Die Christophskirche ist eine der ältesten Gotteshäuser der Mainzer Innenstadt.
Ihre Anfänge gehen bis ins 9. Jahrhundert zurück. Älteste, romanische Bausubstanz findet sich im Turmsockel. Das Kirchenschiff stammt aus der Zeit der Gotik.
Nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg (1942 und 1945) wurde das Längsschiff als Ruine zum Mahnmal der Stadt Mainz für die Opfer von Gewaltherrschaft und Krieg.
Das Chorhaupt der alten Kirche wurde wieder als Gottesdienstraum hergestellt und dient heute der katholischen Cityseelsorge und den altkatholischen Christen als Kirchenraum. St. Christoph ist im wahren Sinn eine ökumenische Kirche.
Im Zentrum der Apsis hängt eine originalgetreue Kopie des uralten Wallfahrtskreuzes aus dem 14. Jhd., welches ursprünglich im Kloster „Hl. Kreuz" vor den Toren der Stadt verehrt wurde.
In Kriegszeiten brachte man dieses kostbare Kreuz immer wieder zu seinem Schutz nach St. Christoph. Nach der Zerstörung des Klosters im 18. Jhd. Verblieb das Kreuz endgültig in dieser Kirche und war mit den Personengruppen (links: weinende Frauen und Johannes / rechts: der römische Hauptmann und Soldaten) Teil eines Kreuzaltares, welcher im Krieg zerstört wurde. Kreuz und Figurengruppen konnten gerettet werden und wurden in die (1964 wieder eingeweihte) Kapelle aufgenommen.
Ebenso die Figurengruppen auf der linken Seite: Von einem 14-Nothelfer-Altar der alten Kirche wurde dieser Teil mit St. Christophorus, St. Katharina und St. Blasius (?) gerettet und hier wieder eingebracht.
Die moderne Figur auf der gegenüberliegenden Seite stellt den Hl. Petrus Canisius dar. Der später zum Kirchenlehrer erhobene Jesuit legte in der Christophskirche zu Mainz sein Ordensgelübde ab. Dies geschah in die Hände von Petrus Faber, einem Freund und Vertrauten des Ordensgründers Ignatius von Loyola.
Auf der der Apsis gegenüberliegenden Wand befindet sich eine Darstellung der Gottesmutter Maria. Sie ist die Nachbildung einer Figur aus der ehemaligen Liebfrauenkirche zu Mainz, die sich heute im Kreuzgang des Domes befindet.
Im Vorraum der St. Christophskirche befindet sich ein Taufstein aus gotischer Zeit im lombardischen Stil. Dass Johannes Gutenberg in dieser, seiner Pfarrkirche getauft wurde ist ziemlich sicher - ob es allerdings genau dieser Taufstein war, ist heute nicht mehr zu beweisen. Viele Gegenstände aus Mainzer Kirchen haben im Laufe der Zeit, vor allem durch Kriege bedingt, ihre Standorte verloren oder verlegt. Die ehemalige gotische Pieta aus St. Christoph befindet sich heute in der nahegelegenen St. Quintinskirche.
Die beiden beschädigten Barockfiguren der Heiligen Valentin und Nikolaus stammen aus einem Barockaltar, der aber schon Anfang des 19. Jhd. wieder aus der Kirche entfernt wurde. Bis zum 2. Weltkrieg gab es in St. Christoph eine starke Verehrung des Hl. Valentinus. Die beiden Figuren standen vor dem Krieg am Eingang der Kirche. Nach der Zerstörung der Kirche haben sie jetzt hier ihren Platz gefunden.
Eine Erinnerung an die Zerstörung der Kirche stellt auch der Turmhahn dar, welcher 60 Jahre nach Kriegsende den Weg zurückfand in die Christophskirche dank der Stiftung einer Mainzer Bürgerin.
893
Erstmalige Erwähnung der ehemaligen Pfarrkirche St. Christoph
1240
Der romanische Turm mit den Doppelfenstern wird erbaut und ist bis heute erhalten
1272
St. Christoph wird erstmals urkundlich als Pfarrkirche belegt
1280 - 1330
Erbauung der frühgotischen Kirche in der heute noch erhaltenen Form.
17. und 18. Jhd.
Sanierung und Umbau der Kirche im barocken Stil
1761
Bei Ausschachtungsarbeiten entdeckt man unter dem Chor Reste einer Krypta mit einer bis heute erhaltenen gotischen Freskenmalerei.
1945
Brand und teilweise Zerstörung durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg.
1954/55
Abbruchpläne konnten verhindert und die Sicherung des Mittelschiffs und der Mauerkrone durchgeführt werden. Bis auf das zerstörte Seitenschiff, an dessen Stelle eine stützende Betonkonstruktion mit modernem Sturzrelief aufgerichtet wurde, ist das Baugefüge in seinen ursprünglichen Umfassungsmauern vorhanden. Die ehemalige Chorkapelle aus dem 15. und 16. Jahrhundert und eine Valentinuskapelle aus dem Jahr 1768 wurden nicht wieder aufgebaut.
1963
Als Mahnmal für alle Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnert die Ruine an die schrecklichen Ereignisse der nationalsozialistischen Herrschaft. Das zerstörte Gotteshaus erinnert aber auch an die hier einst tätigen Jesuiten (Petrus Canisius und Petrus Faber). St. Christoph gehört zu den ältesten Kirchen in Deutschland, die den Namen dieses Heiligen tragen. Darüber hinaus hat sie Bedeutung als Taufkirche des berühmtesten Sohnes der Stadt Mainz, Johannes Gutenberg, den Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern
Im Dezember 2012 hat sich die Initiative St. Christoph gegründet, ein Kreis engagierter Bürger, die gemeinsam mit der Stadt die Ruinenkirche erhalten wollen.
Vor diesem Hintergrund hat der Verlag Bonewitz das von dem Mainzer Autor Dr. Matthias Dietz-Lenssen verfasste Buch „St. Christoph zu Mainz. Capella - Pfarrkirche - Mahnmal." herausgegeben.
Mit diesem Band wird erstmals die gesamte Geschichte der Kirche und ihres Umfelds - von den ältesten Grabungsfunden bis zur aktuellen kommunalpolitischen Diskussion - für ein größeres Publikum greifbar.
Fachartikel von Pfarrer Michael Baunacke, Landeskonservator Dr. Joachim Glatz, Dr. Kathrin Nessel (Abteilungsleiterin Denkmalschutz, Stadt Mainz) und Andreas Schnell (Stadtplanungsamt) runden das Werk ab. Karl Kardinal Lehmann begleitet das Werk mit einem Grußwort. Die notwendigen Forschungsarbeiten und die Herstellung des Buches wurden durch die Unterstützung von Stefan Schmitz ermöglicht.
Der Erlös des Buches kommt St. Christoph zugute.
Dr. Matthias Dietz-Lenssen / St. Christoph zu Mainz. Capella - Pfarrkirche - Mahnmal / Mit Beiträgen von Pfarrer Michael Baunacke, Dr. Joachim Glatz, Dr. Kathrin Nessel und Andreas Schnell / Verlag Bonewitz. 2012 / 160 Seiten, zahlreiche Fotos / ISBN: 978-3-9813999-3-6 / Preis: 14,90 Euro / www.bonewitz.de