Was haben Katzen mit Zügen zu tun? Musicalfreunden fällt da sofort „Skimpleshanks", der Eisenbahntramp aus „Cats", ein. Der gestreifte Kater durfte nicht fehlen am Samstag beim neunten kulinarisch-literarischen Abend der katholischen öffentlichen Bücherei St. Sophia. Wenigstens musste er erwähnt werden.
Zum Thema „Husch husch, ins Körbchen" stimmte Bibliotheksleiter Willi Weiers die Gäste mit Anekdoten über diese Haustiere und den wohl bekanntesten Katzenliebhaber ein. Die Rede war von Alf, der Katzen bekanntlich zum Fressen gerne hat.
Husch, husch verschwanden die Mini-Tiger im Körbchen, denn gleich darauf ging es zum ernsteren Teil der Veranstaltung über. Genauer gesagt, erst einmal durch verqualmten Tunnel. Dem Vernehmen nach wurde dort gerade ein Zug überfallen, die Passagiere flüchteten in eine Bahnhofsgaststätte. Die entpuppte sich als Palais des Büchereigebäudes, wo an vier Gleisabschnitten am Tisch Platz nehmen durfte, wer zuvor ein Billet gelöst hatte. Von nun an drehte sich alles um Züge, die auf jedem Tisch in Form einer Holzeisenbahn präsent waren.
Fotos von historischen wie hochmodernen Lokomotiven und Eisenbahnen aus aller Welt auf den Tischen, an den Wänden und als Tischsets stimmten auf den kulinarischen und literarischen Hauptteil des Abends ein. Die Menuekarte des „TEE-Husch-Husch" für die Strecke Erbach-Welt-Erbach kündete nicht nur von einer sechszügigen Speisefolge, sie bot auch einen Überblick über das Mitnahmeangebot der musikalischen und literarischen Reisemöglichkeiten. Auf die „gefüllten Körbchen von Paddington Station" (Körbchennudeln mit Hähnchenfleisch, Pilzen und Tomaten in einer Dill-Käse-Sauce) folgte „Fast Food vom Bahnsteig" (Pommes frites, rot-weiß, Hamburger und Hot Dog), und als zweite Vorspeise gab es eine „Suppe vom Kugellagergemüse aus Kötschenbroda" (Erbsensuppe mit geräucherten Lachsstreifen auf Creme fraiche Inseln). Was im Bücherraum mit einer Schale Milch seinen Anfang genommen hatte, wurde als Wein der Marken St. Laurent 2005 und Großer Veltliner „Alte Bergen" Classic 2006 zu den Gängen gereicht.
„Es freut uns, wenn wir als Bahnhofslokal mit einem Vier-Sterne-Restaurant mithalten können", bedankte sich Weiers für das Lob an die Küche. Auch die Hauptgänge entsprachen nicht nur dem Geschmack der gut 40 Gäste, sondern auch dem Thema: Omelette stand früher nicht nur in Bahnhofsrestaurants auf jeder Speisekarte. Recherchen zufolge wird in den Zügen auch heute noch am häufigsten Tafelspitz mit Dillkartoffeln verspeist, der am Samstag als „Hauptgang aus dem TEE" serviert wurde. Den Abschluss bildeten „Tafelobstvariationen aus dem Sonderzug nach Pankow" (Apfel und Birne als Strudel, Kompott, Joghurt sowie Sorbet in der Schnapsglasklasse). Udo Lindenbergs Hommage an Erich Honecker war nur einer von vielen musikalischen Zugbegleitern, die Weiers zusätzlich in Versform zum Besten gab. Beim Schlager „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo" von Christian Anders wollte sich besagte Maria jedoch nicht zeigen. Textauszüge zwischen den Mahlzeiten entführten in die Welt von Agatha Christie. mit „16 Uhr 5O ab Paddington" bis zum Sambaexpress, in den 1949 der Zug namens Reichelsheimer „Lieschen verwandelt wurde.