Schmuckband Kreuzgang

Kirche St. Antonius in Mainz

1324 wird eine  Antoniterniederlassung  in Mainz  genannt.

Für diese ließ eine Frau Mechthildis 1331 die Kirche bauen. Der Orden entstand zu Ende des 11. Jh.s in Frankreich. Patron war der Hl. Antonius, der Eremit. Er wird meist mit Stab mit Querholz (Antoniuskreuz) dargestellt.

Der Orden der Antoniter übernahm dieses Kreuz in Form des griechischen Buchstabens  „Tau" als sein Symbol wie später auch der Franziskanerorden.

Die Antoniter hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die vom Mutterkornbrand („Antoniusfeuer") befallenen Patienten zu operieren und zu pflegen (zur Ernährung der Patienten durften die  Antoniter Schweine halten, die von vermögenden Personen gespendet und im angrenzenden Wohnviertel durch die Anwohner mit Abfällen gefüttert wurden. Die Darstellung eines Schweins ist dann im Mittelalter in die Ikonografie des Hl. Antonius eingegangen - siehe Statue am rechten Emporenpfeiler. Die Figur am anderen  Pfeiler stellt den Hl. Antonius von Padua dar.)

Der Chorraum der Kirche wird durch die langen zweibahnigen Fenster bestimmt, die schönes spätgotisches Maßwerk besitzen. Das Maßwerk des mittleren Fensters musste 1948 nach den vorhandenen Ansätzen ergänzt werden.

Im Langhaus wurde 1625 eine barocke Nonnenempore eingebaut. Außerdem wurde außen an der Nordseite eine Treppe zur Empore errichtet.

Aus der Erbauungszeit der Kirche stammt die Tür mit dem Antoniterkreuz im gotischen Maßwerk, die nun die Treppe zur Empore zugänglich macht. Ebenso der Dreisitz im Chor, der beschädigt war, aber wiederhergestellt wurde, auch der Wandschrank in der Schrägwand des Chores in Form eines Türrahmens, in dem jetzt der Tabernakel steht. Die  jetzige Marienkapelle (früher Kapitelskapelle)  war durch die hier aufgestapelten Fliegerbomben beim Brand 1942 ganz verglüht und musste völlig erneuert werden.

Zur Geschichte der Kirche :

Eine Frau Mechtildis lässt 1331 die Kirche bauen. 1528 verließen die Antoniter  Mainz. Kirche und Gebäude wurden profaniert, bis 1620 die Armen Klarissen, die aus Köln kamen, die Gebäude übernahmen. Die Nonnen lebten in völliger Armut und widmeten sich der Krankenpflege. Nur einen Steinwurf weit entfernt gab es in Mainz schon seit 1272 die Reichen Klarissen, die Grundbesitz und feste Einkünfte hatten. Ihre Kirche ist jetzt Teil des Naturhistorischen Museums.

1802 wurde das Kloster aufgehoben, 1806-1903 beherbergten die Räume die  Hebammenanstalt, dann zogen verschiedene städtische Büros ein, zuletzt der Reichsluftschutzbund, der 1942 durch Brandbomben seine  Räume verlor.

1943 wurde durch die hessische Denkmalpflege ein Notdach auf die Kirche gesetzt, sodass die Gewölbe erhalten blieben, wenn auch die Kirche selbst, vor allem die Seitenkapelle durch das Ausbrennen eines Depots in Mitleidenschaft gezogen wurde.

1948 pachtete die Kolpingsfamilie die Ruinen von der Stadt und begann mit der Wiederherrichtung der Antoniuskirche.

Seit 1966 ist das Bischöfliche Institut für Kirchenmusik in dem wiederaufgebauten Klosterflügel an der Klarastraße untergebracht. Die Orgel wird für den Unterricht genutzt.

Seit 2004 wird die Kirche auch durch die Katholische Cityseelsorge genutzt.

2008 wurde unter der Empore der ökumenische Trauerraum mit Klagemauer eingerichtet.

Die Gewölbe- und Wandmalereien im Chor wurden 1948 unter einer im 17. Jahrhundert aufgetragenen Tünche freigelegt. Die Kaseinmalereien (wohl vor 1350 entstanden) waren durch früheres Abkratzen sehr beschädigt, doch konnte durch Ausflecken und Nachziehen der Konturen das ganze Gewölbe wieder so hergestellt werden, dass es dem ursprünglichen Erscheinungsbild einer hochgotischen Kirchendecke sehr nahe kommt.

In jeder Gewölbefläche steht oder thront eine Heiligenfigur, meistens blicken sie zu dem thronenden Christus in der mittleren Kappe des Chorschlusses. Viele sind durch Beischriften gekennzeichnet, einige müssen durch ihre Attribute bestimmt werden.

Die Darstellungen am Gewölbe

Westende (über der Orgel)

 

Barbara

Dorothea

Stephan

 

 

Georg

Theobald

 

 

Bernhard

 

Brigitta

Agnes

 

Bartholomäus

Johann Evangelist

 

Laurentius

 

 

Apollonia

Augustinus

 

 

Gregor

 

Matthias

Andreas

 

Joachim?

Anna

König David

Katharina

 

 

Engel

(Matthäus)

Antonius Eremit

 

Ochse

(Lukas)

 

Paulus

Petrus

Musiz. Engel

Maria

Christus

umgeben von den

vier Evangelistensymbolen

Johann Baptist

 

Adler

(Johannes)

Löwe

(Markus)

 

 

Ostende (über dem Altar)

Die Fenster des Chors und der Seitenkapelle wurden von 1964 bis 1968 von Wilhelm Geyer aus Ulm gestaltet. Mit ihren bunten Farben und kleinfigurigen Bildern schließen sie ähnlich wie mittelalterliche Fenster den Raum.

Das Mittelfenster des Chorraums zeigt Wunder, Abendmahl, Passion und Erhöhung Christi, die seitlichen Fenster Gleichnisse.

Gleichnis vom Unkraut

unter dem Weizen

Mt 13,31-32 u.

Mt 13,36-43

Erhöhung Christi

Gleichnis vom bösen

Verwalter

Lk 16,1-8

Das Beispiel vom reichen Mann und vom armen Lazarus

Lk 16,19-31

 

Kreuzigung

Gleichnisse: Das wiedergefundene Schaf, die wiedergefundene Münze

Lk 15,1-10

Gleichnis vom unbarm-

herzigen Gläubiger

Mt 18,23-35

 

Abendmahl

Gleichnis von den Talenten

Lk 19,11-27

Gleichnis vom barm-

herzigen Samariter

Lk 10,25-37

 

Auferweckung des

Lazarus

Joh 11,1-44

Gleichnis vom verlorenen Sohn

Lk 15,11-32

 

Heilung des

Gelähmten

Mk 2,1-12

 

 

Die Fenster der Seitenkapelle zeigen Ereignisse des Marienlebens und alttestamentarische Szenen.

Kath. Cityseelsorge Mainz, Adolf-Kolping-Str. 6, www.cityseelsorge-mainz.de

Text: Maria Grittner-Wittig, Layout: Christiane Schäfer

Quelle: Schnell, Kunstführer Nr. 1416, 1984, Mainz St. Antonius