Zehn Zehen passen in ein Paar Filzpantoffeln, und mit denen schlurften die Gäste der
Veranstaltung den Flur entlang Richtung Palais, in dem die festlich gedeckten Tische dieses Mal „maßstabsgerecht“ dekoriert waren. Doch erst noch einmal gut zehn Schritte zurück: „Mehrfache archäologische Errungenschaften“ kündigte Bibliotheksleiter Willi Weiers zu Beginn den Gästen an.
Das Büchereiteam seinerseits steuerte ein siebengängiges Menü bei – mit einem Kräuter-Zickli mit Kürbiskernen zum Einstieg, einer Spinat-Kokos-Suppe („Popeye tropisch“), glasierten Möhren mit Kräuter-Ciabatta, zwischendurch ein Himbeer-Sorbet und zum Hauptgericht Rotbarsch mit Senfkräuterkruste an Roma-Schnitten und gefülltes Rinderfilet mit Knödel-Carpaccio und Kräuter-Champignons sowie abschließend einen leckeren Punsch und Gefrorenes vom Champagner.
Feierlich fiel auch der Weg zur Tafel aus: In Assoziation zum berühmten Walk of Fame in Los Angeles bedeckten „original“ altrosafarbene Terrazzoplatten den Fußboden des Flurs, die – vom Neonlicht angestrahlt – die Namen der vermerkten Stars verrieten. Eine Tür weiter: Zehner-Spielkarten und zehn weiße Kerzen auf runden Spiegeln, die Servietten umwickelt mit einem Papiermaßband. Über den Tischen baumelten aufgeklappte Zollstöcke und an der Wand ein Hirschkopf aus Stoff, natürlich ein Zehnender.
Doch wo blieben die versprochenen archäologischen Reichtümer? Weiers baute diese geschickt in seine literarischen Programmpunkte zwischen den Gängen ein, um am Wahrheitsgehalt keine Zweifel aufkommen zu lassen. Zum Vorschein kamen der Originalfußabdruck von „Freitag“ (passend zur Stelle im Roman „Robinson Crusoe“ von Daniel Defoe), ein Abbild des gestrandeten Helden und als Höhepunkt die Gesetzestafeln, die Moses einst aus den Händen Gottes entgegengenommen hat. Die beiden Biberschwänze machten ebenso die Runde an den Tischen wie die in Plastikform gegossenen Fußabdrücke eines ortsansässigen Herstellers, die als Tischspielzeug (Originalverwendung: Türstopper) für Erheiterung sorgten.
Musikalisch umrahmt wurde die gemütliche und genüssliche Runde von gegensätzlichem Genre, das von The Ten Tenors bis zu Ten Years After reichte. Passend zu den Biberschwänzen, pardon: den Gesetzestafeln, durften literarisch betrachtet natürlich nicht die Zehn Gebote (Buch Exodus 16,8 bis 16,30) fehlen, von denen Weiers geschickt zu den „Zehn Geboten für den neuen sozialistischen Menschen“ (verkündet auf dem fünften Parteitag der SED 1958) überleitete und zurück in das Hier und Jetzt der Bibliothek sprang, in der die „Zehn Rechte des Lesers“ aushängen (vom Recht nicht zu lesen bis zum Recht zu schweigen).
Besondere Aufmerksamkeit verlangte der Ausflug in das duale Zahlensystem. Beim Roman
„Wächter der Tiefe“ (Lincoln Child) kamen die Mathematiker und Tüftler unter den zufriedenen Gästen auf ihre Kosten, die sich (leider vergeblich) an der Entschlüsselung des 1120 Zeichen umfassenden binären Codes ausprobierten.
Manfed Giebenhain
Seit Sellemols im Palais im Januar 2000 treffen sich Knallharte Romantiker zum Bettgeflüster. Unter Welt gibt es zwar die Flimmerkiste und auch das Firmament in Bella Italia gibt einiges her - aber am besten, man trifft sich husch husch zum Mord zwischen Messer & Gabel. Dass die Zeh'n dabei kalt werden, liegt bei o'n air in der Natur der Sache. Übrigens, die Mär von der Zwattufflaach ist keine...
Aber wir sind nicht nur "retro" unterwegs. Denken Sie doch schon mal "quer", was Ihnen zu "Zeh'n" alles einfällt. Vielleicht kommen Sie auch auf die höchst logische Verbindung zu David Hasselhoff und Pamela Anderson, ach ja, und zu Nicholas Negroponte.
In diesem Sinne - gleich reservieren für den 31. Januar 2009!
Termin: 31.01.2009, 19:00 Uhr
Ort: Kath. Öffentliche Bücherei St. Sophia, Hauptstraße 42, 64711 Erbach
Ihr Mitbringsel: 29,00 €
Vorverkauf:
In der Bücherei zu den üblichen Öffnungszeiten:
Die Zahl der Plätze ist begrenzt. Es gilt die Reihenfolge des Vorverkaufs.