Schmuckband Kreuzgang

Wendelinuskapelle

In der St. Wendelinuskapelle auf dem Boxheimer Hof werden in den Sommermonaten regelmäßig donnerstags um 18:00 Uhr heilige Messen gefeiert. Erbaut wurde die Kapelle im Jahre 1815. Anlass dafür war der beschwerliche Weg in die Pfarrkirche, den die Bewohner des Boxheimer Hofes und die Nachbarn aus Lampertheim vor allem bei Schnee und Regen nur schwer bewältigen konnten. Die St. Wendelinuskapelle liegt am historischen Weg von Lampertheim nach Bürstadt, den die Lampertheimer Katholiken nutzten, um in die Kirche St. Michael in Bürstadt zu gelangen, da es in Lampertheim nach der dortigen Reformation um 1635 keine katholische Kirche mehr gab.

Überliefert ist, dass sich Anfang 1815 drei Bewohner des Boxheimer Hofes - Johann Boxheimer, Heinrich Rosenberger und Bernhard Wiedemann - an das Generalvikariat Aschaffenburg des Erzbistums Regensburg wandten, zu dem Bürstadt damals gehörte. Die drei Männer baten um die Erlaubnis, auf dem Boxheimer Hof eine Kapelle zu errichten, um sich den Weg in die Pfarrkirche nach Bürstadt zu ersparen. 1827 wohnten beispielsweise über 70 Personen im Boxheimer Hof, 68 davon seien der katholischen Konfession zugehörig gewesen. Daher erschien es sinnvoll, dass auf dem Boxheimer Hof auch heilige Messen gefeiert werden konnten. Der Name der Kapelle ist aus Dankbarkeit zum heiligen Wendelinus gewählt worden, da dieser die Bewohner vor Kriegen, Bränden und Viehseuchen bewahrt habe.

Weiter ist überliefert: „Wenn wir, unsere Kinder, Tagelöhner und Gesinde an Sonn- und Feiertagen von dem Bürstädter Gottesdienste zurück auf unseren Hof kommen, ist es mittags 12 Uhr. Dann wird gegessen und das Vieh gefüttert. Und den Unsrigen ist es alsdann unmöglich, wieder nach Bürstadt in die Nachmittags-Kirche zu gehen, da einerseits schon der dortige Gottesdienst, bis wir kämen, beendet - und andererseits es schon Nacht sein würde, ehe wir unseren Hof wieder erreichten".

Dem Gesuch der drei Bewohner des Boxheimer Hofes wurde dann auch im April 1815 stattgegeben, allerdings mit der Auflage, dass die Gläubigen mit ihren Kindern an Sonn- und Feiertagen einen Gottesdienst mit Predigt in der Kirche zu Bürstadt beiwohnen. Die Kapelle wurde nur zur abendlichen Andachtsverrichtung genehmigt. Daraufhin begann Heinrich Rosenberger mit dem Bau der St. Wendelinuskapelle und sie wurde noch im selben Jahr eingeweiht.

Eine weitere Geschichtsquelle besagt, dass im Jahr 1820 dann tatsächlich mit dem Bau der Kapelle begonnen wurde. Zur Einrichtung zählte damals unter anderem ein Betstuhl, geziert mit achtzehn Heiligenbildern sowie einem Kruzifix. Gebrannte Plättchen markierten den Eingang, die Tür war aus Eichenholz gefertigt und mit einem Messingknopf versehen. Die Aufreihung der Stühle für die Gemeinde trennte das männliche vom weiblichen Geschlecht. Heute steht die Kapelle auf einem Gelände von 129 Quadratmetern, zirka 50 Quadratmeter beträgt dabei die Fläche der Kapelle.

Die Glocke der St. Wendelinuskapelle scheint wohl schon weit vor dem Bau der Kapelle gegossen worden sein. Nach der Abnahme des Dachreiters der Kapelle im Jahre 1942 stellte sich heraus, dass das Glöckchen bereits im Jahre 1709 von einem gewissen Johann Peter Edel in Straßburg gegossen wurde. Möglicherweise stand auf dem Boxheimer Hof zuvor bereits eine Kapelle, über die allerdings nichts überliefert ist. Ein weiteres Indiz hierfür ist, dass der Pfarrer aus Bürstadt, der die Gemeinde von 1687 und 1717 betreute, um eine Gehaltszulage bat, denn „die Boxheimer Höfe lägen zu entlegen". Dies ging aus den Akten hervor, die während des Krieges im Archiv in Darmstadt verbrannt sind. Ebenso ist denkbar, dass der Pfarrer diese Zulage nur für Feldgottesdienste unter freiem Himmel, oder bei schlechtem Wetter in der Scheune, um in der Erntezeit für reichlichen Ertrag zu beten.

Die Wendelinuskapelle wurde am 19. Oktober 2001 nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten erneut geweiht. Auch kann nun die Holzfigur des Heiligen Wendelinus wieder in ihrer ganzen Schönheit bewundert werden.