Das Salzige zieht sich durch alle Gänge - titelt das Odenwälder Echo

Kulinarisch-literarisches Ereignis in der katholischen öffentlichen Bücherei St. Sophia Erbach

HALL Saal (c) Bücherei St. Sophia/WW
HALL Saal
Datum:
Mi. 22. Jan. 2014
Von:
KÖB-Team

Bergbau im Odenwald? Na klar. Mit (Salz-)Brief und Siegel stimmte das Team der katholischen öffentlichen Bücherei St. Sophia zum diesjährigen kulinarisch-literarischen "Hall"-Abend im Palais ein.

Es „hallt" allerorten - so unterhaltsam kann Salz sein, wie das Team der katholischen öffentlichen Bücherei St. Sophia zum diesjährigen kulinarisch-literarischen Abend im Palais bewies. Wenn von »Hall«, so das diesjährige Motto beim kulinarisch-literarischen Abend der katholischen öffentlichen Bücherei St. Sophia, die Rede ist, sind den erfindungsreichen Wortkreationen von Bibliotheksmann Willi Weiers nahezu keine Grenzen gesetzt. 

 

HALL-Saal (c) KÖB Erbach (Ersteller: KÖB Erbach)
HALL-Saal

So durften zum Ausklang weder die Jagdhornklänge Halali fehlen noch ein kräftiges unüberhörbares »Hallo« und »Halleluja« zur Begrüßung der Gäste im Büchereiraum. Die hierzu gereichten mit gesalzener Butter bestrichenen Brotscheiben vermittelten einen Vorgeschmack darauf, was die Besucher vom kulinarischen Teil des Abends zu erwarten hatten. So drehte sich alles um Gesalzenes und Hällisches, ohne den wissenschaftlichen Beweis erbringen zu müssen, ob es die Kelten oder die Germanen waren, denen wir die Herkunft des Worts Hall für Salz zu verdanken haben. Sichtbar, hörbar oder schmeckbar unterhielten die Gastgeber ihr Publikum im Kerzenschein der Salzlampe, dazu gereichten sie Zwiebelfisch von der Hallig und ein gut gekühltes Haller Löwenbräu und das Nass der Haller Wildbachquelle. Doch nicht nur das schwäbisch-hällische Landschwein, auch Mohrenköpfle genannt, fand sich in Form eines Brauerbratens mit Semmelknödel und Kümmelkraut auf dem Teller wieder, sondern auch Maultaschen-Carpaccio mit Feldsalatbouguet an Himbeerdressing sowie die zur Pause gereichte Laugen-Biersuppe im Henkelmann.

Doch weshalb sich mit dem fernen Schwäbisch Hall, Bad Reichenhall oder Salzburg und den in Kriege ausufernden Streitigkeiten um die Salzvorkommen von Hallstatt und Hallein aufhalten, wenn das Gute liegt so nahe? Auszüge aus den profunden Erkenntnissen von Professor Dr. Netwohr, allseits bekannt in Zusammenhang mit dem bedeutenden Odenwald-Seefahrer Schann Scheid, bereicherte das heimatkundliche Wissen der Gäste. Die "tiefschürfenden Erinnerungen" durch die Odenwälder Bergbauspuren brachten Stationen wie Auf der Halle in Erbach, den Unteren Hammer von Asselbrunn ebenso zu Tage wie den wahren Wert der Odenwaldhalle (nicht zu verwechseln mit Odenwaldhölle) und der nur wenige Schritte davon entfernten Trink-Hhalle im Herzen von Michelstadt. So war es nicht verwunderlich, dass die Gäste vor Betreten des feierlich dekorierten "Bergwerksaals" sich in Schutzkleidung gehüllt zunächst zur "Grubeneinfahrt" anstellen mussten.

Dort unversehrt und erwartungsfroh angekommen, wurden sie mit Salzgurken und dreierlei Sorten gesalzenem Schinken nach Bergwerksmanier versorgt. Als geistige Nahrung steuerte Weiers Auszüge von "Das Habsburger Salzreich" von Mark Kurlansky und aus "Kreuzstich, Bienenstich, Herzstich" bei, in dem Tatjana Kruse humorvoll aus dem Leben des Schwäbisch Haller Kommissars Siegfried Seifferheld berichtet. Damit "Der Stoff, der die Welt veränderte" (ebenfalls Kurlansky) den menschlichen Kreislauf in Schwung hält, sind fünf bis sechs Gramm täglich ein MUSS, verriet Weiers. Ob dies in Form wertvoller "Salzdiamanten vom Himalaya", wie eine Kostprobe vermuten ließ, oder lieber versteckt in der Fleur-de-Sel-Schokovariation zu sich genommen wird, blieb jedem selbst überlassen. Dagegen unangetastet blieben die dekorativen Sol-Eier, deren Schwebezustand ebenso für unterhaltsame Erklärungsmuster diente wie die Publikumsaufgabe, mit den Gesetzen^der Physik Salz von Pfeffer zu trennen.

Manfred Giebenhain