Heilige Messe im Kirchenjahr

Juli 2015

Datum:
Sa. 27. Juni 2015
Von:
Pfarrer Adam Malczyk

Liebe Mitchristen in Hofheim und Bobstadt!

Bestimmt ist es Ihnen schon aufgefallen, dass nun der Priester wieder ein grünes Messgewand trägt. Die grüne Farbe des Messgewandes erinnert uns daran, dass es die Zeit nach Pfingsten ist, die Zeit, in der nun alles zur Entfaltung kommen und die Gnade des Heiligen Geistes an unserem Lebensbaum frische Blätter und Triebe hervorrufen soll. Grün ist ja die Farbe der Hoffnung, des ewigen Lebens und der Erwartung.

Wir befinden uns also wieder im so genannten Jahreskreis, der am Samstag vor dem Ersten Advent endet. Dann beginnt wieder ein neues Kirchenjahr, das uns durch den ganzen Zyklus der Geheimnisse unseres Glaubens führt: Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Wie die Jahresringe eines Baumes wird so die Liturgie der Kirche zu einem Teil unseres eigenen Lebens und bewirkt, dass unser Glaube auch wirklich lebendig ist und in unserem Leben Wurzeln schlagen kann – bis er dann zu einem hohen Baum wird, der bis an die überirdische Welt heranreicht.

Wir haben ja am 11. Sonntag im Jahreskreis wieder gehört, dass der Glaube einem Senfkorn gleicht, das man in die Erde sät: „Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse und treibt große Zweige, so dass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können“. (Mk 4,32) Wenn wir also das Kirchenjahr zu unserem eigenen Jahr machen, dann entwickeln wir langsam aber sicher ein überirdisches Wahrnehmungsvermögen, einen Sinn für die Mitte der Eucharistiefeier, für das Wunder, das sich dort auf dem Altar vollzieht. Das geht nicht von heute auf morgen. Das braucht, wie alles Leben, ein Säen, Reifen und Wachsen.

Mit jedem Osterfest, das wir mitfeiern, und mit jedem sich daran anschließenden Jahreskreis, den wir bewusst mitvollziehen - Sonntag für Sonntag - wird uns dann von Mal zu Mal bewusster, dass wir in jeder Eucharistiefeier den Tod und die Auferstehung unseres Herrn begehen. Ohne Tod und Auferstehung keine Kirche und keine Liturgie!

Wenn wir dann schon so manches Kirchenjahr durchlebt und durchbetet haben und wir schon etwas von diesem inneren Geheimnis der Eucharistie verstehen, dann werden uns auch die äußeren Dinge in der Liturgie immer kostbarer. Wir brauchen dann nicht ständig etwas Neues, denn wir sehen schon tiefer. Nehmen wir zum Beispiel die Kerzen auf dem Altar. Zuerst freuen wir uns über die festliche Stimmung, die von den leuchtenden Kerzen ausgeht, aber mit der Zeit verstehen wir dann, dass die Kerze ein Symbol für Christus ist. Die Kerze schmilzt nämlich ihr eigenes Wachs, um für uns Licht sein zu können, sie verzehrt sich dabei selbst, so wie Christus sich selbst hingegeben hat, um für uns der Erlöser zu sein.

Nur ein Beispiel, aber die entzündete Kerze zeigt sehr schön, warum die Messe mit keinem Geld der Welt zu bezahlen ist. Wenn wir ein Messstipendium geben, dann heißt das nämlich nicht, dass die Heilige Messe käuflich ist. Wer ein Messstipendium gibt und in der Eucharistiefeier ein persönliches Anliegen ganz besonders vor Gott bringen möchte, der bringt damit ein kleines Opfer als Ausdruck seiner persönlichen Beteiligung am Opfer der Heiligen Messe. Im Kirchenrecht heißt das so: „Es sind gesonderte Messen nach den Meinungen zu applizieren, für die je ein, wenn auch geringes, Stipendium gegeben und angenommen worden ist“ (Can. § 948). Das Kirchenrecht macht genaue Vorgaben: „Jeder Priester muss genau aufzeichnen, welche Messen er zu feiern angenommen und welche er gefeiert hat“ (Can 955 § 4). So nüchtern die Sprache des Kirchenrechts klingt, so sehen wir doch, mit welcher Sorgfalt die Kirche alles, was mit der Eucharistie zu tun hat, regelt und schützt - es gibt ein ganzes Kapitel zum Thema "Mess-Stipendium".  

Ich grüße Sie alle herzlich!

Ihr Pfarrer Adam Malczyk