Viele Chöre mussten in einer Zeit, die als "Chor ohna" in die Weltgeschichte eingegangen sein dürfte, entweder einen drastischen Mitgliederschwund oder gar ihre Auflösung hinnehmen.
Ganz anders war es in Neckarsteinach. Denn hier bekundeten die besten Goldkehlchen des Kommunionjahrgangs 2021 - mitten in einer Zeit der großen Kontaktbeschränkungen und Musiziereinschränkungen - ein großes Interesse an Chorarbeit. Der größte Raum im Pfarrhaus und die Empore der Herz Jesu-Kirche wurden vermessen. Letztere war schließlich groß genug, sodass im vorgeschriebenen Abstand die ersten Kinder - jeweils zusammen mit ihren Geschwistern am gleichen Singplatz - stehen konnten und singen durften, ohne irgendwelche Hygienekonzepte zu unterwandern.
Natürlich hielten wir uns strikt an alle Regeln, die in die gleiche Geschichte als "AHA plus L" eingegangen sind und wurden erfreulicherweise von unserem Ingenieursküster Johannes Weisbach in allen wichtigen Punkten (Desinfektion, Lüften, Heizen, Ausmessen etc.) bestens unterstützt. Aber die Chorproben konnten beginnen!
Immer, wenn die pandemiebedingten Beschränkungen gelockert wurden, standen weitere Kinder auf der Matte und wollten aufgenommen werden. Inzwischen sind es wieder fast so viele Kinder wie vor knapp zehn Jahren, in unserer quantitativ bisher besten Zeit!
Auffällig war auch der große Singeifer der Kinder im Winter 2021/22: Die Krippenfeier war bereits abgesagt, denn die Inzidenzen befanden sich wieder einmal im Aufwärtstrend. Der Chor hatte seinen geplant letzten Auftritt für das Jahr 2021 zum ersten Advent erfolgreich absolviert. Doch dann kam die Lösung: Eine 2G-Krippenfeier, die ziemlich immun gegen alle Lockdownmaßnahmen der Gesundheitsämter war. Sofort schrien viele Kinder "hier" und wirkten beim Krippenspiel unter der Leitung von Sarka Merzova am 24. Dezember 2021 singend und schauspielend mit.
Virologen hatten für den Januar 2022 eine Omikron-Wand angekündigt, auch Attribute wie "besorgniserregend" waren dieser Variante zunächst beigefügt worden. So hielt ich mich nach den Weihnachtsferien mit Einladungen zu weiteren Probenterminen erst einmal zurück. Aber von Seiten der Kinder wurde mir bald großes Interesse an einem schnellen Wiedereinstieg signalisiert. Also begannen wir kurz nach den Weihnachtsferien wieder mit dem Proben, auch wenn diese durch verschiedene Erkrankungen und Impfnebenwirkungen temporär durchkreuzt werden sollten: Es wurde so kontinuierlich geprobt wie es nur möglich war. Als die Faschingsferien nahten, waren die Kinder links und rechts der Orgel traurig, dass eine Woche lang keine Chorproben sein sollten.
Viele Sonntagsgottesdienste in der Herz-Jesu-Kirche haben die jungen Sängerinnen und Sänger seit ihrem Eintritt in den inzwischen komplett neu besetzten Kinder- und Jugendchor mit ihren schönen Stimmen bereichert.
Einmal pro Woche wird eine Stunde lang geprobt: Nach einer Aufwärmphase mit Stimm- und Gehörbildungsübungen wagen wir uns an meist zweistimmige, altersgerechte Literatur. Im Durchschnitt kommt fast jeden Monat ein Auftritt dazu. Hoffen wir, dass uns keine weiteren anzahlmäßigen Beschränkungen mehr auferlegt werden. Denn dann bist auch du herzlich eingeladen, bei uns mitzusingen. Sprich mich einfach sonntags nach dem Gottesdienst in Neckasteinach an, du findest mich meistens an der Orgel!
(Text: Hartmut Quiring)