Impuls Herbst 2021

Totenmonat – dem Leben auf der Spur

(c) CC0 1.0 - Public Domain (von pixabay.com)
Datum:
Sa. 23. Okt. 2021
Von:
Stefan Fillauer

Liebe Brüder und Schwestern,

und da ist er auf einmal wieder da, der Monat November, angekündigt und „eingeläutet“ durch das Fallen der Blätter und die unangenehme, nasskalte Witterung. „Wenn nur der November schon vorbei wäre“ – so sagen es bisweilen Menschen. Warum? Nicht nur diese Stimmung geht bei uns „ans Eingemachte“, dazu kommen all die Gedenktage, die uns mit der Vergänglichkeit alles Irdischen konfrontieren und einholen. 

Dagegen setzt die Kirche aber klare Akzente: Beginnend mit Allerheiligen: Da wird uns in konkreten Menschen das Ziel vor Augen gestellt, zu dem hin wir alle zeitlebens unterwegs sind. Und darin leuchtet gleichzeitig auf, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, sondern wir zum Sein, um Leben geschaffen und bestimmt sind. Das ist Geheimnis unseres Glaubens!

Und da können uns die Heiligen noch auf andere Weise gute Lehrmeister sein: Sie alle sind auf Erden gestorben, aber an ihnen ist Ostern bereits Wirklichkeit: Sie leben bei Gott, und der Tod kann sie nicht mehr berühren. Sie ermutigen uns, mit diesem Ausblick unseren Weg von Hoffnung und Zuversicht durch manches vielfältige Dunkel der Welt und des Lebens zu gehen, auf ihre Fürsprache zu vertrauen und ihren Spuren zu folgen.

Schließlich mündet das Kirchenjahr ein in das Christkönigsfest: ER ist Vollendung und Ziel von allem, und will schon auf Erden zum König unserer Herzen werden. Um dieses Ziel wissen wir im Glauben, und dieser Glauben verwandelt alles!

Es ist „alle Jahre wieder“ eine große Versuchung, dem Novemberdunkel auszuweichen, es nicht zuzulassen, und vom Spätherbst sofort und unvermittelt in eine „Vor-Weihnachtszeit“ zu hüpfen (entsprechende Artikel gibt es ja seit Spätsommer; wohlbemerkt, auch ich genieße schon im Herbst gern manche Leckereien). Aber dann wird es eigentlich nie Advent und Weihnachten. Erst wenn wir den November an uns heranlassen und ihm nichts „überstülpen“, ja ihn „übergehen“, können wir dem Licht auf die Spur kommen. Ist das nicht die, ja unsere Sehnsucht in so vielen Bereichen?  

So fragt uns das Novemberdunkel nach unserer eigen Lebens-Perspektive: Was glaubst Du, wozu bist Du zeitlebens unterwegs? Wie weit reicht Dein österlicher Glaube?

Leben bedeutet immer wieder loslassen und Abschied nehmen. Das erleben wir tagtäglich, auch in den vielen kleinen Dingen des Alltags. Und manches davon geht an die Substanz, und wird zur elementaren Lebens-Frage: Was ist Dein Ziel, wozu, wohin bist Du unterwegs? Dann birgt der November in sich die große Chance, dieser Frage nicht auszuweichen, sondern uns ihr auszusetzen. Und dann wird der „Totenmonat“ zur Möglichkeit, dem Leben auf die Spur zu kommen. Ich wünsche es uns allen von Herzen!

Mit meinem priesterlichen Segens+Gruß

Ihr Pfarrer St. Fillauer