von der harten Arbeit in der Landwirtschaft und im Handwerk auszuruhen. „In den Rauhnächten wird nicht gearbeitet“, so hieß es damals im Dorf. Nach christlichem Glauben endet die Weihnachtszeit am 2. Februar zu Mariä Lichtmess. Bis dahin standen früher die Christbäume in den Stuben. Da musste man beim Anzünden der Wachskerzen sehr vorsichtig sein, denn das bis dahin dürrtrockene Gehölz konnte schnell Feuer fangen und lichterloh brennen. Anfang Februar ist man hierzulande und besonders in Ober-Mörlen ohnehin bereits längst mit den Gedanken in der fünften Jahreszeit angekommen – der Fassenacht, die buntesten christlichen Festtage!