Coming Home mit Mord und Leichen

Daniel Holbe liest aus seinem Bestseller-Krimi „Der doppelte Tod“

400 m von hier begann seine Karriere: Bestseller-Autor Daniel Holbe liest im Pfarrheim aus seinem Krimi der doppelte Tod. Hier im Gespräch mit einer Leserin. (c) hh
400 m von hier begann seine Karriere: Bestseller-Autor Daniel Holbe liest im Pfarrheim aus seinem Krimi der doppelte Tod. Hier im Gespräch mit einer Leserin.
Datum:
Fr. 29. März 2024
Von:
Andrea Stiefmeier

 

Reichelsheim (hh). „Mitten in der Frankfurter Innenstadt kommt es zu einer blutigen Messerstecherei: Am Ende gibt es einen Toten, vom flüchtigen Täter fehlt jede Spur. Infrage kommen eine Beziehungstat oder ein Fall von Bandenkriminalität.“ So steht es auf dem Buchdeckel. Und weiter: „Bei der Geflüchteten gibt es einen Treffer bei der DNA-Analyse.“ Der Getötete hatte offenbar Kontakt zu einer Frau, deren Leiche wenige Tage zuvor in einem Steinbruch gefunden wurde.

Daniel Holbe liest aus seinem Kriminalroman „Der doppelte Tod.“ Er hat ein Heimspiel, ist zum vierten Mal Gast im Dorn-Assenheimer Pfarrheim. Diesmal mit dem 23. Band um die unkonventionelle Frankfurter Kult-Kommissarin Julia Durant und dem Team vom Kriminalkommissariat K11. Die Protagonistin der Krimireihe erfand der 2011 verstorbene Bestseller-Autor Andreas Franz. Bereits 2012 übernahm Holbe dessen Reihe. Dennoch steht der mittlerweile zu einem der bekanntesten Autoren von deutschen Kriminalromanen avancierte Schriftsteller in kleinen Lettern unter dem überdimensionierten Namen von Franz auf der Titelseite.

Holbe beginnt am ehemaligen Steinbruch in Rosbach. Dort wurde die Tote Nicole keine 20 Jahre jung versenkt – und das bereits 1992. Ein Cold Case würde man heute sagen, eine düstere Atmosphäre, “denn ein schauriger Prolog gehört zu jedem Durant Krimi.“ Zurück bleibt ihr Vater, der zum zweiten Mal und nun den endgültigen Tod seiner Tochter erlebt. Und ein Täter, der rund 30 Jahre unbehelligt seine Kreise zieht. Der zweite Tod für den Vater, eine erste Interpretation des Titels.

Die Perspektive wechselt in den Taunus, hin zu einer repräsentativen Villa mit dem Flair der fünfzigerjahre. Hier geschehen geheimnisvolle Dinge, die Holbe nicht preisgibt. Nicht alle. Eigentümer ist die reiche Familie Baal. Der junge Baal war vor 30 Jahren mit der Toten aus dem Steinbruch liiert, während Vater Baal vor rund 20 Jahren mit seinem Jaguar aus dem Main gefischt wurde. Im Kofferraum eine Leiche. Auch hier ein doppelter Tod mit Raum für eine weitere Interpretation des Buchtitels? Wir haben nun einen Jaguar, zwei Tote, einen toten Verdächtigen. Und Dennis Schäfer, einen in Haft befindlichen Verdächtigen. Der gestand beide Morde.

Jetzt wird Holbe nostalgisch. Und schaltet um zum alten leer stehenden Frankfurter Polizeipräsidium. Hier hat Julia Durant einst ihre Karriere begonnen bepackt mit vielen Erinnerungen aus dieser Zeit. Und hier hat Holbe viele Stunden der Recherche verbracht. Lost Places werden diese Plätze bzw. das Gebäude heute genannt. Man merkt, dass er mit seinen Figuren lebt, deren Charaktere mit all deren Eigenheiten authentisch porträtiert.

Der gebürtiger Ockstädter plaudert mehr als er liest. Durant kehrt sogar wieder in die Wetterau zurück. Sie kommt nach Dorn-Assenheim, zumindest fährt Sie durch. Denn der mittlerweile wieder vermisste Jaguar findet sich ausgerechnet versenkt im Bergwerksee.

Büchereileiterin Andrea Stiefmeier war schon von der Werbung beeindruckt, wo es hieß Coming Home. Doch auch dem Publikum, 54 Gäste waren da, gefiel der unterhaltsame Abend, denn Holbe packt doch sehr viele exklusive Lesestellen aus. Gerade wenn das Privatleben der Charaktere gut dosiert eingeflochten wird. Durant pflegt mit ihrem Chef Claus Hochgräbe eine Liaison. Geheiratet wird allerdings erst im nächsten Band. Der Leser soll ja dranbleiben.

 

Text: Holger Hachenburger