Liebe Schwestern und Brüder,
wenn wir über etwas erstaunt, erfreut oder überrascht sind, leiten wir das oft mit
dem, fast melodisch gesprochenen, Wort „oh“ ein, z.B. „oh, wie schön“ oder
„oh, das freut mich“ oder „oh, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet“ . . .
Es gibt aber auch das einfache „o“, das, meist kurz gesprochen, auf das nach-
folgende Wort besonders hinweist und es betont, z.B. „O Heiland, reiß die Himmel auf“ oder „O du fröhliche . . .“ oder „O Herr, nimm unsre Schuld“. . .
In der Feier der Osternacht taucht dieses sprachliche Element wieder auf, wenn
wir im feierlichen Osterlob (Exsultet) hören: „O unfassbare Liebe des Vaters“
und „O wahrhaft selige Nacht“.
Hier kommt unsere grenzenlose Bewunderung zum Ausdruck für das, was Gott
für uns getan hat. „Um den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin.“
( . . .) „O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden.“
Hier wird spürbar, dass das Leben stärker ist als der Tod. Gott hat uns diesem
Sumpf der Sünde und des Todes entrissen. Das neue Leben kann aufbrechen
und wachsen.
Ostern beseitigt nicht unsere Sorgen und Nöte im Großen, wie im Kleinen,
sondern Ostern schenkt uns eine Hoffnung, die über den Tod hinausreicht.
Ostern sagt uns, dass sich Gott in Jesus Christus in das Leid dieser Welt hinein-
begibt, um mit uns das Leid zu tragen und es für uns in Leben zu verwandeln.
Übrigens: Würde man das Wort „Ostern“ aufteilen, dann ergäbe das auch
einen tiefen Sinn, dann hieße es: „O Stern“, der das Dunkel des Todes erhellt.
In diesem Sinn wünschen wir Ihnen ein gesegnetes Osterfest.
In herzlicher Verbundenheit,
Willi Gerd Kost, Pfr.