Am Sonntag, den 4.2.2024, wurde die Gottesdienstgemeinde in der Pauluskirche informiert, dass die Dominikaner Worms verlassen werden. So hatte es in der vergangenen Woche das Provinzkapitel der Dominikaner nach intensiver Beratung beschlossen. Zeitgleich wurden auch die Gottesdienstbesucher der Dom- und der St. Martinsgemeinde von dieser Entscheidung unterrichtet. Nachdem im vergangenen Jahr das Noviziat bereits ausgezogen war, war diese Entscheidung schon befürchtet worden.
„Wir haben bis zuletzt gehofft, aber es war klar, dass der Orden auch Häuser schließen muss“, erläutert Pater Johannes Zabel, der Prior des Dominikanerkonvents in Worms. Propst Schäfer berichtet, dass ihn der Provinzial der Dominikaner am Samstagmorgen noch aus dem Provinzkapitel heraus angerufen habe, um ihn vorab über die Entscheidung zu informieren. Alle seien sich bewusst, dass das eine sehr schwere Entscheidung war, die auch viel Enttäuschung, Trauer und Schmerz verursacht. „Wenn man bedenkt, dass die Dominikaner 1226 nach Worms gekommen sind – übernächstes Jahr wären es genau 800 Jahre - und dass Worms eine der ältesten Niederlassungen in Deutschland ist, ist das schon sehr bitter“, erläutert Propst Schäfer.
Für die Wormser Bürger waren die Bettelorden – die Dominikaner wie die Franziskaner – über die Jahrhunderte beliebte Seelsorger. „Während der Stiftsklerus eher für die feudalen Strukturen stand, wurden die Dominikaner als nahbare Seelsorger für die ganze Bevölkerung angesehen“, weiß P. Johannes zu berichten. Nachdem der Konvent in der Folge der Französischen Revolution aufgelöst worden war, entschlossen sich die Dominikaner 1925, wieder nach Worms zurückzukommen. 1929 wurde das Paulusstift, das vorher vom Altertumsverein als Museum genutzt wurde, neu besiedelt. Seitdem haben die Dominikaner dort wiederum eine segensreiche Arbeit entfaltet. Das Kloster ist beliebte Beichtkirche, aber auch in das gesellschaftliche und kulturelle Leben haben sich die Dominikaner intensiv eingebracht, etwa mit den Kreuzganggesprächen oder mit Konzerten und Ausstellungen.
„Ihr Weggang ist ein herber Verlust – gerade in einer Zeit, in der wir uns als katholische Kirche neu aufstellen. Hier war in unseren Konzepten dem Kloster als einem geistlichen und kulturellen Zentrum immer eine wichtige Rolle zugedacht“, erzählt Propst Schäfer. Nach dem Weggang des Noviziats sind aktuell noch drei Patres in Worms stationiert. Dazu kommt, dass Kloster und Kirche nicht im Eigentum des Ordens sind. Eigentümer ist die Martinsgemeinde in Worms, die die nach der Säkularisation nicht mehr benötigten Räumlichkeiten zunächst dem Altertumsverein zur Verfügung gestellt hatte und schließlich, als die Dominikaner 1925 wieder nach Worms kamen, dem Orden. So hatten das Bistum Mainz und der Orden bei einer letzten größeren Renovierung in den 90er Jahren noch einmal viel Geld in die Gebäude investiert.
Die Pastoralraumkonferenz, das entscheidende Gremium des ganzen Pastoralraums Worms und Umgebung, hatte sich im vergangenen Jahr in einem einstimmigen Votum noch einmal leidenschaftlich für den Verbleib der Dominikaner ausgesprochen. Propst Schäfer hatte das in einem Brief dem Provinzial der Dominikaner mitgeteilt. Umso mehr bedauert auch der Orden, dass er am Ende zu keiner anderen Entscheidung kommen konnte.
„Für uns in Worms ist es wichtig, St. Paulus dennoch als kirchlichen Ort zu erhalten. Dafür haben wir, als sich der mögliche Weggang der Dominikaner abzeichnete, auch bereits einen ‚Plan B‘ entwickelt, berichtet Michael Beermann, der als Koordinator des Pastoralraums den Prozess der Neuaufstellung der künftigen Großpfarrei moderiert. „Die Idee ist, dass dort im Kloster das zentrale Pfarramt und Verwaltungszentrum der künftigen Pfarrei angesiedelt wird, zusammen mit dem Dienstsitz des leitenden Pfarrers und Arbeitsräumen für weitere Mitarbeitende. Darüber gäbe es die Idee, dass das regionale Jugendbüro Rheinhessen-Süd, das momentan im Martinushaus eingemietet ist, dorthin umziehen könnte. Eine noch weitergehende Vision wäre, dass das ebenfalls künftig im Martinushaus untergebrachte evangelische Dekanatsjugendpfarramt ebenso dorthin umziehen könnte und im Kloster dann perspektivisch so etwas wie eine ökumenische Jugendzentrale entstehen könnte. „Das wäre ein tolles ökumenisches Pilotprojekt. Die Pauluskirche könnte man dann vielleicht zu einer ökumenischen Jugendkirche entwickeln“, spinnt Propst Schäfer die Vision weiter. Zunächst aber müsse nun im Rahmen der Machbarkeitsstudie nüchtern geprüft werden, ob sich das bisherige Kloster für die angedachte Nutzung eignet und wie hoch der Investitionsbedarf ist. Denn auch das dürfe man nicht aus dem Blick verlieren, erinnert der Propst: das Projekt müsse sich auch finanziell und wirtschaftlich darstellen lassen.
Noch ist nicht klar, wann die Dominikaner Worms endgültig verlassen. „Klar ist aber: es wird eine gebührende und sicher auch emotional sehr bewegende Abschiedsfeier geben. Wir haben gemeinsam zu danken für eine 800jährige segensreiche Geschichte“, sind sich Prior und Propst einig.
Kath. Pfarramt Dom St. Peter und St. Martin in Worms
Dominikanerkonvent St. Paulus Worms
05.02.2024