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Von Splittern und Balken:8. Sonntag im Jahreskreis: Humorvolle Predigt mit ernstzunehmender Botschaft

Fastnachtssonntag 2025 - Schwellköpp vor Altar
Alle, die am Fastnachtssonntag, 02.03.2025, die Kirche St. Peter erwartungsvoll betraten, wurden nicht enttäuscht: Bunt und vielfältig sah es aus in den Bänken und im Altarraum. Der Gottesdienst war lebendig gestaltet mit wunderbaren Musikbeiträgen und einer originellen Predigt, gekonnt vorgetragen von Pfarrer Thomas Meurer. Hier lesen Sie den Predigttext. Weiter unten können Sie einige Impressionen von unserem Gottesdienst herunterladen - viel Vergnügen bei der Nachlese.
Datum:
Mo. 3. März 2025
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
die Ihr Fassnacht feiert wieder,
liebe Närrinnen und Narren,
die mit ihre Huf schon scharren,
all bereit zum Fassnachtssturm,
unserm schöne Gaudiwurm.
Lieber Norbert, Zugmarschall,
und vom Zugkommittee Ihr all,
lieber Schirmherr unsrer Fastnachtskünste,
Robin, der Magier der Münze.
Ob nüchtern oder noch e bissje blau:
willkommen all im Petersbau.
Der Umzuch ist für viele heit
der Höhepunkt der Fastnachtszeit.
Doch Spitze sinn uff alle Fälle
auch die Sitzung´ in de Sääle.
Gar viele tun sich fleißig mühn
und bringe Tolles uff die Bühn.
Die Habafa bringt uns nach Rom,
de Frauenbund in de Waschsalon,
bunt ist das Lebenshilfe-Lager,
die Hutzelschweizer lieben Schlager.
Beim Bunten Abend in Erbach lief er,
greift mer auch mol e Schublad tiefer.
Ein Festival für Aug und Ohren
gibt es oft bei den Bottschloren.
Auch wen es net zieht in die Sääl´,
lieber zuhause ist fidel
unn uffm Sofa ruft Helau,
der find e Sitzung im TV,
wo er kann Spaß und Freude tanken
in Määnz, in Kölle oder Franken.
Der beste Sitzungskarneval,
der kommt derzeit auf jeden Fall,
ich sage es hier mal frei heraus,
vor allem aus em Weiße Haus.
Dort wird, man feste kann druff baue,
Gags uff Gag grad rausgehaue:
In Panama mal einmarschieren,
Grönland gleich mit einkassieren,
Von Selenskyj als em Diktator spreche,
der selbst de Kriech vum Zaun tat breche.
Köstlich, köstlich, diese Witze,
Humor, getrieben auf die Spitze.
Fassebutz Trump, der ist de Hit.
Da kommt kein Büttenredner mit.
Noch lachst Du über das bestimmt,
was aus dem Oval Office kimmt,
bis Du dann vor Schrecken lernst:
Der Trump meint das tatsächlich ernst!
Er stellt sich unangreifbar auf de Sockel,
wähnt sich wie Gott, der eitle Gockel,
fühlt sich zu hundert Pro im Recht
und macht alle andern schlecht.
Gibt sich dazu als frommer Christ,
der sich an der Bibel misst.
Doch hätt er bloß mal neigeguckt,
bevor er annern in die Suppe spuckt.
Zum Beispiel ins Evangelium von heit
mit seim Vergleich voll Deutlichkeit:
Die Ihr den Finger auf andre streckt,
weil einen Splitter im Auge Ihr dort entdeckt,
es könnte sein, ich weis drauf hin,
dass en Balke steckt im eigne drin.
Wenn Trump und Vance behaupten klar
die Demokratie bei uns sei in Gefahr,
wenn solche Vorwürf' die auftürmen,
die ewe noch das Kapitol wolln stürmen.
Dann ham wir da, ich sag es bitter,
en Paradebeispiel für Balke und Splitter.
Doch Obacht, wenn wir hier so schenne,
dass wir uns selber nicht verrenne.
Wenn wir hier auf den Trump draufhauen
und nicht auch nach uns selber schauen...
Ist das nicht von uns selbst bekannt,
dass wir all Selbstkritik verbannt?
Nur sehn, was bei annern ist verquert,
doch vor der eignen Haustür man nicht kehrt?
Bevor wir ´s Urteil über and're fällen,
sollten selber wir uns der Bibel stellen
und lassen selbst uns mal durchwalken,
von dem Bild mit Splitter und mit Balken.
Denn so sagen´s auch die Psychologen,
dass unser Blick ist oft verbogen.
Bei annern uns am meisten stört,
was in uns selber ist verkehrt.
Ist in uns etwas nicht so fein,
ist etwas nicht, wie´s sollte sein,
dann automatisch, fast im Nu,
machen die Augen davor zu.
Bei uns halten wir den Deckel drauf,
bei andren regen wir uns auf.
Wenn jemand gern und sehr gezielt
sich in den Vordergrund mal spielt,
dann sind wir meistens, eins, zwei, drei,
mit unserm Urteil schnell dabei.
Doch unternehmen wir nicht wen´ge Schritte
zu stehen selbst oft in der Mitte.
Es trifft schon zu, ist es auch bitter,
die Sach´ mit Balken und mit Splitter.
Warum, so frag ich, handeln wir
so oft und gern in der Manier?
Ich denk', dass wir uns daran stören,
dass wir nicht sind, wie wir gern wären.
Dass wir begrenzt sind, nicht perfekt,
kaum einer das ganz cool wegsteckt.
Viele ham damit Probleme,
können sich selber nicht annehme.
Es ist für sie e einzig Qual,
dass sie weit weg vom Ideal.
Das Dunkle, was da in uns hängt,
wird weggeschoben und verdrängt.
Drum: wer Kritik am Andren sucht,
ist meist vor sich selber auf der Flucht.
Was kann uns helfen? Was bringt uns weiter?
Was macht gelassen und auch heiter?
Dass nicht nur über uns wir stöhnen,
sondern mit uns selbst versöhnen?
Und unsre Mängel nicht probieren
auf andre nur zu projizieren?
Was kann uns inn´re Freiheit schenken?
Da will ich Euren Blick mal lenken
hier vorne auf den Hochaltar.
Den Christus dort, den mein ich da.
Der für uns alle hier im Haus
breitet seine Arme aus.
Ihm brauchen wir nichts vorzumachen.
Er kennt die guten und die bösen Sachen,
die in uns sind, und die uns präge,
er sieht auf alle unsre Wege,
er sieht Gelingen, Scheitern, Mühen
und will an sein Herz uns trotzdem ziehen.
Mit allem, was da in uns ist,
er uns in seine Arme schließt.
Mut zu uns selbst können wir fassen,
wo wir uns in seine Arme nehmen lassen.
Mit allem, womit wir gekommen,
sind wir bei ihm angenommen.
So können wir Freundschaft mit uns selber schließen.
Es wird uns nicht mehr so verdrießen,
dass wir auch Fehler mit uns tragen.
Zu all dem können „Ja“ wir sagen,
und brauchen nicht mehr, liebe Leute,
mit´m Finger auf die annern deute.
Sucht Ihr die Quelle? Kommt her geloffe!
Die Kerche hier ist immer offe.
Lasst Euch vom Herrgott fest umarmen.
Lasst an Euch ran sein ganz Erbarmen.
Denn das verwandelt, das befreit,
das wünsch ich Euch, Ihr liewe Leit.
Und dann seid fröhlich, und dann lacht,
und feiert kräftig Fassenacht.
Jetzt brech die Preddicht ich mal ab.
Sonst wird die Zeit fürn Umzuch knapp,
und es bleibt am End nur knapp e Stunde
für am Europaplatz drei Runde.
Ihr Buwe und Mädchen, Ihr Herren und Damen.
Die Preddicht ist aus. In Ewigkeit. Amen.
© Pfarrer Thomas Meurer