Der hl. Rochus, um das Jahr 1295 zu Montpellier in Frankreich von adeligen und reich begüterten Eltern geboren, kam zur Zeit einer großen Pest nach Italien. Dort heilte er in verschiedenen Städten durch Gebet und Kreuzzeichen viele Pestkranke.
In Piacenza wurde er selbst von der Seuche angesteckt. Um seinen Mitmenschen nicht lästig zu sein, zog er sich in eine Waldhütte zurück. Gott sorgte für seinen treuen Diener in wunderbarer Weise. Vor der Hütte entstand eine Quelle, deren Wasser Rochus trank, und der Jagdhund eines in der Nähe wohnenden Edelmannes brachte ihm täglich eine Stück Brot, bis er wieder gesund war. Darauf kehrte Rochus in seine Vaterstadt zurück, wo er, unerkannt und als Spion längere Zeit eingekerkert, um das Jahr 1327 als Opfer seiner Hingabe an den Dienst der Barmherzigkeit selig starb.
An verschiedenen auffallenden Zeichen erkannte man seinen Namen und die Heiligkeit seines Lebens. Neben seinem Leichnam fand man ein Täfelchen mit der Inschrift: "Alle, welche von der Pest ergriffen, die Hilfe des hl. Rochus anrufen, werden von der schweren Plage befreit."
Der Leichnam des Heiligen wurde feierlich bestattet, sein Name aber lebte fort in den Herzen des christlichen Volkes. Bald fing man an, ihn als Beschützer gegen Pest und ansteckende Krankheiten zu verehren. So oft Pest, Cholera oder eine andere Seuche die Länder heimsuchte, rief das christliche Volk die Hilfe dieses großen Wundertäters an und empfahl sich seiner mächtigen Fürbitte. Im 15. und 16. Jahrhundert verbreitete sich seine Verehrung in Europa. Zur Zeit ansteckender Krankheiten wurden zu Ehren des hl. Rochus Kirchen und Kapellen gelobt und erbaut, Altäre und Bilder gestiftet, Wallfahrten unternommen und Bruderschaften errichtet. Und wie das Andenken an die Zeit der Heimsuchung, so erhielt sich auch die gelobte Andacht durch die Jahrhunderte.
Im 17. Jahrhundert wüteten verheerende Kriege und pestartige Krankheiten in vielen Teilen Deutschlands, welche viele Tote forderten. Auch das Rodgau wurde schwer heimgesucht und wurde fast ganz entvölkert. Eine im Jahre 1638 veranlasste Volkszählung ergab, daß in Weiskirchen nur noch 20, in Hainhausen 7, in Rembrücken 17, in Jügesheim 22, in Nieder-Roden 7 und in Ober-Roden 22 Personen lebten. In ihrer Bedrängnis nahmen die Überlebenden ihre Zuflucht zum hl. Rochus und feierten am 16. August alljährlich sein Fest.
Im Jahre 1692 wurde die Kapelle zu Ehren des hl. Rochus in Hainhausen, einem Filialdorf der Pfarrei Weiskirchen, eingeweiht. Die Gemeinde Weiskirchen machte im Jahre 1702 das Gelübde, in jedem Jahr das Fest des hl. Rochus feierlich zu begehen.
Im Jahre 1702 am dritten Tage des Monats November, machte die Gemeinde Weiskirchen Gott dem Herrn das Gelübde, das Fest des heiligen Bekenners Rochus des besonderen Patrones der Kranken, feierlich zu begehen zur Abwendung der Pest. Die gottesdienstliche Feier aber soll auf folgende Weise vorgenommen werden: An dem Festtage des erwähnten Patrones Rochus, den die Gemeinde als Feiertag betrachten will, wird eine Prozession zur Kapelle in Hainhausen, in welcher der heilige Rochus als Patron verehrt wird, geführt unter dem Geläute der Glocken und Teilnahme der ganzen Gemeinde (niemand sei ausgeschlossen, nur eine Person darf in dem Hause zu dessen Bewachung zurückbleiben). Während der Prozession sollen zwei Rosenkränze zum Lobe und zum Preise des allmächtigen Gottes, zu Ehre der seligsten Jungfrau Maria und zur Verehrung des heiligen Rochus gebetet werden. Der Pfarrer soll mit den Personen des männlichen Geschlechts, der Schullehrer mit denjenigen des weiblichen Geschlechts beten, sowohl auf dem Hinzug zur Kapelle, als bei der Rückkehr zur Mutterkirche in Weiskirchen. Dieser Votivprozession soll vorgetragen werden eine schwarze Fahne. Es soll auch in der Kapelle ebendesselben heiligen Patrones Rochus nach der Meinung der ganzen Gemeinde eine heilige Messe zur Danksagung gelesen werden. Vor dieser heiligen Messe soll gesungen werden die Litanei vom allerheiligsten Namen Jesus und nach derselben die Litanei von allen Heiligen. Alles dies soll geschehen, das hochwürdigste Gut auf dem Altare ausgesetzt ist. Am Nachmittag endlich soll in der Mutterkirche der Rosenkranz und die Litanei vom allerheiligsten Namen Jesus vorgebetet und die ganze Feier geschlossen werden durch den sakramentalischen Segen.
Dieses Gelübde wurde bis auf den heutigen Tag treu gehalten, so daß von jener Zeit an keine ansteckende, gefährliche Krankheit in den zur Pfarrei Weiskirchen gehörigen Gemeinden mehr grassierte.
Da die Kapelle in Hainhausen im Laufe der Zeit baufällig geworden war und die wachsende Bevölkerung der Gemeinde nicht mehr fassen konnte, wurde im Jahr 1890 nicht weit von der Stelle, an welcher die Kapelle erbaut worden war, eine geräumigere Kirche errichtet. Die Kirche wurde am 14. Oktober 1893 unter dem damaligen Pfarrer Franz Spreng von Bischof Paulus Leopold Haffner (Mainz) zu Ehren des hl. Rochus eingeweiht.
Die Gemeinde Jügesheim (bis 1857 Filiale von Weiskirchen) begeht auch jetzt noch, treu der Übung ihrer Vorfahren, den 16. August als einen Feiertag.
Am 01. Januar 1926 wurde Hainhausen zu Pfarrkuratie erhoben.
Quellen: Wallfahrts-Büchlein zur St. Rochus-Wallfahrt Hainhausen aus dem Archiv; Festschrift zum 100-jährigen Kirchweihfest von St. Rochus.