Die Kirche der am 1. Mai 1927 zur selbständigen Pfarrkuratie erhobenen katholischen Kirchengemeinde Mainz-Zahlbach, zuvor Filiale der Pfarrei St. Georg in Bretzenheim, ist dem Patronat des Heiligen Achatius, einer der 14 Nothelfer, gewidmet; er soll der Legende nach Anführer der 10 000 Soldaten gewesen sein, die unter den Kaisern Hadrian und Antoninus auf dem Berge Ararat den Martertod durch Kreuzigung erlitten. Zunächst wurde die Pfarrei von verschiedenen Pfarrkuraten betreut, dann vom Jahre 1974 an von dem Kapuzinerkonvent von St. Bonifaz in Mainz. Ab dem 1. Februar 1984 stellten die Patres der Missionare von der Hl. Familie aus dem damaligen Berthier-Haus in der Bretzenheimer Bahnstraße die Pfarrer. Seit dem 1. August 2013 ist mit Pfarrer Markus Kölzer wieder ein Bretzenheimer Pfarrer auch Pfarrer der Zahlbacher Kirche.
Die Vorgeschichte des im sog. Heiligen Thal unweit des als Aureus bezeichneten Hauptfriedhofs gelegenen Ortes Zahlbach und seiner Kirche unterhalb eines römischen Gräberfeldes und in direkter Nachbarschaft zu den Römersteinen reicht allerdings viel weiter zurück.
Im Jahre 1100 erstmals als Siedlung namentlich erwähnt, verfügte Zahlbach spätestens seit 1190 über eine als „capellam in Zagelbach" beurkundete Kirche. Die ursprünglich dem Victorstift gehörende Kapelle wurde von Erzbischof Konrad von Wittelsbach (zusammen mit Bretzenheim) am 8. April dieses Jahres dem Hochstift St. Stephan in Mainz übertragen, das das Patronatsrecht bis zur Aufhebung des Stiftes im Jahre 1802 behielt. Auch wenn seit dem Ende des 13. Jh. die Äbtissin des Dalheimer Klosters als größte Grundbesitzerin in beiden Orten die Vogteirechten ausübte, als Patronats- und Zehentherr hatte das Hochstift für die Seelsorge in Zahlbach zu sorgen. So ist es wenig verwunderlich, dass im Kreuzgang von St. Stephan heute noch Grabplatten zu finden sind, bei denen dem Namen des verstorbenen Stiftsherren die Bezeichnung „plebanus de Zahlbach" beigefügt ist.
In alten Akten kann man von einer Renovierung der Kapelle im Jahre 1580 lesen. Die Reformation war in Zahlbach wohl wenig erfolgreich, denn in einem im Staatsarchiv Würzburg aufbewahrten Protokoll einer Domkapitelsitzung aus dem Jahre1548 heißt es: „......in Zahlbach wird der Pfarrer als katholisch und ehrbar geschildert...".
Da im 30-jährigen Krieg die geistliche Betreuung von St. Stephan aus wohl nicht mehr zu gewährleisten war, wurde 1641 die Seelsorge für das Dorf Zahlbach der Pfarrei Bretzenheim übertragen. Mit dieser Veränderung konnten sich die Zahlbacher nur schwer abfinden; immer wieder intervenierten sie bei der erzbischöflichen Behörde, zuletzt im Sommer 1725 mit der Bitte: „man möge ihre alte Gerechtigkeit reformieren und einen eigenen Pfarrherrn gnädigst placedieren..." Doch St. Achatius blieb bis 1927 Filialkirche von Bretzenheim. Hieran änderte auch das kaiserliche Dekret vom 3. Prairial (= 23.Mai) 1805 nichts, mit dem lt. Mainzer Zeitung vom 8. Fructidor XIII (26. August 1805) "...die Grenzen zwischen der Stadt Mainz und der Gemeinde Bretzenheim auf eine Art bestimmt worden (sind), dass Zahlbach mit seinem Gebiet in Zukunft zu Mainz gehört."
Um 1790 musste die aus dem Mittelalter stammende Zahlbacher Kirche sich in einem sehr schlechten baulichen Zustand befunden haben; denn gewiss nicht ohne Grund setzte der Kurfürstliche Renten-Assessor Johann Peter Ernst mit Testament vom 11.Juli 1791 die „Pfarrkirche zu Zahlbach bei Mainz" als seine Universalerbin ein mit der Auflage, aus seiner Nachlassenschaft müsse „diese Kirche baldigst erbauet" und mit den Bauarbeiten innerhalb eines Jahres begonnen werden. Der Renten-Assessor verstarb im nächstfolgenden Jahre; aus seinem Nachlass erhielt die Zahlbacher Kirchengemeinde 6860 Gulden, davon 2000 Gulden zweckgebunden für wöchentlich zwei Seelenämter.
Die Zahlbacher Kirchengemeinde nahm die testamentarischen Auflagen offenbar sehr ernst. Schon am 10. August 1792 legte Bauwerkmeister Johann Lothary seinen Kostenvoranschlag über insgesamt 5.604 Gulden für den Bau einer neuen Kirche in Zahlbach vor, ungeachtet der Abrisskosten für die alte Kirche. Vermutlich wurde mit dem Abriss der Kirche alsbald begonnen; so ist bekannt, dass der unterminierte Kirchturm am 19.10. 1792 einstürzte. Wie der Zahlbacher Kirchenvorstand später berichtete, habe man damals „getreu dem Buchstaben des Testamentes, um der Erbschaftsmasse nicht verlustiget zu werden,... Hände ans Werk geleget, Überschläge fertigen und von der competenten Stelle gutheißen lassen, und endlich sogar die Accorde geschlossen". Vorschussweise seien insgesamt 2500 Gulden an verschiedene Handwerker gezahlt worden. Zweimal habe man mit dem Bau begonnen und beidesmal sei das Werk durch den „Krieg" - gemeint wohl die Belagerung der Stadt Mainz durch die kaiserlichen Truppen im Jahre 1793 sowie die nachfolgenden Kriegshandlungen - unterbrochen worden. Dabei seien viele angeschaffte Materialien „zum merklichen Schaden der Kirche" vernichtet worden.
Infolge der Annexion der Rheinlande durch Frankreich im Jahre 1797 und der endgültigen Eingliederung in das französische Staatsgebiet mit dem Frieden von Lunéville vom 9. Februar 1801 verzögerte sich der Wiederaufbau der Zahlbacher Kirche um weitere Jahre. Dennoch gab der Zahlbacher Kirchenvorstand das Vorhaben nie auf. Im Frühjahr 1808 bat er den Präfekten Jeanbon St. André um Genehmigung der geplanten Baumaßnahme und versicherte, die notwendigen Mittel stünden zur Verfügung. Die Bauerlaubnis wurde daraufhin noch im Laufe des Jahres 1808 erteilt. Mit der Bauplanung war der französische „Architecte de la ville de Mayence" (Stadtarchitekt) François Auguste Cheussey, beauftragt, der dafür nach Brilmayer ein Honorar von 160 Francs erhielt. Cheussey erstellte auch einen neuen Kostenvoranschlag über insgesamt 18.126,43 Francs (rund 8430 Gulden). Nach Vorarbeiten in der zweiten Jahreshälfte 1808 begannen im Frühjahr 1809 die eigentlichen Bauarbeiten. Zum Jahresende waren die Maurerarbeiten weitgehend beendet, mit den Zimmerer- und Dachdeckerarbeiten war begonnen worden. So konnte auch der Spengler gegen Jahresende schon den Turm der Kirche mit „Knopf und Ha(h)nen" krönen. Im Laufe des Jahres 1810 gingen die Arbeiten am Kirchengebäude zügig voran bis zur Fertigstellung des Rohbaus. Zum Ende des Jahres 1810 mussten alle weiteren Arbeiten wegen fehlender Finanzierungsmittel eingestellt werden.
Zu weiteren Verzögerungen des Kirchenbaus führten sich überstürzende geschichtliche Ereignisse wie die napoleonische Kriege, der Abzug der französischen Truppen aus Mainz anfangs Mai 1814, Interimsverwaltungen (1814/1816), die Eingliederung Rheinhessens mit Mainz in das Großherzogtum Hessen-Darmstadt mit Wirkung vom 1. Juli 1816. Im Frühjahr 1816 war die Zeit reif für die Wiederaufnahme der Arbeiten an der Zahlbacher Kirche. Nachdem der damalige Kircheneinnehmer Hartmann aus Zahlbach erklärte hatte, dass die dazu notwendigen Mittel aus dem sog. Kirchenfonds bereitgestellt werden könnten, beschloss der zuständige Bretzenheimer Kirchenrat am 28. Juli 1816 die Fortsetzung des Bauarbeiten. Schon nach wenigen Monaten waren die Arbeiten so weit gediehen, dass die Kirche für die Feier der Gottesdienste genutzt werden konnte. Am 26. November 1816 weihte der Bretzenheimer Pfarrer Franziskus Chambion im Auftrag des Mainzer Bischofs die Kirche nach vorgeschriebenem Ritus ein.
Obwohl in der Kirche wieder regelmäßig Gottesdienst gefeiert wurden, waren noch längst nicht alle notwendigen Arbeiten erledigt. So wurden im Jahre 1818 Bodenplatten in der Kirche verlegt, im folgenden Jahr die Außenanlagen um die Kirche hergerichtet und im Jahre 1820 die Kirche außen verputzt. Danach erst konnte der Wiederaufbau der Zahlbacher Kirche als abgeschlossen gelten. Insgesamt sind Baukosten in Höhe von rund 7700 Gulden (ohne Innenausstattung) belegt. Die notwendigen Mittel wurden zum größeren Teil aus dem Nachlass von Renten-Assessor Ernst, aus weiteren Vermächtnissen und Spenden sowie aus Eigenmitteln aufgebracht.
Bereits im Jahre 1821 kam es unerwartet zu erneuten Belastungen der Zahlbacher Kirchenkasse, nachdem eine der beiden aus der Vorgängerkirche stammenden Glocken zersprungen war und durch eine neue Glocke ersetzt werden musste. Der Mainzer Glockengießer Zechbauer fertigte unter Verwendung des Metalls der defekten Glocke eine neue Glocke, die am 28. Dezember 1821 im Turm der Zahlbacher Kirche installiert wurde. Der finanzielle Aufwand belief sich auf insgesamt auf 297 Gulden.
Ausgaben für die Inneneinrichtung der neuen Kirche, z. B. für Altar und Mobiliar, sind in der Jahresrechnung von 1816 nicht ausgewiesen. Solche Ausgaben könnten, wenn überhaupt, im Jahre 1817 angefallen sein, die aber wegen der im Pfarrarchiv fehlenden Jahresrechnung nicht mehr nachvollziehbar sind. Ungeklärt bleibt auch, ob und welche Einrichtungen aus dem ehemaligen Kloster Maria Dalheim oder der alten Zahlbacher Kirche in die neue Kirche übernommen worden sind. Belegt sind jedoch spätere Anschaffungen wie:
- im Jahre 1824 ein Beichtstuhl aus Eichen- und Tannenholz und eine Kommunionbank, ebenfalls aus Eichenholz, beide gefertigt und geliefert von Schreinermeister Johann Schlauth für insgesamt rund 76 Gulden,
- im Jahre 1826 eine neue Kanzel für 130 Gulden, gefertigt und montiert von den Schreinermeistern Adam Zängler und Johann Schlauth, lackiert und vergoldet von Lackierermeister Hermann Josef Bogel für 98 Gulden,
- im Jahre 1837 eine neue Orgelempore, gefertigt und eingebaut durch Zimmerermeister Johann Weiß aus Mainz für 445 Gulden, ferner eine aus der evangelischen Kirche in Aspisheim stammende gebrauchte Orgel, gründlich überarbeitet und auf zehn Register erweitert, geliefert und aufgestellt von dem Mainzer Orgelbaumeister Bernhard Dreymann, Gesamtaufwand 450 Gulden.
Im Band 2.1 der Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz - Stadt Mainz von 1986 ist die Kirche folgendermaßen beschrieben: „St. Achatius präsentiert sich als kleiner Saalbau mit eingezogenem Chor und anschließendem Turm. Der Außenbau ist sehr schlicht gestaltet: der Haupteingang pilastergerahmt mit flachem Dreiecksgiebel in der ansonsten undurchfensterten Westwand. Die Seitenwände weisen als einzige Gliederungselemente große Lünettenfenster auf; der Turm musste wegen der Lage der Kirche in der Rayonzone niedrig gehalten werden". Der Grundriss des kleinen Langhaus-Saales mit dem eingezogenen Chor könnte schon aus kurfürstlicher Zeit stammen. Der sich an den Chor anschließende Turm besitzt unten ebenfalls nur die bescheidenen Sakristeifenster und ein Halbrundfenster darüber; das erste Gesims in Höhe des Dachfirstes von Chor und Schiff trägt auch die Dreiergruppen der Schallfenster. Den oberen Abschluss bilden vier Giebel, die ähnlich der Westfassade ohne schmückende waagerechte Gesimse bleiben. Selbst die Laterne auf dem Kreuzungspunkt des Turmdachs wirkt in ihrer Schlichtheit etwas provisorisch, könnte aber dennoch schon ursprünglich so geplant gewesen sein.
Dem Außenbau entsprechend ist auch der Innenraum zurückhaltend gestaltet. Es werden gezielt alle Architekturglieder vermieden, die aus behauenem Stein sein könnten. So fehlen beim weiten, den gesamten Chor überspannende Triumphbogen die üblicherweise als Auflage dienende Kämpfer, die großen Putzflächen der Wände von Chor und Schiff werden nur nahe der Decke von den acht Lunettenfenstern durchbrochen.
Chor und Langhaus werden durch Spiegelgewölbe aus Rabitz über einem schmalen Stuckgesims abgeschlossen.
Einziger reicher geformter Bauteil ist die aus dem Jahre 1937 stammende Empore auf zwei dorischen (Holz-)Säulen mit einer Felderbrüstung.
Die Einrichtung entstammt zum größten Teil der Zeit um 1820 bis 1830, also kurz nach Fertigstellung der Kirche. Einige ältere Stücke wurden wegen der Armut der damaligen Zeit wahrscheinlich aus dem zwischen 1805 - 1812 niedergelegten benachbarten Kloster Maria Dalheim, aus der vorhergehenden Kirche oder anderswoher besorgt.
Blickfang im Kircheninneren ist der 1898 nach Entwürfen des Mainzer Bildhauermeisters G. Schmahl bereits einmal erneuerte Hochaltar, ein säulenbestückter Holzrahmen um einen Tabernakel, ursprünglich bis auf die Figuren wohl in weiß und gold gefasst, seit der Renovierung 1982/83 jedoch teilweise marmoriert.
Besondere Erwähnung verdient der vermutlich noch aus dem Kloster Dalheim stammende, drei je nach Anlass unterschiedliche Ansichten zeigende Drehtabernakel, geziert mit Rokaillen; der umgebende klassizistische Rahmen ist mit Urnen und Festons aus der Zeit um 1780/90 versehen. Das silbern glänzende Lamm Gottes auf dem Tabernakeldach besteht aus Stuck, auch die den Rahmen bekrönende „goldene" Immaculata dürfte aus der Zeit um 1820 stammen, während die beiden seitlich des Tabernakels stehenden kleineren Figuren des hl. Rochus und Antonius Eremit wohl um 1700 entstanden sind.
Die ursprüngliche Kanzel von 1826 wurde um 1900 durch eine eigentlich für St. Quintin 1823 angefertigte ersetzt. Reich geschmückt besteht sie aus marmoriertem und vergoldetem Holz, die Lambrequins, das Evangelienbuch und die Wolken auf dem Deckel sind weiß gefasst. Der kreisförmige Kanzelkorb trägt die Symbole von Kirche und Synagoge in Form der Insignien des Papst- und Hohenpriestertums, am unteren Rand einen Lorbeerkranz, den untersten Abschluss bildet ein Pinienzapfen. Die schmale Rückwand trägt ein vergoldetes Medaillon mit den Buchstaben IHS.
In eine Nische mitten in der Südwand des Schiffes eingelassen ist der 1824 angeschaffte Beichtstuhl, ursprünglich wohl gefasst, 1956 abgelaugt und nunmehr holzfarbig mit vergoldeten Kapitellen. Die drei Öffnungen werden durch Pilaster eingerahmt, wobei die inneren wegen des vorgezogenen Mittelteils schräg gestellt sind. Die Mitte ist von einem Giebel mit einer Urne bekrönt, zu ihr leiten Voluten über den Seitentüren hin.
Ebenfalls aus der Erbauungszeit der Kirche stammen wohl die Kirchenbänke mit den einfachen gerade abgeschlossenen Wangen, darunter eine mit den Initialen JR. Rechts des Eingangs zur Kirche findet man ein bemerkenswertes sechssitziges Kirchenvorstandsgestühl mit einer durch Pilaster gegliederten Rückwand aus Eichenholz. Aus der ursprünglich den Chor vom Kirchenraum trennenden hölzernen Kommunionbank von 1824 wurden in Umsetzung der Beschlüsse des 2. Vatikanischen Konzils ein neuer Volksaltar, ein Ambo und ein Blumentisch gefertigt.
Besondere Beachtung sowohl für das Auge wie für das Ohr verdient die Orgel, deren Pfeifenwerk aus der ev. Kirche von Aspisheim stammte, der Prospekt wahrscheinlich noch aus der Dalheimer Klosterkirche. Weiß-gold gefasst setzt dieser sich aus einem dreieckigen Mittelturm, zwei überleitenden harfenförmigen Feldern und zwei hohen Rundtürmen zusammen, die Mitte wird von Wolken und Strahlen, die seitlichen Türme von Posaune blasenden Putten gekrönt. Im Herbst 1997 wurde eine völlig neue und „wohltemperierte" einmanualige Orgel in das vorhandene Gehäuse auf der Empore eingebaut.
Auch die zahlreichen Bildwerke verdienen die Aufmerksamkeit bei einer Besichtigung des Kirchleins, das nach dem Hl. Achatius benannt ist. Seine Figur steht - 1,41 m groß und vor 1800 geformt - als Ritter in barocker Rüstung mit Helm und Mantel auf der linken Seite im Altarraum, wie ursprünglich nun auch wieder bunt gefasst.
An der rechten Stirnseite des Kirchenschiffs steht eine vermutlich in der Mitte des 18.Jh. ebenfalls aus Holz geformte Immaculata. Da ihre linke Hand ehemals jedoch ein Attribut - vermutlich eine Märtyrerpalme - hielt, stellte sie wohl ursprünglich die Justina dar, Schwester des Märtyrerbischofs Aureus, beide in der Zeit der Völkerwanderung am Orte des heutigen Hauptfriedhofs von den Hunnen ermordet.
Unter der Empore findet man an der rechten Seitenwand eine aus der 2. Hälfte des 18. Jhdts. stammende eindrucksvolle freie Nachbildung des hochverehrten Heilands der Wieskirche bei Steingaden, denn die Inschrift auf der Geißelungssäule neben der hölzernen, nur mit einem goldenen Lendentuch bekleideten Christusfigur „Ecce homo" erläutert: „Nach dem / Gnadenbild / Im Oberland / Bayern".
Ebenfalls möglicherweise eine Nachbildung eines Gnadenbildes ist die kleine, nur 56 cm hohe Pieta, eine wunderschöne bäuerliche Arbeit etwa des 17. Jhs. mit auffallend kleinem Christuskörper auf einer Sockelplatte mit vier Kugelfüßen an der linken Innenwand unter der Empore.
Aus der 1. Hälfte des 18. Jhs. dürfte die hölzerne Kreuzigungsgruppe im Kircheninnern ebenfalls auf der Westseite stammen, die Maria und Johannes in starker Bewegung unter dem auf einem Erdsockel mit Totenkopf aufgebauten Kreuz mit dem wohl gerade verstorbenen Christus zeigt.
Die ebenso eindrucksvolle Kreuzigungsgruppe an der Außenfassade links neben dem Eingang zur Kirche wurde 1908 von einem Kostheimer Bildhauer gestaltet.
Zu den Schmuckstücken in der Kirche zählt zweifelsohne die Darstellung der Weihnachtsszene, ein großes manieristisches, um 1600 entstandenes Ölgemälde auf Eiche, das die Anbetung der Hirten im Stall zu Bethlehem zeigt, über denen sich der Himmel öffnet, aus dem der hl. Geist und die verkündigenden Engel herabschweben. Durch ein seitliches Fenster eröffnet sich ein Ausblick auf eine Wiese mit der Verkündigungsszene.
Gegenüber hängt eine Darstellung der Emausszene, wohl eine Kopie aus dem 18. Jh.
Auf der Empore findet man ein ebenfalls beachtenswertes Gemälde im Stil um 1600 mit einer Darstellung von Christus zwischen einem Soldaten und Pilatus und einer Inschrift nach Vers Joh. 18 + 19 (Ecce homo ...)
Noch viel mehr ist zu finden in und um dies Kirchlein im Heiligen Thal. So ein in rotem Sandstein gemeißelter Nonnenkopf - wohl Rest eines barocken (Äbtissinnen-?) Grabsteins aus dem Kloster Dalheim - eingemauert im Turm über der Tür zum Speicher. Oder eine Holzfigur des hl. Judas Thaddäus in der Eingangsdiele zum gegenüber gelegenen Pfarrbüro. Oder die Darstellung der oben erwähnten Ermordung des Märtyrerbischofs als Bild im Seminarraum daneben.
Eine offene Treppe links neben dem Pfarrhaus führt zu den von insbesondere von unserer Jugend genutzten Räumen, über den Innenhof erreicht man den Pfarrsaal. Die neben der Kirche gelegene großzügige Pfarrwiese dient nicht nur als Standort für das Osterfeuer und den Fronleichnamsaltar, dort findet unser jährliches Pfarrfest und manch weitere Freiluftveranstaltung einen schönen Rahmen.
Günter Scherer, Erich Zehnder
(c) der Bilder dieser Seite: Günter Scherer, Erich Zehnder
Literatur:
Mainzer Kirchenführer, Entdeckungen in katholischen Kirchen in und um Mainz. Hrsg. von Jürgen Nikolay. Ingelheim, Leinpfad-Verlag 2004, 76-79 (Dr. Erich Zehnder).
1250 Jahre Bretzenheim. Hrsg. vom Verein für Heimatgeschichte Bretzenheim und Zahlbach. Mainz 2002, 51-53 (Dr. Erich Zehnder)