Schmuckband Kreuzgang

Pfarrkirche St. Michael

Unsere Pfarrkirche St. Michael blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Im Laufe der Zeit waren viele Menschen an ihrer Gestaltung beteiligt. In ihrer heutigen Form besteht die Kirche seit 1926.

Bevor eine ausführliche Darstellung anhand der vorhandenen Quellen erfolgt, bekommen Sie vorab einen kurzen Überblick über die ereignisreichsten Jahre unserer Kirche.

  • Vermutlich 13. - 14. Jahrhundert: Bau einer Kirche gotischen Stils in Bürstadt
  • 1732 - 1736: Umbau im barocken Stil
  • 1753: Kirchweih der umgebauten Kirche
  • 1754 - 1756: Erweiterung des ursprünglichen Kirchturms
  • 1783: Errichtung eines Hochaltars im Chor der barocken Kirche
  • 1849: Austausch der drei Glocken, die 1917 für Kriegsgüter eingeschmolzen wurden
  • 1871: Anschaffung einer neuer Orgel
  • 1920: Anschaffung von vier neuen Glocken
  • 1923 - 1926: Umbau und Erweiterung der Pfarrkirche
  • 2001: Renovierung des Innenraums der Kirche
  • 2004: Austausch der alten Orgel
  • 2016: Renovierung Kirchturm
  • 2020: Renovierung Außenfassade

Wechselnde Konfessionen in Bürstadt

Bis 1231 wurde Bürstadt vom Kloster Lorsch pastoral betreut. Laut Chronik der Pfarrei St. Michael unterstand Bürstadt danach dem Erzstift St. Moritz in Mainz und dem dortigen Erzbischof. Die Quellen zur Folgezeit sind rar. Erst 1542 wird Bürstadt mit selbstständiger Pfarrei erwähnt, weil der damalige Erzbischof von Mainz, Diether von Isenburg, das Dorf neben Bensheim und Heppenheim an den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz verpfändete, um Kriegsschulden zu begleichen. Ein Pergament hiervon ist noch im Pfarrarchiv vorhanden. Da der Kurfürst Lutheraner war, wurden 1555 im Zuge des Religionsfriedens auch die Bürstädter zu Reformierten. Erst als Erzbischof Johann Schweikard von Mainz Bürstadt im Jahre 1623 zurück kaufte, wurden aus den Einwohnern wieder Katholiken.

Dass in jener Zeit bereits eine Pfarrkirche existierte, ist zwar bekannt, allerdings gibt es wenige Informationen darüber. Als gesichert gilt, dass auf dem Grundriss zwischen heutigem Kirchturm und Seitenaltar eine Kirche gotischer Bauart stand, deren Alter allerdings nicht bekannt ist. Indizien deuten darauf hin, dass sie möglicherweise bereits im 13. oder 14. Jahrhundert errichtet wurde. Offenbar war der Kirchturm im Jahre 1570 baufällig und musste erneuert werden. Daher kann man davon ausgehen, dass er zu dieser Zeit bereits deutlich über 100 Jahre alt war.

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Der Chor der alten Kirche war nach Osten hin ausgerichtet (heutige Peterstraße), der Kirchturm lag im Westen, an der gleichen Stelle, wie der heutige Turm. Unter ihm war wohl ein Eingang, vermutlich dort, wo sich heute die Marienkapelle befindet. Die Ausrichtung der Kirchenschiffe nach Osten hin, die sogenannte Ostung, war im Mittelalter üblich, da der Sonnenaufgang als Zeichen der Auferstehung gilt.

Aus dem späten 16. Jahrhundert stammt auch der Taufstein, der über 400 Jahre in Gebrauch war und heute neben dem früheren Altar der Pfarrkirche steht.

St. Michael - Alter Taufstein (c) Peter Gärtner
St. Michael - Alter Taufstein

Erster Umbau der Pfarrkirche

Die Kirche muss zu Beginn des 18. Jahrhunderts derart baufällig gewesen sein, dass sie umgebaut wurde. Am 07. September 1730 erteilte Kurfürst Franz Ludwig hierfür die Erlaubnis und 1732 begannen die Arbeiten. Diese wurden allerdings aufgrund von finanziellen Engpässen erst 1736 beendet. Die Finanzierung dafür wurde aufgeteilt: Die Gemeinde kam für das Langhaus auf, die kurfürstliche Hofkammer zahlte den Chor und das Pfarrhaus. Der Turm der alten gotischen Kirche blieb unverändert bestehen. Das damals gebaute Pfarrhaus steht heute noch westlich des Turmes und beherbergt Mietwohnungen.

St. Michael - Grundriss 1732 (c) Peter Gärtner
St. Michael - Grundriss 1732

Aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten und sehr spät beglichenen Rechnungen wurde die umgebaute barocke Kirche erst am 16. September 1753 durch den Mainzer Weihbischof Christoph Nebel, Titularbischof von Capharnaum, geweiht. Als Patrone wurden der Erzengel Michael und der heilige Bischof Nikolaus ausgewählt. Das Kirchweihfest wurde auf den ersten Sonntag nach dem Michaelistag festgelegt und wird auch heute noch gefeiert.

Am Vortag wurden vom Weihbischof bereits die drei neuen Glocken geweiht - die größte dem Erzengel Michael, die mittlere der Gottesmutter Maria und die kleinste dem heiligen Bischof Nikolaus. Die mittlere Glocke wurde bereits 1707 in Mannheim gegossen, die anderen beiden erst 1720. Die beiden Altäre der umgebauten Kirche wurden der Gottesmutter und dem heiligen Karl Borromäus geweiht.

Erweiterungen der barocken Kirche

Das folgende Bild zeigt die Pfarrkirche in der Form wie sie 1756 nach den Umbauten bestand, aus Sicht vom heutigen Kirchplatz aus, Ecke Peter- und St.-Michaels-Straße.

St. Michael (Form von 1732) (c) Peter Gärtner
St. Michael (Form von 1732)

Nach der Kirchweihe war auch das nötige Kapital für einen Umbau des alten gotischen Kirchturms vorhanden. Die bestehenden vier Stockwerke wurden von 1754 bis 1756 um drei zusätzliche erweitert, abgeschlossen mit einem Zwiebelturm. Der Turm galt somit als Bindeglied zwischen der alten gotischen und der neu umgebauten barocken Kirche in Bürstadt.

St. Michael - Turm (2010) (c) Peter Gärtner
St. Michael - Turm (2010)

Im Jahre 1783 wurde ein Hochaltar mit Tabernakel im Chor der Kirche gebaut. Verziert wurde dieser u. a. mit einer Statue des Erzengels Michael, die noch heute im westlichen Schiff der Pfarrkirche über dem Marienaltar bewundert werden kann.

St. Michael - Hochaltar (1783) (c) Peter Gärtner
St. Michael - Hochaltar (1783)

Im Jahre 1847 sprang die größte der drei Glocken aus unbekanntem Grund. Daraufhin wurden alle drei umgegossen und 1849 neu geweiht. 1917 fielen die drei Glocken dem ersten Weltkrieg zum Opfer, sie wurden eingeschmolzen. Erst 1920 wurden dann vier statt bisher drei Glocken installiert.

Die Kirche selbst erfuhr im Laufe der Zeit mehrere Renovierungen. Mal blieb es beim Allernötigsten, mal wurden kunstvolle Arbeiten in Auftrag gegeben. 1871 wurde eine neue Orgel aufgestellt, im Jahr darauf eine neue Empore gebaut.

Zweiter großer Umbau und Erweiterung

Erste Pläne für eine grundlegende Erweiterung kamen 1912 auf. Die Bürstädter Pfarrgemeinde war derart angewachsen, dass die alte Kirche bei weitem zu klein geworden war. Die nachfolgende Zeichnung zeigt die Lage der Pfarrkirche samt Pfarrhof, Pfarrhaus, Schule und der übrigen Nachbarschaft. Die dort eingezeichnete Kirchstraße ist die heutige Peterstraße.

St. Michael - Lageplan vor 1868 (c) Peter Gärtner

Durch den Weltkrieg wurde das geplante Vorhaben allerdings aufgeschoben, sodass erst im Herbst 1923 der erste Spatenstich erfolgte. Man entschied sich für eine Erweiterung der Kirche nach Süden hin. Es sollte ein weitaus größeres Schiff seitlich an das bestehende Schiff angebaut werden und an der gegenüberliegenden Seite ein Chor entstehen. Dieser war im Frühjahr 1924 fertig und in der Karwoche erfolgte der Durchbruch zum neuen Schiff. Die feierliche Grundsteinlegung fand am zweiten Ostertag 1924 statt. Die Erweiterung wurde trotz schwieriger wirtschaftlicher Verhältnisse nach dem ersten Weltkrieg und zunehmender Geldentwertung vollzogen. Im Frühjahr 1926 erfolgte dann die Umsetzung der Altäre und die neue Pfarrkirche St. Michael wurde am 29. August des gleichen Jahres vom Mainzer Bischof Dr. Ludwig Maria Hogu geweiht. Im alten Chor wurde fortan ein Marienaltar untergebracht, was sich bis heute nicht geändert hat (siehe obiges Bild mit St. Michaels-Statue). Auf den ursprünglich neu geplanten Glockenturm hat man aus finanziellen Gründen verzichtet.

Der bisherige Altar dient seither als Seitenaltar mit Christus-Grab. In der Weihnachtszeit ist dort die Krippe aufgebaut.

St. Michael - Krippe (c) Peter Gärtner
St. Michael - Krippe

Seitdem wurden erneut diverse Renovierungsarbeiten vorgenommen. Anfang des neuen Jahrtausends wurde der Innenraum komplett renoviert. Im Jahre 2004 wurde eine neue Orgel mit 2133 Pfeifen angeschafft. Beide Vorhaben wurden zu nicht unerheblichen Teilen von der Pfarrgemeinde selbst getragen.

St. Michael - Orgel (2009) (c) Peter Gärtner
St. Michael - Orgel (2009)

Quellen

  • Reuss, Hans (1967): Bürstadt in seiner Geschichte, Mannheim: Südwestdeutsche Verlagsanstalt Mannheim.
  • Winter, Joseph (1926): Festschrift zur Einweihung der neuen katholischen Pfarrkirche St. Michael zu Bürstadt, Bürstadt: Verlag von Franz Träger.

Geschichte bewahren

Aktuell sieht sich die Pfarrei wieder mit einer anstehenden Außenrenovierung und der Instandsetzung des baufälligen Glockenturms konfrontiert. Der Beginn der Arbeiten ist für 2016 geplant. Gerade der Glockenturm ist in einem so schlechten Zustand, dass er sicherheitshalber abgesperrt werden musste. Erneut muss ein Großteil der Kosten von der Pfarrgemeinde selbst getragen werden. Hierfür wurde eigens ein Förderverein gegründet. Wenn Sie die anstehenden Renovierungen unterstützen möchten, steht Ihnen das Spendenkonto des Förderverein St. Michael e. V. zur Verfügung:

IBAN: DE58 5096 1206 0000 0023 56

BIC: GENODE51RBU

Bank: Raiffeisenbank Ried eG

Die Pfarrgemeinde St. Michael hat bereits im Laufe der Jahrhunderte immer die nötigen Mittel zum Erhalt und zur Erweiterung Ihrer Pfarrkirche aufgebracht. Einmal mehr muss sie zusammenstehen, um die Vorhaben wie geplant umsetzen zu können. Wir bedanken und vielmals bei allen Spendern und Unterstützern!