Aug in Aug im Palace Saloon

Gäste und Bücherei-Team im Wilden Westen

Gangster
Gangster
Datum:
Sa. 16. Apr. 2016
Von:
Willi Weiers
16 Jahre lang hat das mehrfach mit dem Hessischen Bibliothekspreis ausgezeichnete Team der Kath. Öffentlichen Bücherei St. Sophia in Erbach mindestens einmal im Jahr eine abendfüllende Veranstaltung mit einem kurzweiligen Mix aus literarisch-kulinarischen Quellen serviert. Zeit für etwas Neues, dachten sich Willi und Ursula Weiers und ihre Mitstreiterinnen, die ihrer Grundidee aber treu bleiben wollten. Auch bei "Pick up", so der Name der neuen Serie, drehte sich alles um ein Motto, das es mitunter erst auf den zweiten oder dritten Blick im Detail zu erkennen galt. Spätestens als Uwe Stock und Andreas Mader sich zur inszenierten Mittagsstunde zum Duell "Aug in Aug" gegenüberstanden, gab es kein Zurück mehr.
Pickup Plakat
Pickup Plakat

Das Motto des Abends spiegelte sich auch in etlichen Whiskygläsern, im Wandspiegel hinter der Bar und natürlich an jedem Tisch, an dem die Gäste sich in die Augen schauen durften. Wo gewünscht, unterstützten die von liebesschnulzigen bis andeutungsweise erotischen Beschreibungen durchdrungenen Textpassagen aus den Western-Bestsellern von G. F. Unger die Annäherungsversuche. Unverkennbar: Das historische Palais präsentierte sich als Palace Saloon mit allem drum und dran, vor dessen Tür ein Pickup-Fahrzeug der neueren Bauart als Werbeträger im doppelten Sinne vorgefahren kam.

Wie es sich für einen echten Saloon gehört, durfte ein (zwar stummer) Pianospieler und ein rüder Umgangston der Bedienung nicht fehlen, die vorzugsweise Kaffee aus der Blechkanne und echten Whisky ausschenkte. Bevor der BBQ-Rindfleischtopf oder wahlweise der Hackbraten mit Mashed Potatoes, Ratatouillegemüse und grünem Salat serviert wurde, übten die Gäste sich beim Aufpicken von Taccos und dem Knacken von Erdnüssen. Armadillo Eggs, Rote Beete Carpaccio, Maisbrot, Rührei mit Speck, baked Beans und gegrillte Maiskolben stillten den nächsten Hunger. Der Wilde Westen wäre nicht so wild, wenn da nicht auch ein Cowboy seine Gitarre stimmen und von Tisch zu Tisch wandern würde. Gemeinsam mit Günter Jung ließen die Gäste Darling Clementine und Susanna hoch leben, verabschiedeten sich von Tom Dooley oder schwärmen vom Blütenmeer der Cotton Fields.

 

Die Teetanten nach dem
Die Teetanten nach dem "Überfall"

Da wurde gesungen, Line Dance getanzt und am Pokertisch geschummelt. Gemeinsam wehrten Wirt Willi, die Bedienungen und die Gäste den Überfall der Teetanten ab, der mit einer Runde Pfefferminztee befriedet werden konnte.

Auch das zuckerreiche Koffeingetränk schmälerte nicht den Genuss, der mit Ambrosia Fruchtsalat aus den Südstaaten, hausgemachtem Apfelkuchen und Boston Brownies endete. Beim "High Noon, wenn coole Cowboys chillen und charmante Cowgirls chatten", wie die Veranstalter die Atmosphäre des ersten Pick Ups beschrieben, wurden alle Register gezogen. Reißenden Absatz fanden die erste Palace-Saloon-News, die die wichtigsten Szenen zusammenfassten und Kurioses nicht aussparten. Das Taschen-Spuck-Etui "Discret" gab es nicht nur in der Anzeige, sondern wurde von einem Freiburger Hersteller lange Zeit erfolgreich in den Wilden Westen exportiert.

 

High Noon (c) Manfred Giebenhain