Was Bäume uns sagen können - Geistliches Wort

Liebe Leserinnen und Leser,
nach einer Operation bin ich zurzeit in Reha in einem kleinen Kurort. Die Klinik, in der ich bin, grenzt unmittelbar an eine eine wunderschönen Kurpark, in dem ich, so der Auftrag meiner Physiotherapeuten, regelmäßig spazieren soll.
In diesem Park stehen beeindruckende Bäume: Eichen, Ahorn, Kastanien uns sogar Mammutbäume sind da zu finden.
Diese riesigen und und uralten Lebewesen beeindrucken mich jedesmal aufs Neue, wenn ich an ihnen vorbei gehe und unwillkürlich bewundere ich sie für ihre feste Verbindung im Boden, ihre mächtigen Stämme und ihre riesige Kronen, die sich dem Himmel entgegen strecken. Die Bäume können uns vieles lehren, philosophiere ich: Ihre Beständigkeit zeigt sich nicht im Lärm, sondern im ruhigen Weiterwachsen trotz Wind, Kälte und so manchem Gewitter.
Die Wurzeln gehen tief in die Erde und bilden das Fundament. Ohne sie kann der Baum nicht stehen. Was sind meine Wurzeln, Werte, was gibt mir Halt und führt zu meinen Quellen?
Der Stamm steht für Kraft und Geduld. Er trägt Lasten, hält dem Sturm stand und trägt Lasten. Auch und besonders in unruhigen Zeiten. Ein Bild für Wahrheit, Gerechtigkeit und Nächstenliebe. Wie stabil bin ich, welche Last kann ich aushalten?
Die Krone richtet sich dem Licht und dem Himmel entgegen; Blätter fangen Sonne ein, Photosynthese schenkt Leben. Sie steht für meine Verbindung zum Himmel, meine Träume, Sehnsüchte und Ziele weit über das Materielle hinaus. Wonach strecke ich mich, wohin will ich wachsen?
So ist der Baum für mich die sichtbare Verbindung von Erde und Himmel und nicht zufällig wird in der christlichen Tradition vom Kreuzesbaum gesprochen. Der Baum, am Rand des Weges – sichtbar und doch still. So ist er eine Einladung: Zu erkennen, dass wir Teil einer größeren Ordnung sind, in der Liebe, Gnade und Verantwortung verbunden sind. Wachstum braucht Zeit; Winter kommt, doch der Frühling kehrt zurück, wenn die Wurzeln leben.
So wünsche ich uns allen, dass wir wie Bäume stehen: stabil, geerdet, gewachsen durch Erfahrung und Prüfungen, offen zum Himmel. Lasst uns einander stützen, damit kein Sturm uns niederdrückt, sondern uns näher zu Gott und zueinander führt.
Markus Kreuzberger, Gemeindereferent der katholischen Gemeinden Griesheim und Weiterstadt