(brube) Ja, das war etwas Besonderes. Zweimal hintereinander spielte Christoph Koerber, Kantor der evang. Johannesgemeinde in Gießen, sein ermutigendes Konzert nach drei Monaten Pause der Mittwochskonzerte. Auch wenn die Umstände gewöhnungsbedürftig und irgendwie beklemmend wirkten (das Publikum sitzt vereinzelt in den Kirchenbänken, es kann den großen Raum auch nicht annähernd ausfüllen), so war die Orgel ganz präsent und unbeeindruckt majestätisch.
Christoph Koerber begann mit der dramtischen Fantasia in g-moll (BWV 542) von J. S. Bach. Es folgte ein Zyklus "10 Litaneien" von Florentine Mulsant, entstanden im jahr 2012. Dieser Zyklus wird wunderbar ergänzt durch die Choralbearbeitungen aus dem "Orgelbüchlein" von J. S. Bach, ein musikalischer Dialog auf höchstem Niveau. Florentine Mulsant hat ihren Zyklus "ebenso für junge, wie auch erfahrene Komponisten" komponiert.
Die Choralverarbeitungen Bachs aus dem "Orgelbüchlein" greifen die Tiefe Sehnsucht des Menschen nach Halt und Orientierung in schweren Zeiten auf und waren so eine gute Antwort auf die Fragen dieser Zeit: "Wenn wir in höchsten Nöten sein und wissen nicht, wo aus noch ein ... So ist dies unser Trost allein, dass wir zusammen insgemein Dich anrufen, o treuer Gott, um Rettung aus der Angst und Not." (BWV 641)
Zum Schluss erklang das fulminate "Final" aus der ersten Symphonie von Louis Vierne.
Das auf Grund der besonderen Umstände leider nur sehr kleine Publikum dankte mit herzlichem Applaus.