"Na klar!" sagten sich gut 50 Mädchen und Jungen im Alter von 6-12 Jahren. Eingeladen hatte die Kath. Öffentl. Bücherei St. Sophia Erbach und die Donnerstagsgruppe, der offene Kindertreff in St. Sophia, zum 75jährigen Bestehen der Bücherei am 2. Juli 1993.
Schon die Einladung schürte mit solch höchst interessanten Sachen wie "Lagerfeuer", "Bücherei besuchen", "ein liebes Gespenst suchen" und "gemeinsames Frühstück" eine aufgeregte Vorfreude auf die Nacht. Daß natürlich Taschenlampen und Schlafsäcke mitzubringen waren, erhöhte den Reiz und die Ungeduld.
Am Abend aller Abende kamen die Nachtgäste in wahren Scharen zusammen, ausgerüstet mit großen Schlafsäcken und noch riesigeren Taschenlampen. Alle suchten sich einen Schlafplatz im Palais und belegten komplett zwei Stockwerke.
Dann ging's zur Sache. Ein paar Spiele zum Toben, ein bißchen Pantomime und schon wurde es duster. Zeit, sich die Bücherei anzuschauen und etwas für die Nacht zu suchen. Mittlerweile brannte das Lagerfeuer und das Nachtessen schmeckte nach mehr.
Die Abendgeschichte drehte sich um den Klabautermann (aha!). Dann lag doch tatsächlich in dem Geschichtenbuch eine Schatzkarte! Als geübte Abenteurer stellte man gleich fest, daß beim Palais das Grab eines Piraten war, von dem die Schatzkarte stammte - und das im Dunkeln!
Schnell, die Taschenlampen holen - und los ging's! Aufgeregt schnatternd verfolgten die Schatzsucher mittels äußerst hilfreicher Hinweise aus der Schatzkarte einen Weg durch das nächtliche Erbach bis an einen "reißenden Strom" (Mümling) vorbei am "großen Wasser" (Schwimmbad). "Bei einem Mädchen, das zu Stein wurde" (Gänsgretelbrunnen) gab es dann größte Aufregung, denn nebenan stand ein Piratenschiff, eine rote Laterne brannte und unheimliche Geräusche waren zu hören. Alle Mutigen enterten sofort mit wildem Angriffsgeschrei (23.30 Uhr !) das Schiff. Oh Schreck, oh Graus, da rannte doch ein Gespenst ums Schiff! Keine Bange, es war ein liebes Gespenst, das die Kinder sogar zu dem Schatz führte.
Erleichtert ging es zurück zu den Schlafsäcken. Eine heftige Stunde mit Seemannsgarn ging dem Schlaf voraus. Doch nur kurze vier Stunden währte die Ruhe, danach fand sich diese oder jener neben der Luftmatraze oder mit den Füßen am Kopf des Nachbarn, auf alle Fälle aber verschlafen und gleich wieder putzmunter, wieder.
Schönes Wetter lud zum Frühstück im Hof ein. Kräftig gestärkt und um die Erfahrung einer nächtlichen Schatzsuche reicher ging's zurück aus der Illusion der Schatzsuche in den Erbacher Tag.
wurden erstmals in der Kath. Bücherei Erbach Bücher ausgeliehen. Davon zeugt ein Vermerk in einer Statistik des Borromäusvereins: 1918 gab es 475 Bände, 90 Ausleihen waren zu verzeichnen. Es war die Amtszeit des Pfarrers Johannes Blatz.
Nähere Angaben zur Art der Bücherei, zur Zahl der Mitglieder oder Leser liegen leider nicht vor. Aus der allgemeinen Geschichte der Kath. Volksbüchereien nach 1918 läßt sich jedoch auf die Erbacher Bücherei schließen. Deshalb nachstehend ein kurzer Abriß über den Borromäusverein.
1844 wurde im Rheinland der Borromäusverein als Antwort auf die anti-katholische Politik der preußischen Regierung gegründet. Er sollte eine Stütze in der Zeit und ein Zeichen der Religionsfreiheit sein. Der Borromäusverein gilt als Grundlage der katholischen Volksbüchereien und entwickelte sich zum Träger katholischen Büchereiwesens.
1856 wurden erstmals Gelder zur Errichtung von Vereinsbüchereien verwendet, während es vorher das Ziel war, privaten Buchbesitz zu fördern.
1895 öffnete in Freiburg die erste Vereinsbibliothek, die für jedermann offenstand.
1900 wurden die Vereinsbibliotheken in allgemeine Volksbüchereien umgewandelt.
Nach Kriegsende 1918 erhielt der Borromäusverein regen Zulauf, da er u.a. durch die Einrichtung von Lazarettbibliotheken sehr populär geworden war.
Die wirtschaftliche Notlage der 20er Jahre bekam auch der Verein zu spüren: die Zahl der Volksbüchereien ging rapide zurück, die gewerblicher Leihbüchereien nahm zu.
Den nationalsozialistischen Machthabern nach 1933 war die Entwicklung des Borromäusvereins und der Volksbüchereien ein Dorn im Auge, die verschiedensten Repressalien setzten ein. So durften sich die Büchereien nicht mehr als "öffentlich" bezeichnen, wenn sie nicht alle staatlichen Maßgaben anerkannten, so wurden die Volksbüchereien umsatzsteuerpflichtig, der Charakter der Gemeinnützigkeit wurde genommen. Der NS-Staat versuchte mit kommunalen Büchereineugründungen den Einfluß der katholisch geprägten Volksbüchereien zu mindern, die Neugründungen folgten natürlich der "offiziellen Reichsbüchereipolitik". 1944 wurde die Beschlagnahme des gesamten Vereinsvermögens angeordnet. Dem entkam der Verein nur durch den Fortgang der Kriegswirren gegen Kriegsende.
Für die Bücherei in Erbach gibt es regelmäßige Aufzeichnungen in den Statistiken des Borromäusvereins etwa ab 1926, der Bücherbestand war in diesem Jahr mit 105 Bänden angegeben.
Die Pfarrchronik von St. Sophia weist nur gelegentlich auf eine Büchereiarbeit in der Pfarrei hin.
Vom Februar 1920 wird über die Gründung eines Vereins vom "Hl. Karl Borromäus" berichtet, zu dem 40 Anmeldungen aus Erbach und Michelstadt eingingen. Es könnte dies eine Maßnahme aufgrund der Bemühungen des Borromäusvereins gewesen sein.
Über 500 Ausleihen wurden jeweils in den Jahren 1928 und 1929 gezählt, 210 bzw. 246 Leser waren verzeichnet.
1930 wurde die Bücherei durch Kaplan Strigler neu geordnet, er baute dabei auf Arbeiten seines Vorgängers auf. Neu angelegt wurde der Büchereikatalog als Zettelkatalog. Fräulein Lehrerin Heymandt half bei der Neuordnung. Ein Jüngling sowie zwei Jungfrauen waren bei der Bücherausgabe behilflich. Die Bücherstatistik erwähnt im Folgejahr schon 315 Bände bei 411 Ausleihen. In der Pfarrei Erbach gab es zu dieser Zeit ca. 950 Katholiken, wobei die Pfarrei sich von Beerfelden über Hiltersklingen, Mossau, Michelstadt, Weiten-Gesäß und Würzberg mit allen dazwischen liegenden Gemeinden erstreckte.
1933 wurden die Vereine aufgelöst. Die Büchereien waren künftig nur in kirchlicher Trägerschaft. Die Reihe nationalsozialistischer Zwangsmaßnahmen gegen die Kirche und damit in Verbindung stehende Einrichtungen begann.
Zum 1. Juli 1937 kam Pfarrer Alois Rudershausen nach Erbach. Er ordnete im Juli/August 1938 die Bücherei wiederum neu und stellte eine Vielzahl von Büchern, zum Großteil von der Marienschule Mainz, neu ein. Es erfolgte so eine Aufstockung von 400 auf über 1300 Bände. Die Buchkartei wurde in mühseliger Arbeit erneuert. Pfarrer Rudershausen schuf so mit der Bücherei eine christliche Orientierungsmöglichkeit in der Zeit der braunen "Kultur".
Die Statistik weist für 1939 einen Bestand von 1294 Bänden, 378 Ausleihen und 96 Lesern nach. Danach gibt es bis zum Jahr 1949 keine Aufzeichnungen mehr.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs werden ab dem ersten Advent 1947 Bücherspenden angenommen und durch den ersten Bibliothekar, Hans Burz, hergerichtet. Am 13. Juni 1948 wird die Bücherei wiedereröffnet. Die Pfarrchronik berichtet von "Hoffnung auf Zuspruch, zumal durch die Flüchtlinge".
Bis Anfang der 50er Jahre wird die Bücherei durch Hans Burz, Nikolaus Kelbert und Walter Plöger betreut. Initiator, Einkäufer und Vordenker ist Pfarrer Rudershausen. Im Jahre 1952 waren 3846 Ausleihen von 206 Lesern bei einem Bestand von 1439 Bänden zu verzeichnen. Als Leser kamen überwiegend Schüler und Jugendliche. Ein starkes Lesebedürfnis wurde, gerade durch viele Sachbücher zu technischen Neuheiten, zufriedengestellt.
Mitte der 50er Jahre übernahm die Gemeindehelferin Cäcilia Sachs die Betreuung der Pfarrbücherei. Mehrere "Hilfskräfte", meist Schülerinnen, zog sie zur Büchereiarbeit mit heran. Die Statistik berichtet 1963 von 7 Hilfskräften. Die Ausleihe kostete 10 Pfennige. Die Bücher waren noch in blaues Packpapier eingebunden.
Im Jahre 1972 war die Bücherei wegen einer Neuordnung geschlossen. Die Wiedereröffnung war am 15. Februar 1973.
So wurde während langer Jahre die Büchereiarbeit betrieben. Die Lesegewohnheiten änderten sich mit der Zeit. Das Fernsehen wurde dominierend bei der Freizeit"gestaltung", die Möglichkeiten der Freizeitbetätigung vervielfachten sich. Insofern verringerte sich auch die Inanspruchnahme der Bücherei. Auch waren weniger ehrenamtliche Kräfte zur Mitarbeit in der Büchereiarbeit zu gewinnen.
In dieser Phase übernahm 1985 Elke Buhl die Bücherei. Sie betreut die Bücherei bis 1991. Die Ausleihe ist inzwischen kostenlos.
Zum Jahreswechsel 1991/1992 übernahm das derzeitige Bücherei-Team die "Kath. Öffentliche Bücherei St. Sophia". Die Aufgaben werden in Team-Arbeit erledigt, zur Leiterin wird Luzia Scharf gewählt.
Von Willi Weiers, Erbach.
1453 |
Gutenberg druckt die 42-zeilige lateinische Bibel in Mainz |
1499 |
Nicolaus Matz schenkt seiner Heimatstadt Michelstadt Bücher "den Pfarrern zur Vorbereitung ihrer Predigten", aber auch "jedem Michelstädter Bürger, der da gelehrt ist". |
1524 |
Aufruf Martin Luthers an die "Radherrn aller Stedte deutsches Lands, das sie christliche Schulen aufrichten und halten sollen, ... weder Fleiß noch Kosten sparen, um gute Büchereien zu errichten". |
1544 |
Reformation im Erbacher Land |
1836 |
Errichtung der Kath. Pfarrei Erbach |
1839 |
Einrichtung einer kath. Schule in Erbach |
1844 |
Gründung des Borromäus-Vereins zum Kampfe gegen die anti-katholischen Richtungen der Zeit. |
1912 |
Zusammenschluß der 77 Ortsvereine des Borromäusvereins im Bistum Mainz zu einem Diözesanverband |
1915 |
Erste Erwähnung des Vereins Erbach in einer Statistik des Borromäus-Vereins mit einer Beitragszahlung von 30 Mark |
1918 |
Erste verzeichnete Ausleihe von 90 Bänden im Verein Erbach |
1920 |
40 Anmeldungen zum Verein vom Hl. Karl Borromäus in Erbach |
1930 |
Neuordnung der Bücherei in Erbach durch Kaplan Strigler |
1933 |
Auflösung der Vereine durch die Nationalsozialisten |
1937 |
Pfarrer Rudershausen übernimmt die Pfarrei Erbach |
1938 |
Neuordnung der Bücherei in Erbach durch Pfarrer Rudershausen, Aufstockung auf über 1300 Bände |
1947 |
Seit dem 1. Advent Annahme von Buchspenden durch Hans Burz |
1948 |
Wiedereröffnung der Bücherei nach dem 2. Weltkrieg |
1957 |
Gemeindehelferin Cäcilia Sachs übernimmt die Betreuung der Bücherei |
1968 |
Gründung der Büchereifachstelle im Bistum Mainz mit 199 Büchereien |
1974 |
Gründung eines Büchereirings der Kath. Öff. Büchereien im Dekanat Erbach |
1985 |
Elke Buhl übernimmt die Büchereileitung |
1992 |
Das derzeitige Bücherei-Team übernimmt die Büchereiarbeit |
1993 |
Gründung des Dekanatsarbeitskreises Kath. Öff. Büchereien im Dekanat Erbach |
KÖB ist nichts Neues, seit gut 25 Jahren gibt es die Abkürzung für
Katholische
Öffentliche
Bücherei
Das Selbstverständnis der heutigen katholischen Büchereiarbeit wird in diesen Worten deutlich; der Beitrag der Kirche zur allgemeinen Literaturversorgung schlägt sich in dieser Bezeichnung nieder.
Die Fertigkeit des Lesens ist unverzichtbar in unserer Gesellschaft. Wer sich vom politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben nicht ausschließen will, liest. Dies ist eine Voraussetzung zur persönlichen Entfaltung, denn so kann jedermann am öffentlichen Leben teilhaben.
Das große K in "KÖB" zeigt die Trägerschaft der Büchereien auf. Die katholische Pfarrgemeinde trägt die Einrichtung. Dies ist einerseits eine formale oder organisatorische Festlegung. Aber auch Grundgedanken des Dialogs in einer Kirchengemeinde bringt das "K" mit ein: Lebendigkeit, kontroverse Themen, Dialogbereitschaft und die Chance, sich über Hintergründe und Zusammenhänge zu informieren.
Eine enorme Informationsflut steht jedem gegenüber, der sich um Neuigkeiten, Informationen oder Unterhaltung bemüht. Ein Anliegen des "K" muß es auch sein, Informationen weiterzureichen und Orientierungshilfen zu geben. Die Kirchengemeinde schafft hierfür die Gelegenheiten und beweist dadurch, daß ihr die Orientierung mit all den Möglichkeiten, die das "Ö" bietet, ein Anliegen ist.
"K" sagt aber auch aus, daß die Bücherei im Gemeindeleben selbst eine wichtige Rolle spielt. Die Katholische Öffentliche Bücherei dient als Treffpunkt, sammelt Literatur an zentraler Stelle, arbeitet gemeinsam mit anderen Gruppen und gibt Impulse für viele Bereiche des Gemeindelebens, bietet vielleicht auch den kompetenten "Medien-Service" für die Gemeinde?
Die Gemeinde hat als Trägerin einer Katholischen Öffentlichen Bücherei keine geringe Verpflichtung übernommen. Die Bücherei gehört zu den Diensten, die nicht mit zufälliger oder gelegentlicher Anteilnahme betrieben werden können. Eine regelmäßige Unterstützung, Inanspruchnahme und Ermutigung der ehrenamtlichen Leiter und Mitarbeiter, Männer und Frauen, verhelfen erst zum "Da-sein" der Bücherei.
Wiederum möglich wird dies durch den ehrenamtlichen Einsatz von Büchereimitarbeiterinnen und -mitarbeitern, die ihre Kenntnisse, ihr Engagement und ihre Kreativität in den Dienst der Gemeinde stellen. Dadurch erhält die Bücherei ihren Stellenwert und kann ihrer öffentlichen Aufgabe nachkommen.
Das große Ö in "KÖB" kann garnicht groß genug geschrieben werden. Für alle da sein - jedermann und jedefrau kann das Büchereiangebot nutzen; kostenlos! Es gibt keine Beschränkung nach Konfessionszugehörigkeit, Alter oder finanziellem Vermögen.
Das Angebot ist für alle da: "öffentlich" sagt nichts über eine Trägerschaft aus. Kommunale und kirchliche Büchereien bieten ihre Dienste öffentlich an. Die früher gebräuchlichen Begriffe "Pfarrbücherei" oder "Borromäusbücherei" stammen aus anderen Epochen. "Pfarrbücherei" verleitet zu gedanklichen Ein schränkungen wie "nur für die Pfarrei", "nicht für Außenstehende" o.ä. Leicht drängt sich der Eindruck von Abgeschlossenheit, ja Abgeschiedenheit, ein geengtem Horizont und fehlendem Weitblick oder Überblick auf.
Dem stellt die Katholische Öffentliche Bücherei ganz klar Aufgeschlossenheit, Diskussionsbereitschaft, Kreativität, gedank-liche Vielfalt, Kommunikationsfreude und Neugier entgegen.
Gerade der öffentliche Charakter des Angebots macht bewußt, daß die kirchlichen Büchereien in sehr hohem Maße Anteil an der "Literaturversorgung" haben und als kompetente Partner neben den kommunalen Büchereien stehen.
Ein großes B wie "Bücherei" ist sicher richtig, aber inzwischen nicht mehr alles. Unbestritten ist das Grundziel aller Büchereien, den Besuchern Literatur zur Verfügung zu stellen. Das Buch ist das zentrale Medium in der Bücherei und wird es auch in Zukunft bleiben.
Eine bedeutende Aufgabe kommt dabei der Förderung der Lesekultur zu, um ein gesundes Verhältnis zu den "technologischen" Medien herzustellen.
Tonkassetten sind sehr beliebt bei Kindern, aber nicht unumstritten: fördern sie nun die Phantasie der Kinder oder schränken sie diese ein? "Gesprochene Bücher" helfen leseschwachen oder sehbehinderten Menschen. Spiele fördern das Miteinander in der Familie oder in der Gruppe. Musikträger, Kassetten und CD's, ermöglichen eine individuelle Unterhaltungsauswahl.
Videofilme können gewisse Sachverhalte besser vermitteln als Texte. Spielfilme auf Video können bei guter Zusammenstellung ein Anreiz für den bewußten Umgang mit dem Medium "Fernsehen" sein. Software-Bibliotheken für frei verfügbare Computer-Programme ermöglichen heute auch schon den Austausch dieses Mediums.
Ein gemischter Einsatz von Medien ist allenthalben festzustellen. Seien es nun Medienpakete, wie z.B. Fernseh- oder Hörfunkproduktionen mit Begleitheften, eingesetzt in Unterrichtung und Fortbildung, aber auch in der Gemeindekatechese, beim persönlichen Beten und Meditieren mit Bild- und Tonmedien. Oder ganz einfach im Alltag! Jedes technische Medium, Video-Gerät, CD-Player oder PC-Programm hat eine Bedienungsanleitung, die es zu lesen gilt: vom kleinen Heft bis zum dicken Handbuch.
Viele Neuerungen kommen noch auf uns zu, die "Print-Medien" bekommen neue Partner(?), Konkurrenten(?) mit Photo-CD, DAT-Tape, CD-ROM und Diskette. Ein Ansporn für alle mit "B" Befassten, sich mit den Neuerungen vertraut zu machen und mit Bedacht und Überblick neue oder geänderte Ange bote für die Besucher der Katholischen Öffentlichen Büchereien zu ermöglichen.
Von Willi Weiers, Erbach.
13. Januar 1992
Das neue Bücherei-Team trifft sich zum ersten Arbeitsgespräch. Erste Grundsätze der Büchereiarbeit werden besprochen. Wir werden die Büchereiarbeit im Team erledigen. Die Öffnungszeiten werden festgelegt. Die Bestandsaufnahme aller Medien soll mit Hilfe eines Personal Computers erfolgen. Gleichzeitig soll aussortiert werden. Die Bücherei soll während aller Arbeiten nicht geschlossen werden.
Während 1974 die Bücherei zweimal im Monat nach dem Hochamt für eine Stunde geöffnet war, 1987 an jedem Sonntag nach dem Hauptgottesdienst, so wird die Bücherei jetzt samstags und sonntags im Anschluß an alle Gottesdienste geöffnet.
Da die letzte Bestandsaufnahme in der Bücherei lange Jahre zurückliegt, muß, als Grundlage für eine gesicherte Arbeit, der gesamte Bestand erfaßt und auf Vollständigkeit überprüft werden. Da die Bestandsdurchsicht ebenfalls überfällig ist, wird auch ausgesondert.
21. Januar 1992
Die Bestandsdurchsicht beginnt. Alle Bücher, die unansehnlich sind, werden aussortiert; ebenso Bücher, die inhaltlich nicht mehr den Büchereianforderungen ent-sprechen. Ergebnis: 5 Bana-nenkisten im ersten Anlauf.
28. Januar 1992
Die Tonkassetten für die Kinder werden gesichtet, repariert und gekennzeichnet. Was uns fehlt: ein Kassettenrekorder, um den technischen Zustand der Kas-setten überprüfen zu können.
1. Februar 1992
Der Büchereiraum wird angegangen: Schlüssel, KÖB-Schild, Wandschrankaufteilung usw. Hinweisschilder für Ausleihzeiten werden angefertigt, der Pfarrbrief enthält regelmäßig die Öffnungszeiten. Erste Reaktionen aus der Gemeinde: Neugier, was sich da so tut. Die regelmäßige Büchereiöffnung läuft an.
25. Februar 1992
Dipl.-Bibliothekarin Heide Hünnebeck von der Fachstelle Mainz stellt sich unseren Fragen: Sind wir auf dem richtigen Weg mit der Bücherei? Sind unsere fachlichen Vorstellungen richtig? Ja,wir sind auf dem richtigen Weg.
22. März 1992
Unsere große Bestandsaufnahme ist für dieses Wochenende angesetzt. Wir hatten uns für den PC-Einsatz entschieden. Da wir mit mehreren Geräten arbeiten wollten (4 waren es schließlich), mußten erst die notwendigen Kenntnisse vermittelt werden.
Wir führen dazu ein Seminar durch, die PC-Handhabung und die Bedienung des Verwaltungsprogramms werden erläutert. Es klappt wunderbar, nach dem Wochenende sind sämtliche Medien erfaßt. Wir erfassen die Grundinformationen zu den Medien, wie sie auch die Buchkarte aufweist. Zusätzlich nehmen wir die Daten aus dem Zugangs- und Abgangsbuch auf. Wir können so mit unserer Datei das Zugangs- und Abgangsbuch führen. Außerdem, das ist der Hauptgewinn, können wir sämtliche in der Bücherei benötigten Kataloge daraus gewinnen. Die nicht mehr zeitgemäße, dafür aber ungemein zeitraubende, Arbeit mit den Zettelkatalogen in Karteikästen fällt weg. Wir hoffen, daß auch die Jahresstatistik sich mit den erfaßten Mediendaten schnell und genau erstellen läßt.
Echte Zusammenarbeit ist gefordert. In mehreren Arbeitsschritten laufen Bestandsdurchsicht, Erfassung, Reinigung, Vervollständigung ab. Die Kette reißt zum Glück nicht ab. Alle Team-Mitglieder arbeiten Hand in Hand, sodaß nach dem Wochenende die Medien erfaßt, gereinigt, repariert und vorsortiert sind. Außerdem steht kurz nach dem Zusammenspielen der erfaßten Daten der erste Bestandskatalog zur Verfügung.
24. März 1992
Gar nicht müde, versuchen wir uns an unserer ersten Ausstellung zur Erstkommunion. Es ist ein Versuch, denn lange Jahre gab es hierfür keine Buchausstellung. Die Resonanz ist erfreulich. Es zeigt sich, wie wichtig es ist, die Erstkommunion-Eltern beim Elternabend zu informieren.
20. April 1992
Lange Abende sind vergangen beim Korrekturlesen der erfaßten Bestandsdaten. Tippfehler und fachliche Fehler müssen ausgebessert werden, bevor zum ersten Mal die Kataloge ausgedruckt werden. Leider können wir den Katalog nicht online in der Bücherei nutzen, denn uns fehlt erstens das Gerät und zweitens der Raum dazu.
Nachdem wir wissen, was alles in unserer Bücherei steht und wir praktische Erfahrung gewonnen haben, wollen wir uns auch das theoretische Basiswissen für die Büchereiarbeit vermitteln lassen. Wir melden uns für August-November 1992 zum BASIS12-Kurs an.
22. April 1992
Frau Hünnebeck ist wieder zu Besuch in Erbach. Sie stellt erfreut fest, daß alle unsere Vorhaben bislang sehr erfolgreich umgesetzt werden konnten.
28. April 1992
Wiederum findet eine unserer regelmäßigen (meist im 4 Wochen-Abstand) Team-Sitzungen statt. Alle Team-Mitglieder sind stark eingespannt, denn neben den regelmäßigen Treffen hat jedermann und jedefrau noch die eigenen Aufgaben zu erledigen.
Mai 1992
Die Leserkartei wird überarbeitet. Schon zu Beginn des Jahres haben wir alle zu dem Zeitpunkt in der Leserkartei aufgenommenen Leserinnen und Leser gebeten, seit langem ausgeliehene Bücher zurückzubringen. In der Zwischenzeit haben wir die Kartei auf "Leichen" hin durchforstet. Im Mai nun wird die Kartei auf die aktiven Leser reduziert.
Die in der Zwischenzeit erarbeitete Benutzungs-ordnung wird zusammen mit den Leserausweisen an die Leserinnen und Leser ausgegeben. Nach dem Abschluß dieser Aktion sehen wir: es ist gelungen! Wir haben die Bücherei neu geordnet, die Bestandsaufnahme und Leserkarteibereini-gung durchgeführt, ohne die Bücherei schließen zu müssen!
7. - 14. Juni 1992
Zur Verschwisterung Erbachs mit Ansiao in Portugal bietet die Bücherei erstmals eine Ausstellung an: "Lite-ratur in portugiesischer Sprache". Viele Gäste aus Erbach und Ansiao besuchen die Ausstellung. Es zeigt sich ganz eindeutig: der Bücherei-Raum ist zu klein. Die Pfarrgemeinde spendet einen Geldbetrag zur Einrichtung einer Abteilung mit Literatur in portugiesischer Sprache.
24. Juni 1992
Ein Teil des Bücherei-Teams macht Urlaub in Ansiao. Die sehr schöne und funkelnagelneue Stadtbücherei Ansiaos wird besichtigt, Kontakt mit dem Büchereileiter, Dr. Rui Miranda, werden geknüpft. Wir besuchen Padre Armando Duarte in Santiago da Guarda; er überreicht uns Bücher für unsere portugiesische Abteilung.
26. Juni bis 7. Juli 1992
Die Kinderfreizeit der Pfarrgemeinde findet an den Schweriner Seen statt. Mit dabei: eine Bücherkiste der Bücherei, die Kinder freuen sich und schmökern gern mal in der freien Zeit.
29./30. August 1992
Wir haben es gewagt! Nachdem wir die Bücherei neu geordnet und auch optisch auf Vordermann gebracht haben, wollen wir zeigen, was wir zu bieten haben! Viele Gäste können wir begrüßen, von der Stadtbücherei, von der Ev. Gemeindebücherei, vom Magistrat der Stadt und vom port. Club. Bei unserem ersten "Tag der offenen Tür" zeigen wir unsere Bücherei, Kinder malen beim Malwettbewerb, wir laden Mitarbeiterinnen anderer öffentlicher Büchereien zum Erfahrungsaustausch ein und bewirten unsere Gäste mit portugiesischen Spezialitäten, denn: wir eröffnen unsere Abteilung mit Literatur in portu-giesischer Sprache! Interessante Gespräche, neue Leser und viel Ermutigung für den weiteren Weg nehmen wir aus diesen Tagen mit.
August bis November 1992
Wir wollen uns im BASIS12-Kurs das theoretische Wissen der Büchereiarbeit aneignen. Frau Schmitt, Herr Gröger, Frau Epp und Herr Patenge erarbeiten mit uns das Grundwissen. Sehr viel von dem, was wir hören, kommt uns bekannt vor, denn so haben wir es ja schon gemacht; eine Bestätigung für den eingeschlagenen Weg. Aber das Schönste: in diesem Kurs haben wir Damen
und Herren aus den anderen Kath. Öffentlichen Büchereien des Dekanats kennengelernt. Wir können reichlich Fragen und Erfahrungen austauschen.
6. September 1992
Das große Sommerfest der Pfarrei zum Jubiläum "150 Jahre Pfarrkirche St.Sophia" findet in den Bierhallen am Sportpark statt. Wir beteiligen uns mit einem Riesen-Bücherflohmarkt, denn was wir so alles ausgesondert haben...! Uff, am stärksten in Erinnerung bleiben die vielen Bananenkisten voll mit Büchern, die wir für den Flohmarkt aus dem dritten Stock des Palais in den Hof schleppen.
6. Oktober 1992
Geistlicher Rat Alois Rudershausen stirbt im 90. Lebensjahr. Er war ein Initiator und unermüdlicher Schaffer für die Bücherei.
12. und 13. November 1992
Aus unserem Tag der offenen Tür haben wir gelernt, wie gut doch kleine Erinnerungen bei den Besuchern ankommen. Deshalb veranstalten wir ein Seminar zum Thema Werbegeschenke "Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft".
14. November bis 13. Dezember 1992
Wieder wagen wir es! Nach Jahren bieten wir erstmals eine Weihnachtsbuchausstellung an. Unsere Besucher können Bücher bestellen oder direkt aus der Ausstellung mitnehmen. Von Mitte November bis Mitte Dezember ist die Ausstellung jeweils zu den Öffnungszeiten in der Bücherei aufgebaut: über 150 Bücher und Spiele! Am 21./22. November stellen wir ganz groß im Palaissaal aus, die Gewinner unseres Kinder-Malwettbewerbs aus dem Sommer erhalten ihre Preise. Ein volles Haus. An den anderen Ausstellungstagen in der Bücherei müssen wir täglich die Ausstellung auf- und abbauen, da wir nicht die einzigen Nutzer des Raumes sind. Das geht ganz schön an die Substanz. Aber der Erfolg der Ausstellung gibt uns recht: der Einsatz hat sich gelohnt, den Besuchern hat's gefallen! Und - vielleicht gibt's irgendwann einmal mehr Platz.
Advent 1992
Noch ein Versuch: seit Sommer hatten wir die Bücherei auch mittwochs am Nachmittag geöffnet. Während der Adventszeit bieten wir nun in dieser Zeit eine Vorlesestunde an: "Märchen im Advent".
7./8. Januar 1993
Der erste Jahresabschluß entsteht, die Büchereistatistik wird geführt. Und tatsächlich: was wir vor einem Jahr erwartet hatten, traf ein: der Medienabschluß ist aufgrund der gespeicherten Daten problemlos und zügig zu erstellen.
Was uns staunen läßt, sind einige Daten: das Bücherei-Team wendete ca. 1900 Stunden in der Büchereiarbeit im Laufe des Jahres auf (das sind ca. 237,5 Stunden pro Person).
Aber - nichtsdestotrotz: wir erweitern unsere Öffnungzeiten! Ab sofort haben wir samstags 17.00-18.00 Uhr, sonntags 9.30-11.30 Uhr und mittwochs 15.30-17.00 Uhr geöffnet.
15. Januar 1993
Wir haben den Pfarrgemeinderat gebeten, in einer Sitzung unseren Jahresbericht abgeben zu dürfen. Interessante Darstellungen über die Arbeit des Bücherei-Teams fanden aufmerksame Zuhörer. Aus unseren Erfahrungen wurden viele Anregungen für die Arbeit in der Gemeinde entnommen. Wir hoffen, daß sie gut umgesetzt werden können.
23.-31. Januar 1993
Wir führen wieder unsere Erstkommunion-Buchausstellung durch, diesmal zusammen mit dem Kommunion-Bazar. Für die Bücher schien es etwas zu früh gewesen zu sein.
3. Februar 1993
Aus unseren guten Erfahrungen mit dem PC-Einsatz in der Bücherei geben wir Empfehlungen und Anregungen und stellen Fragen für den PC-Einsatz im Pfarrbüro. Besonders sind wir an einer Mitnutzung interessiert. Unsere Anregungen und Fragen werden interessiert aufgenommen...
24. Februar 1993
Die Bücherei hat aus dem Nachlaß des Geistlichen Rats Alois Rudershausen eine Sammlung von Video-Filmen erhalten. Die Video-Kassetten stellen ein neues Medium für die Bücherei dar. Der Einsatz in der Ausleihe, die büchereitechnische Behandlung usw. wollen geklärt sein. Wiederum stellen wir fest: der Bücherei-Raum ist zu klein. Wohin damit? Wir stellen die Videos erst einmal in die oberste Regalreihe. Ein Glück, daß wir offene Regale haben. In früheren Jahren waren es noch verschlossene raumhohe Schränke, in denen die Bücher aufbewahrt wurden. Was uns noch fehlt, ist ein Video-Recorder, um den technischen Zustand überprüfen zu können.
11. März 1993
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kath. Öffentlichen Büchereien des Dekanates Erbach treffen sich in Erbach. Viele kennen sich schon vom BASIS12-Kurs her. Ein Dekanatsarbeitskreis der Büchereien wird gegründet.
29. März 1993
Wieder eine unserer vielen Team-Sitzungen. es stehen wieder einmal Bestellungen an. Aus den von der Fachstelle bereitgestellten Mitteln, aus Erlösen der Buchvermittlung und der Kirchenkollekte können wir unseren Medienbestand aktualisieren und ergänzen. Jede Bestellung löst eine Kette von Arbeiten aus: katalogisieren, ausleihfertig einbinden und kennzeichnen, einstellen usw. Je nach Umfang der Bestellung eine größere Sache, die es mehrmals im Jahr zu bewältigen gilt.
16. Mai 1993
An der großen Festveranstaltung zum Jubiläum "150 Jahre Pfarrkirche St. Sophia" in der Werner-Borchers-Halle beteiligen wir uns mit einem Info-Stand. Prominentester Gast: Weihbischof Wolfgang Rolly.
1. Juni 1993
Wir veranstalten eine Buchausstellung zur Verschwisterung Erbachs mit Jicin/Tschechische Republik. "Böhmen - Bücher von Böhmen - Bücher über Böhmen" ist der Titel.
16. Juni 1993
Die Vorbereitungen zum Jubiläum "75 Jahre Kath. Öffentliche Bücherei St. Sophia" laufen auf Hochtouren. Das ganze Team ist gespannt auf das Jubiläum. Die Vorbereitungen lassen die Arbeit und der Einsatz des letzten Jahres nochmals deutlich werden, die Vorfreude auf die Sommerferien beflügelt. Viele Wünsche haben wir, wir betrachten sie realistisch im Rahmen unserer Möglichkeiten. Wir bauen für unsere Leserinnen und Leser auch künftig an der Zukunft der KÖB St. Sophia.
20. Juni 1993
Zwischenbilanz im ersten Halbjahr 1993: In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden von unseren ca. 160 Lesern über 2000 Bücher, assetten und Videos aus einem Bestand von ca. 1600 Medien ausgeliehen.
Die Büchereileitung im herkömmlichen Sinne kennt die Katholische Öffentlichen Bücherei St. Sophia nicht. Die Büchereibetreuung wird in Teamarbeit erledigt. Die Team-Leitung kann nur in Absprachen, Aufgabenverteilung und gegenseitiger Unterstützung erfolgen.
Aktionen/Projekte werden von einzelnen Team-Mitgliedern verantwortlich geplant/durchgeführt; Abstimmung mit dem Team und Hilfe bei speziellen Problemen/großem Aufwand sind selbstverständlich. Verantwortungsbewußsein für die übernommene Aufgabe, selbständige Durchführung und eigene Ideen sind die persönlichen Merkmale, die es zu erreichen gilt. Die gegenseitige Abstimmung und Information, das "Kümmern" um den allgemeinen Büchereibetrieb ist unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg der Katholischen Öffentlichen Bücherei St. Sophia.
Natürlich mißt sich das Bücherei-Team immer wieder an den selbst gesteckten Zielen und stellt ab und an fest, daß noch einige Milli-/Zenti-/Kilo-Meter bis dahin fehlen. Die Team-Mitglieder und ihre Aufgabengebiete:
Marcus Heinrich Medientechnik
Jacinta Petersik Bestellungen
Luzia Scharf gewählte Leiterin; Bücherei-Kasse
Silvia Seidel Aktionen
Simone Seidel Flohmärkte
Ulla Seidel-Seiz Büchereiraum, Reinigung
Uschi Som Leserkartei; Ausleihfristen
Ilona Sumalowitsch Büchereiraum; Dekoration
Ursula Weiers Bestandspflege und Büchereimaterial
Willi Weiers Kataloge; Büchereiverwaltung; Konzepte; Öffentlichkeit
Liebe Gemeinde,
verehrte Leser und Gäste unserer Bücherei,
die Anfänge unserer Pfarrbücherei gehen zurück in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Damals war Johannes Blatz Pfarrer von St. Sophia in Erbach. Er war es auch, der 1920 den örtlichen Verein vom Hl. Karl Borromäus gründete. Dieser Verein nahm sich der Pflege der Bücherei an.
Die Folgen des Krieges belasteten in den 20er Jahren auch die Menschen im Odenwald. Es herrschte Arbeitslosigkeit, und viele junge Menschen hatten keine rechte Lebensperspektive. Geld für Bücher konnten gerade die ärmeren Familien der damals weit verstreut in den Dörfern um Erbach herum lebenden Katholiken nicht aufbringen. Eine Leihbücherei war deshalb ein sehr wertvoller Beitrag zur Bildungsarbeit unserer Gemeinde. Auch heute möchte die Katholische Öffentliche Bücherei mit ihrem vielfältigen Angebot dem Bildungsauftrag nachkommen und Anregungen bieten zur Lebens- und Freizeitgestaltung.
Viele freiwillige Helfer hatten sich während der 75 Jahre um den Erhalt und den Ausbau der Bücherei bemüht. Jahrelang war es unsere frühere Gemeindereferentin Cäcilia Sachs. Heute ist ein Team unter der Leitung von Frau Luzia Scharf damit befaßt, den Bedürfnissen der Ausleiher nachzukommen und ein aktuelles Medienangebot bereitzuhalten.
Für dieses ehrenamtliche Engagement für unsere Gemeinde sind wir sehr dankbar.
Ich wünsche unserer Bücherei eine weiterhin positive Entwicklung und vor allem einen interessierten "Kundenkreis".
Heinz Kußmann
Pfarrer
Sie können einen denkwürdigen Geburtstag begehen: 75 Jahre Katholische Öffentliche Bücherei St. Sophia. Das besagt durch drei Generationen Dienst am Buch, Dienst in dem Zeitraum zweier Weltkriege, der Nazityrannei, der schweren Nachkriegszeit und durch alle Spannungen der Zeitgeschichte bis zum heutigen Tag.
Sie haben versucht, durch das Medium Buch den Menschen die Welt zu erschließen, für den Sinn des Lebens zu sensibilisieren. Mit Ihrem sorgfältig ausgesuchten Buchbestand konnten Sie vielen Menschen helfen, über manche Krise des Lebens hinwegzukommen, Entspannung und Freude zu finden. Ich hoffe, dieser Geburtstag zeigt nicht nur den Wert Ihrer Bücherei für die Gemeinde, sondern macht Ihnen auch den Segen vieler Mühen und vielen Einsatzes bewußt.
Wenn wir am gleichen Tage auf unserem Diözesantag in Mainz den Geburtstag 25 Jahre Fachstelle für Büchereiarbeit in der Diözese feiern, wissen wir uns Ihnen in Dankbarkeit verbunden, diese Jubiläen feiern zu können. Ihnen allen in der Bücherei und der ganzen Gemeinde gelten unsere herzlichen Glück- und Segenswünsche zum Festtag. Insbesondere wünschen wir, Ihre Bücherei möge auch in Zukunft zum Segen der Menschen in Erbach ein Ort der Begegnung und der Orientierung sein.
Im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fachstelle grüßt Ihr
Helmut Hanschur, Ordinariatsrat
Leiter der Fachstelle für
Katholische Büchereiarbeit im Bistum Mainz
Im 150. Jubiläumsjahr unserer Kirche St. Sophia kann die katholische Pfarrei Erbach auch auf das 75-jährige Bestehen ihrer Bücherei zurückblicken. Für eine Diasporagemeinde ist dies ebenfalls ein beachtenswertes Datum.
In einer Zeit wirtschaftlicher Not, politischer Wirren und Unsicherheiten zu Ende des 1. Weltkrieges ins Leben gerufen, war es sicherlich eine wertvolle Hilfe, richtungweisende Literatur zugängig zu machen und zur Verfügung zu stellen. In noch schlimmerer Situation nach dem ersten Weltkrieg war es daher auch nicht verwunderlich, wenn sich Sonntag für Sonntag nach den Gottesdiensten Jugendliche wie Erwachsene in den Katholischen Öffentlichen Büchereien drängten, konnten sich doch viele damals schwerlich ein eigenes Buch leisten, wo schon das 3-Pfennig-Brötchen für das Schulfrühstück eine seltene Kostbarkeit darstellte.
Heute, bei einem täglichen Fernseh-Angebot von über 20 Programmen in fast jedem Haushalt, einer Überschwemmung mit Zeitungen und Informationsschriften und dem finanziell leistbaren Riesenangebot an jeglicher Literatur hat sich das Leseverhalten stark verändert.
Trotzdem lohnt sich auch heute der Griff zu einem guten Buch - und dies wird wohl auch in absehbarer Zeit so bleiben. Der Bildungs- und Unterhaltungswert guter Literatur, einer nicht nur oberflächlich vorbeihuschenden, sondern gegebenenfalls wiederholbaren und in Ruhe vollziehbaren Gedankenaufnahme kann nicht hoch genug geschätzt werden. Dazu bietet auch heute eine geeignete Bücherei die unschlagbar preisgünstigste Gelegenheit.
Entscheidend für die Akzeptanz ist freilich das Angebot - sowohl in Inhalt wie in äußerer Form. Hierin hat sich das Bücherei-Team unserer Katholischen Öffentlichen Bücherei große Verdienste erworben. Dessen Engagement und geradezu professionelle Arbeitsweise haben unsere Bücherei zu einem attraktiven Medienangebot für Groß und Klein werden lassen. Nicht nur ein reichhaltiges Angebot lesenswerter Bücher, sondern auch Audio- und Video-Kassetten und sogar Spiele warten dort Sonntag für Sonntag auf Wissensdurstige.
Dem Bücherei-Team sei hierfür ein großes Lob und ein herzliches Dankeschön ausgesprochen. Dank gilt aber auch all den anderen, die in den Jahren zuvor im Rahmen ihrer Möglichkeiten sich um die Ausleihe und den Fortbestand bemüht haben.
Das Bücherei-Team möge sich weiterhin mit solchem Erfolg seiner freiwilligen Tätigkeit widmen. Die Pfarrgemeinde könnte dies am besten danken durch rege Nutzung der Ausleihe - zur Freude und Erbauung beider Seiten. Dies wünscht
für den Pfarrgemeinderat
Helmut Seidel
So alt schon?
Das fragen Sie oder Sie sich vielleicht? Im Geiste sehen Sie alte Fernsehbilder mit weißhaarigen Damen und strengen Herren, Leser, die auf Zehenspitzen durch die tristen Reihen von Bücherregalen huschen, von allen Seiten strafende Blicke und "pssst"-Gesten beim Knarren eines Stuhls oder - noch schlimmer - eines laut gesprochenen Wortes.
Stattdessen empfängt Sie der Schrei "Ich hab' sie!" (die Kassette) oder "Das Buch habt Ihr? Ist ja super!". Juchzende Kleinkinder, sich überbietende Kinder und Jugendliche ("Kennst Du schon...? Hast Du schon gelesen...?") und plaudernde oder in ernste Gespräche vertiefte Erwachsene prägen das Bild. Überall prangen bunte Poster und Figuren, Buchstaben baumeln von der Decke.
Ja, Sie sind in der Bücherei!
Unser Ziel ist es,die Bücherei zu einem Treffpunkt in der (Kirchen-) Gemeinde zu machen, der Unterhaltung und Information bietet, wo man auch neue Bekanntschaften schließen kann. Alles unter einem Dach.
Dazu brauchen wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, und natürlich auch Sie, die noch nicht Leser sind. Ihre Wünsche und Ihre Kritik helfen, die Bücherei attraktiv zu gestalten.
Wir danken für Ihre Treue, liebe Leserinnen und Leser, und hoffen auch weiterhin auf Ihre Verbundenheit!
Luzia Scharf
Büchereileiterin
im Bücherei-Team
Unterstützt haben uns folgende Firmen bei der Erstellung unserer Jubliläumsveröffentlichung. Wir danken recht herzlich und bitten um Berücksichtigung bei Einkäufen und Aufträgen:
Der Jubiläumsauftakt:
Aus der Festschrift: