Pfarrer Martin Eltermann überreichte im Auftrag von Karl Kardinal Lehmann die Goldenen Ehrennadeln der Büchereiarbeit an Hedwig Nowara, Marion Gross, Ilona Sumalowitsch, Luzia Scharf, Uschi Som und Ursula und Willi Weiers. "Sie haben zusammen mit dem Team die "Allumfassend Öffentliche Bücherei" in einem Vierteljahrhundert zu einem zeitgemäßen Ort der Begegnungen und des offenen Dialogs gemacht" schlug Pfarrer Eltermann den Bogen zum Büchereijubiläum. Andreas Mader sprach für die Gemeinde und erinnerte an die Not und das soziale Umfeld zur Zeit der Gründung 1915. Nicht hoch genug könne heute das soziale Engagement des Teams gewürdigt werden, um der Intoleranz entgegen zu treten und das Miteinander zu fördern. Eltermann und Mader dankten unter starkem Applaus der Gemeinde: "Ihr könnt begeistern!".
Der Festgottesdienst zeigte mit Texten der Kinder aus der Büchereischreibwerkstatt zu Heimat, Migration und Freundschaft und großen Bildern an der Kirchendecke die gelebte Kirche vor Ort und deren mitreissende Farbigkeit. Die hervorragende Gruppe "KlangTraum" aus Höchst setzte mit zeitgemäßen Liedern und Texten besondere Akzente.
Liebe Schwestern, liebe Brüder, wir feiern ein Fest: 100 Jahre Katholische öffentliche Bücherei St. Sophia in Erbach. Büchereiarbeit ist Dienst an den Menschen, Dienst an unserer Kultur, ist Dienst an der Verständigung zwischen Menschen. Diese verschiedenen Aspekte Ihrer Arbeit, liebes Büchereiteam, sind alle katholisch (nicht als Bezeichnung der Konfession ev./kath.) sondern im Sinne der Bedeutung des Wortes „katholisch": allumfassend. Ihre Arbeit geht weit über unseren Kirchturm hinaus, denn die unterschiedlichsten Menschen aller Altersstufen, aus den unterschiedlichsten Ländern der Erde kommen zu Ihnen. Und das ist etwas Wunderschönes! Und Sie tun ihre Arbeit, um diesen Menschen etwas mitzugeben - nicht unbedingt ein Buch, das sie ausleihen oder einen E-Book-Account, sondern Sie geben ihnen Freude mit, teilen mit den Menschen die Freude und bezeugen so Gott in unserer Welt.
Wie dringend wir die Botschaft von Gott in unserer Welt brauchen, das sehen wir an dem, was uns alle erschüttert, was dieses Fest überschattet. Die Terroranschläge in Paris, bei denen 129 Menschen getötet und über 300 verletzt wurden. Wir brauchen Gott, wir brauchen Christus, den Logos, wir brauchen die Vernunft in unserer Welt. Je mehr desto besser. Nicht um IHN anzuklagen "Warum leiden die Unschuldigen?" (obwohl wir diese Frage stellen dürfen), sondern damit wir menschlicher, vernünftiger werden und damit Gott ähnlicher werden. So dürfen wir heute auf 100 Jahre KÖB St. Sophia zurückschauen!
(C) Pfarrer Martin Eltermann
J: Wir sind als erstes in den Libanon geflohen und dann nach Deutschland. Mein Vater hat mir viel erzählt. Bevor der Krieg anfing, war es sehr, sehr schön in Syrien. Wir können nicht nach Syrien fliegen, erst wenn der Krieg vorbei ist. Dann können wir wieder in unserer Heimat zurückkehren. Das wäre mein Wunsch, dass der Krieg vorbei ist. In Syrien sind die Kirchen kaputt und die Christenmenschen versuchen, die Kirchen wieder aufzubauen.
G: Also in Syrien ist es so, dass es kein Essen mehr gibt. Als es noch keinen Krieg gab, war es schön. Wir sind Eis essen gegangen und jeden Sonntag in die Kirche und dann in die Kinderstunde. Es war so schön. Im Libanon war es schön, weil meine Oma, meine Opa und meine Cousins und Cousinen da waren. Wir sind immer spazieren gegangen und zum Spielplatz spielen.
A: Ich fühle mich gern zu Hause, wenn ich in Erbach bin. Aber in Russland fühle ich mich auch zu Hause, weil Russland so groß ist und weil da meine Oma wohnt. In München finde ich es auch gut, weil da meiner Schwester wohnt. In Spanien finde ich es auch toll, weil da mein Cousin wohnt und meine Tante und weil es da so heiß ist. In Offenbach finde ich es auch toll, weil da meine Tante wohnt. In Berlin sind meine Cousinen. Es sind vier Mädchen.
M: Ich fühle mich in Russland sehr wohl, weil da fast meine ganze Familie wohnt und weil ich da einen Hund habe. Er heißt Lenox. In Deutschland fühle ich mich auch sehr wohl, weil meine Katze für mich da ist. Grace kommt aus einem anderen Land. Sie kommt aus Syrien. Sie ist sehr nett und sie ist so wie ich. Wir sind beste Freunde. Niemand kann uns trennen. Ich habe noch eine Freundin, die kommt aus Italien. Sie heißt Gloria und ist auch sehr nett und wir sind auch gute Freunde.
S: Mein eigentliches Zuhause ist die Türkei. Wir haben da ein Haus und Hunde und Katzen. Es ist sehr warm. Mit meiner Freundin spiele ich Fangen. Meine Oma und mein Opa wohnen da. Oma kocht Suppe. Meine Mama und mein Papa arbeiten im Dönerladen in Deutschland. Ich bin in der Schule. Ich gehe gern in die Schule. Ich habe eine Freundin und wir spielen Fangen. Ich mag beide Länder.
Es gab mal ein großes Meer, das Atlantis hieß. In diesem Meer gab es viele Fische, Krebse und Enten auf der Oberfläche. Doch eines Tages regnete es nicht. So war das sechs Jahre. Dann vertrocknete das Meer und es gab nur noch einen Fluss. In diesem Fluss gab es jetzt alle Fische, die sechs Jahre überlebt hatten. Da entstanden die Menschen. Sie freuten sich über den Fluss und nannten den Fluss Mümling. Da angelten die Menschen Fische, ließen aber noch Fische in der Mümling.
Das Evangelium nach Matthäus (Mt 25,31-40)
Liebe Schwestern, liebe Brüder, wir wissen als Christen, dass wir unserem Nächsten Aufmerksamkeit und Sorge erweisen sollen, insbesondere den Schwachen und Notleidenden. Jesus sagt ja selbst im Evangelium, was wir für einen unserer geringsten, an den Rand gedrängten Brüder getan haben, das wird so angesehen, als hätten wir es ihm selbst getan. Doch damit unser Dienst nicht nur eine menschenfreundliche Handlung bleibt, die nützlich und verdienstvoll ist, damit der Dienst noch darüber hinaus geht (transzendiert) braucht er die Verankerung in Gott. Wir müssen uns also immer wieder auf ihn ausrichten, im Gebet und IHM Vertrauen entgegenbringen. (Vertrauen, dass er da ist und es wirklich gut mit uns meint). So teilen wir heute Hoffnung und Leiden der Menschen unserer Zeit und machen die Liebe Gottes greifbar, die ja jedem Menschen gilt.
Genauso beginnt auch die Pastorale Konstitution Gaudium et Spes (Vat. II) über die Kirche der Welt von heute. „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände."
So das 2. Vaticanum. Die Zeichen der Zeit erforschen, um diese Zeichen im Licht des Evangeliums zu deuten, das ist eine Aufgabe, die das 2 Vaticanum uns ins Aufgabenheft geschrieben hat. Zu den Zeichen der Zeit gehört mit Sicherheit die Migration (Flüchtlingsströme, die nach Europa kommen). Da gibt es freiwillige, erzwungene, die legalen und die illegalen Migrationsbewegungen. Da gibt es die Plage des Menschenhandels und die Inkaufnahme des Todes von Flüchtlingen. Dies sei hier nur angedeutet.
Die Kirche und damit auch Sie, liebes Büchereiteam - Sie schauen mit den Augen Jesu auf diese Welt. Eine Welt, in der es Leid, Gewalt, Hass, Krieg und Vertreibung gibt. Jesus hatte -so heißt es in der Bibel an einer Stelle- Mitleid, als er die Menschen sah. Das Schicksal der Menschen lässt ihn nicht kalt. Und wenn es nur ein kleiner Funke Hoffnung ist, den Sie weitergeben können. Dieser kleine Funke Hoffnung ist es, der zählt, der den Unterschied ausmacht. Wir alle brauchen diesen Funken Hoffnung, wir brauchen Mut und Liebe, ja wir brauchen die „Phantasie der Liebe", die uns in der Arbeit begegnet und die in so vielen Büchern zum Ausdruck kommt. Die Phantasie der Liebe und der Einsatz für den Nächsten, das muss unser Antrieb sein, unsere Kraftquelle für unsere Arbeit. Darum setzen wir uns ein für die Unterstützung unserer leidgeprüften Schwestern und Brüder.
Mögen wir einer Welt entgegengehen, in der mehr Gerechtigkeit und mehr Friede herrscht...und aus diesem Wunsch heraus mögen wir unsere Kräfte für den Dienst am Nächsten speisen. Ich danke ihnen, liebes Büchereiteam für die Büchereiarbeit, für Ihre „kulturelle Diakonie", den Dienst am Menschen.
(C) Pfarrer Martin Eltermann
Gib uns Kraft im Bücherei-Team und in der Kinder-, Jugend- und Seniorenarbeit immer ein offenes Ohr für alle Menschen zu haben und einen Raum für Gespräche zu schaffen.
Unsere besonderes Gedenken galt den Opfern der Anschläge von Paris zwei Tage zuvor.
Menschen aus vielen Nationen und jeden Alters kommen zu uns. Lass sie eine Gemeinschaft erfahren, in der sie sich wohlfühlen und die ihnen Mut macht.
Gib allen freiwillig Engagierten die Kraft, ihren Weg immer weiter zu gehen und auch in Zukunft den Menschen zu helfen.
Vielen Menschen nicht nur in der Dritten Welt bleibt das Recht auf Bildung vorenthalten. Lass uns in unserer Gemeinde als gutes Beispiel vorangehen, Wissen zu vermitteln und Erfahrung zu teilen.
„Angst essen Seele auf". Hilf allen Opfern von Gewalt und Terror ihre Angst zu überwinden, lass den Tätern klar werden, welches Leid sie verbreiten. Lehre uns, Angst zu beherrschen und zu überwinden.
Viele Menschen suchen bei uns eine neue Heimat. Oft haben sie Furchtbares in ihren Herkunftsländern erlebt. Sind wir bereit, sie in unsere Mitte zu nehmen?
In unserer Bücherei lesen, schreiben, basteln und spielen Kinder aus aller Herren Länder zusammen. Lernen wir von ihnen, unser Zusammenleben mit Menschen anderer Kulturen zu gestalten?
Menschen, die bei uns Schutz, Sicherheit und ein angstfreies Leben suchen. Immer wieder sind sie Anfeindungen und Vorurteilen ausgesetzt. Stärken wir ihnen den Rücken und verteidigen sie?
Johanna Gross dankt im Namen des Teams der Gemeinde mit ihrem aufwühlendenText aus ihrem letzten Poetry Slam. Lang anhaltender Applaus dankte ihr.
© KÖB St. Sophia Erbach
Ich lächle.
Lache viel. Bin ein glückliches, zufriedenes Mädchen.
„Lügnerin", schnaubt mein Inneres Ich verächtlich.
Und es hält mir die tägliche Wahrheit vor:
Ein Sturm tobt in dir, stärker als jeder Orkan.
Reißt alles fort, reißt alles mit.
Wirbelt Dinge durcheinander
ohne Rücksicht auf den Schaden.
Zerstört, was stark, was sicher stand.
Erfasst die Häuser, dort gebaut auf Fundamenten,
die einmal so haltend wirkten.
Stürzt alte Bäume, einst tief verwurzelt in der Erde.
(C) Johanna Gross
Gott begegne dir wie ein halb in Vergessenheit geratenes Buch, das dir wieder in die Hände fällt und in dem du Sätze und Bilder wiederfindest, nach denen du dich schon lange gesehnt hattest, vertraut und neu zugleich.
Gott begegne dir wie eine blitzartige Erkenntnis, mit der sich beim Lesen Dinge zusammenfügen, die dir lange ein Rätsel waren.
Gott begegne dir wie eine Sprache, die du lernst, und die du nach und nach verstehst, ohne jedes einzelne Wort übersetzen zu müssen.
So segne euch der ewige Gott und begleite euer Leben mit Liebe und Treue: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Eingeladen zum Fest des Glaubens
Ich lobe meinen Gott
Halleluja
Ich glaube an den Vater
Brot und Wein der Welt
Heilig, Hosanna in der Höhe
Vater unser im Himmel
Jesus gib uns Menschen deinen Frieden
Wo bist du zuhaus‘?
Gott sei Dank
Kirche vor Ort
Farbigkeit steckt an