Der Weg

Nov. 2016

Datum:
Sa. 5. Nov. 2016
Von:
Pfarrer Adam Malczyk

Der Weg

Der Weg ist ein Symbol für das Leben und auch für den Glauben. Beides entfaltet sich schrittweise. Die meisten der großen Gestalten der Bibel werden dargestellt als Menschen auf einem Weg. Die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob sind Wanderer unter dem Stern einer Verheißung. Wanderschaft ist auch das Geschick des Volkes Israel auf dem Weg in das Gelobte Land, wie auf dem Weg in das Exil und wieder zurück in die Heimat.

Das Wirken Jesu wird im Neuen Testament ebenfalls als ein ständiges Unterwegssein in Galiläa und Judäa beschrieben, bis er draußen vor der Stadt Jerusalem einsam am Kreuz stirbt. Und als Auferstandener begleitet er zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus (Lk 24, 13-35), ein Symbol dafür, dass er mit der Kirche auf ihrem Weg durch die Geschichte unterwegs ist, ihr beisteht durch die Kraft des Heiligen Geistes.

Wege führen oft zu einer Wegkreuzung. Der Wanderer muss sich dort für eine der sich eröffnenden Richtungen entscheiden wie der mythische Herakles am Scheideweg. Die Christen der ersten Generation wurden Anhänger des neuen Weges genannt (Apg 9,2), weil sie sich für Christus entschieden hatten. Dass Leben und Glauben ein Weg sind, wird heute am ehesten bewusst, wenn man sich unter Verzicht auf ein Fahrzeug auf einen Weg begibt, am besten auf einen Feld- oder Waldweg ohne Asphaltdecke, auf einen Weg mit einer Kirche als Ziel. […]

Für Christen ist das Ziel eines geglückten Weges nicht nur die Summe des unterwegs Geschehenen, sondern dessen gnadenhafte Überbietung. Wer die christliche Botschaft ernstnimmt, glaubt nicht an den Tod als definitives Ende seines Lebens. Jesus hat sich nicht nur den Weg genannt, sondern auch das Ziel. Er ist Gott von Gott. Von ihm kommen wir, und zu ihm gehen wir. Ohne ihn gehen wir im Kreis. (aus: Egon Kapellari. Heilige Zeichen in Liturgie und Alltag.)

 

Liebe Mitchristen in Hofheim und Bobstadt,

diese Gedanken eines Bischofs scheinen mir besonders gut zu den Ereignissen, die in nächster Zeit in unserer Pfarrgruppe anstehen, zu passen.

Gerade erst haben wir an Allerheiligen und Allerseelen derjenigen gedacht, deren Weg auf dieser Erde schon an sein Ziel gelangt ist, und auch uns erinnert das zu Ende gehende Jahr daran, dass wieder eine Etappe unseres Lebens langsam zu Ende geht. Wir alle sind auf dem Weg.

Aber unser Weg hat nicht nur ein Ziel, sondern es gibt auch einen Wegbegleiter: Christus, der sich selbst den Weg, die Wahrheit und das Leben genannt hat (Joh 14,6).

Am übernächsten Sonntag werden 29 junge Christen und Christinnen, die seit einigen Monaten einen intensiven Weg der Vorbereitung gegangen sind, sich - gestärkt durch das Sakrament der Firmung - noch enger an Christus anschließen. Wir haben sie durch unser Gebet begleitet und freuen uns mit ihnen auf diesen großen Tag! Der in Taufe und Firmung an der Stirn gesalbte Christ erhält Anteil an der königlichen und prophetischen Priesterwürde Christi - er oder sie wird selbst zum Wegweiser für die Menschen.

Am ersten Adventssonntag steht ein weiteres wichtiges Ereignis bei uns an: wir werden in einer kleinen Feier das neu restaurierte Feldkreuz einweihen. Ich wünsche uns allen, dass die bevorstehende Zeit uns alle - immer und immer wieder neu - an jeder Wegbiegung - Christus entdecken lassen wird!

Ihr Pfr. Adam Malczyk