In der katholischen Kirche gibt es viele Möglichkeiten der Besinnung, des Gebetes und des alternativen Lebens, z.B. in Exerzitien- und Meditationshäusern und in vielen Klöstern.
Das Angebot ist sehr vielfältig, so daß jeder, der sich für ein geistliches Leben interessiert und es selbst damit versuchen möchte, etwas Passendes für sich finden kann. Vor der Entscheidung für ein bestimmtes Angebot sollte man sich darum genau überlegen, was man eigentlich genau sucht, damit es nachher keine Enttäuschungen gibt.
Wer noch nie an geistlichen Angeboten von Klöstern und Exerzitienhäusern teilgenommen hat, aber Interesse an besinnlichen Tagen und dem Leben in den Klöstern hat, sollte sich am Anfang für Besinnungstage oder Kurse entscheiden, die von einem Fachmann bzw. einer Fachfrau für Fragen des geistlichen Lebens begleitet werden. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen solcher Tage bekommen auf diese Weise eine gute Anleitung, wie man innerlich ruhig werden und mit den Fragen, die dann oft aufbrechen, umgehen kann. Für Menschen, die erste Schritte der Besinnung versuchen wollen, sind solche Hilfen wie z.B. auch der Austausch über die eigenen Erfahrungen mit dem Kursleiter bzw. der Kursleiterin und anderen Teilnehmern sehr wichtig. Es ist nämlich gar nicht so leicht, mit sich selbst allein zu sein.
Solche Angebote von Besinnungstagen und Kursen im religiösen Leben finden das ganze Jahr über in einigen Klöstern, Exerzitien- und Bildshäusern statt und sind in den Jahresprogrammen der Häuser beschrieben. Diese Angebote haben meistens ein bestimmtes Thema oder Ziel und ein festes Programm. Sie bieten aber auch genug Freiraum für Stille und Besinnung. Wenn sie in Nachbarschaft eines Klosters stattfinden, kann man auch an den Gebetszeiten der Ordensgemeinschaft teilnehmen und ihr Leben kennenlernen.
Manche Klöster und auch viele Exerzitien- und Bildungsstätten nehmen in ihre Gästehäuser auch gerne Einzelgäste auf (sofern noch Zimmer frei sind), die nicht an einem bestimmten Kursprogramm teilnehmen möchten, sondern nur für sich selbst Ruhe und Besinnung suchen wollen. Wenn die Gästehäuser zu einem Kloster gehören, kann der Einzelgast - je nach Orden - mehr oder weniger intensiv am Leben der Ordensleute teilnehmen; es besteht immer auch die Möglichkeit zu einem geistlichen Gespräch.
Ein solcher Aufenthalt als Einzelgast in einem Exerzitienhaus oder im Gästehaus eines Klosters setzt voraus, daß der Gast mit sich selbst gut zurechtkommt und das Alleinsein verkraften kann: Den größten Teil des Tages muß er nämlich oft für sich allein gestalten (Gebet und Besinnung, Lesen, Spazierengehen) und kann nicht erwarten, daß sich dauernd jemand um ihn kümmert. Gerade in Häusern, die weit abgelegen von Städten und Ortschaften sind, kann diese gewisse Einsamkeit für jemanden, der mit dem Alleinsein, mit Besinnung und Meditation nicht viel Erfahrung hat, zu einem Problem werden. In diesem Fall wäre es besser, sich zunächst einmal für Besinnungstage in einer Gruppe und mit einem festen geistlichen Begleiter zu entscheiden (siehe oben).
Was "Kloster auf Zeit" konkret bedeutet, hängt stark von den verschiedenen Ordensgemeinschaften und den einzelnen Klöstern ab. Es gibt Orden, die mitten im Leben tätig sind (soziale Aufgaben, Seelsorge in der Stadt, Schulen etc.) und darum ein relativ offenes Haus haben, und Orden, die sich ganz dem meditativen Leben widmen und darum sehr zurückgezogen leben. Es gibt große Klöster mit vielen Ordensleuten und großzügig angelegten Gebäuden und Gästehäusern, die darum relativ viele Gäste aufnehmen können, und Ordensgemeinschaften, die personell und räumlich nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten zur Aufnahme von Gästen haben.
Generell kann man aber sagen, dass ein Aufenthalt unter dem Stichwort "Kloster auf Zeit" bedeutet, dass der Gast über längere Zeit fast ganz in das Leben einer Ordensgemeinschaft mit hineingenommen wird. Vom Gast wird darum verlangt, dass er sich ohne Probleme in den alltäglichen Tagesrhythmus einfügt (sehr frühes Aufstehen, in einigen Orden viele Zeiten des Gebetes und der Stille an jedem Tag, Übernahme von anfallenden Arbeiten) und die Ordensgemeinschaft möglichst nicht belastet. "Kloster auf Zeit" setzt also in den meisten Fällen voraus, dass ein Gast schon recht gut mit Formen geistlichen Lebens vertraut ist, in sich selbst gefestigt ist, sich gut in eine Gemeinschaft einfügen kann und keine besondere Aufmerksamkeit für sich fordert. In nicht wenigen Klöstern richtet sich das Angebot "Kloster auf Zeit" speziell an junge Menschen, die überlegen, ob sie nicht einem Orden beitreten möchten und vorher prüfen wollen, ob sie mit dem Klosterleben zurechtkommen. "Kloster auf Zeit" ist also nicht mit einem erholsamen und billigen "Urlaub" zu verwechseln!
Wer eher daran interessiert ist, einmal unverbindlich etwas "Klosteratmosphäre" zu schnuppern und eine besinnliche Pause im Alltagsstress einzulegen, ist im allgemeinen besser im Gästehaus eines Klosters als Einzelgast oder als Teilnehmer von Besinnungstagen oder dergleichen aufgehoben.
Schwester Mary Helena Hopf RSM
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In anderen Diözesen wende man sich an die zentralen Informationsstellen, die dann an zuständige spezielle Auskunftsstellen weiterverweisen können.