15 Jahre lang haben Willi Weiers und das Team der katholischen öffentlichen Bücherei St. Sophia zu Beginn eines neuen Jahres zum kulinarisch-literarischen Abend in das Palais eingeladen. Zeit für ein Best-of, dachten sich die Gastgeber und stellten in diesem Jahr ein Programm zusammen frei nach Shakespeares Worten "Was Ihr wollt!".
Irgendwie war es in diesem Jahr anders als in den 15 Jahren davor, in denen das ehrenamtliche Team der katholischen öffentlichen Bücherei St. Sophia im Januar zum kulinarisch-literarischen Abend eingeladen hatte. Die Stammgäste unter den Genießern dieses fünfstündigen Unterhaltungsprogramms und mehrgängigen Gaumenschmauses waren dieses Mal an der Programmauswahl beteiligt gewesen; dies ganz im Sinne eines Best-of, das am Samstag im Palais dargeboten wurde. Bei "Was Ihr wollt!" passte also von Beginn an nicht viel zusammen. "Zoammegschdobbeld", wie der Odenwälder sagt, oder Bibliotheksleiter Willi Weiers schon bei der Begrüßung die getroffene Auswahl zu einem neuen Ganzen überschrieb.
Eindeutig im Vorteil waren jene, - auf den ersten Blick die überwiegende Mehrheit - die von "Mord zwischen Messer und Gabel" (so der Titel der ersten Veranstaltung im Jahr 2000) bis zu "Hall" (2014) von allen thematisch stimmigen Gerichten kosten durften und bereits mit den ernsthaften und witzigen Literaturbeiträgen, Kalauern, Doppeldeutigkeiten, optischen und sprachlichen Anspielungen sowie den humorvollen Spitzen des Büchereiteams vertraut war. Schwerpunkte setzte die Tischdekoration, die vom Rosenblatt ("Knallharte Romantiker" 2001) bis zur Holzeisenbahn ("Husch, husch" 2008) und von bunten Glaskugeln ("Eine lauschende Ballnacht" 2012) bis zur Wasserpfeife ("Diwan" 2013) reichte.
Doch bevor der libanesische Petersiliensalat Tabbouleh ein Comeback nach zwei Jahren feiern durfte, die Curry-Kartoffelsuppe an das "Bettgeflüster" von 2005 erinnerte und der toskanische Putenbraten im Nudelnest ("Firmament" 2007) serviert wurde, mussten die Gäste ein letztes Mal unbeschadet den Gang von der Bücherei zum Festsaal überwinden. Die Karikaturen und Verbotsschilder aus "Ohne" (2011) gingen in dem Gegacker und Geplapper der Märchenstationen, die üppig mit Goldtalern gespeist wurden, leider etwas unter. Umso genüsslicher ließen die Gäste sich den zweiten Hauptgang munden, erinnerte das englische Senfsteak mit Röstitalern und Erbsen doch allzu sehr an das "Bettgeflüster von 2005.
Märchenhaft ("Mär" 2010) gestaltete sich nicht nur das Dessert, eine im Einmachglas auf rotem Polster servierte rote Grütze mit Vanilleeis, sondern auch das musikalische Intro von den zwei Königskindern, die nicht zueinander finden konnten; vorgetragen von Rita Flick in Begleitung von Heinz Schäfer am Klavier. Ein Comeback feierten die Filzpantoffeln von "Sellemols im Palais" (2003), die original Moses Gesetzestafeln ("Zeh'n" 2009), die sperrigen Reisekoffer aus "Bella Italia" (2004) und der unvergessene Walk of Fame ("Flimmerkiste" 2002). Damit war die literarisch-kulinarische Rundreise nach 16 Auflagen beendet. Der letzte Beifall fiel dem entsprechend besonders kräftig aus, galt er doch auch der Ankündigung des Büchereiteams, dass ein Wiedersehen nicht nur zu den Öffnungszeiten des Bücherverleihs geplant ist. Wann und wie dieses im kommenden Jahr aussehen könnte, wurde aber noch nicht verraten. Als nächstes feiert die wiederholt mit dem hessischen Bibliothekspreis ausgezeichnete Bücherei im März ihr 100jähriges Bestehen.