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„Man muss die Feste feiern, wie sie fallen“ - Geistliches Wort

Ausgegrenzte
Datum:
1. Sept. 2025
Von:
Lydia Haun

Dieses alte deutsche Sprichwort erinnert uns daran, das Leben zu genießen und die Gelegenheiten zu ergreifen, die sich uns bieten. Denn wer ständig auf den perfekten Moment wartet, verpasst am Ende vielleicht all die kleinen, wunderbaren Augenblicke, die das Leben lebenswert machen.

Gerade im Sommer scheint das Leben voller solcher Gelegenheiten zu sein. Private Feiern wie Geburtstage, Hochzeiten oder Jubiläen bieten reichlich Anlass zur Freude. Doch auch die vielen öffentlichen Veranstaltungen – Kerb, Zwiebelmarkt, Stadt- und Gemeindefeste, Weinfeste, Märkte oder Messen – laden ein, gemeinsam zu feiern.

Feste unterbrechen unseren Alltag. Sie schenken Abwechslung, Erholung und hoffentlich jede Menge Freude. Gleichzeitig stiften sie Gemeinschaft. Viele dieser Feiern verlaufen friedlich, schaffen Begegnung und stärken das Gefühl des Miteinanders.

Auch im Evangelium des kommenden Sonntags (Lukas 14) geht es um ein Fest. Jesus ist zu einem Gastmahl eingeladen. Doch statt sich zurückzulehnen, nutzt er die Gelegenheit, um die gesellschaftlichen Spielregeln zu hinterfragen.
Wer bekommt welchen Platz? Wen lade ich ein – und wen lieber nicht?
Zunächst klingt seine Mahnung zur Bescheidenheit wie eine Benimmregel. Doch eigentlich zielt seine Botschaft viel tiefer: Jesus fordert dazu auf, sich bewusst den Menschen zuzuwenden, von denen ich nichts erwarten kann – weder Anerkennung noch Gegeneinladung.

Er spricht davon, die Armen, die Kranken, die Gelähmten und die Blinden einzuladen – Menschen, die damals am Rand der Gesellschaft standen, für die kein Platz vorgesehen war.

Heute bemühen wir uns in vielen Bereichen um mehr Inklusion. Barrierefreie Zugänge werden geschaffen, gesellschaftliche Teilhabe soll möglich sein. Doch trotz aller Fortschritte sind es oft nicht die baulichen Hindernisse, die am schwersten wiegen – es sind die in unseren Köpfen.

Diese Barrieren betreffen nicht nur Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen. Sie betreffen auch jene, die den Erwartungen und Ansprüchen unserer Gesellschaft nicht (mehr) genügen: ältere Menschen, Kranke, Einsame, sozial Ausgegrenzte. Es ist so viel einfacher, sie zu übersehen, als ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und sie in unsere Mitte zu holen.

In diesem Zusammenhang kommt mir ein Wort von Heinrich Böll in den Sinn. Der Schriftsteller sagte einmal:
„Selbst die allerschlechteste christliche Welt würde ich der besten heidnischen vorziehen, weil es in einer christlichen Welt Raum gibt für die, denen keine heidnische Welt je Raum gab: für Krüppel und Kranke, Alte und Schwache – und mehr noch als Raum gab es für sie: Liebe die, die der heidnischen wie der gottlosen Welt nutzlos erschienen und erscheinen.“

Jesus fordert uns heraus, Menschen um ihrer selbst willen wertzuschätzen – nicht aufgrund ihrer Leistung oder ihres Status, sondern weil sie Menschen sind.

Wenn wir also feiern – ob im kleinen Kreis oder im großen Festzelt – sollten wir die nicht vergessen, die nicht von selbst Zugang zu solchen schönen Momenten haben. Ihnen einen Platz in unserer Mitte zu geben, ihnen mit Wertschätzung, Respekt und echter Zuwendung zu begegnen – das ist Jesu Einladung an uns heute.