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"Moment mal" - Interview in "Glaube und Leben"

Die deutschen Ordensgemeinschaften müssen sich mehr mit der Aufdeckung sexuellen Missbrauchs beschäftigen. Dies zeigt eine Mitglieder-Befragung der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK), die kürzlich veröffentlicht wurde. Fragen dazu an Schwester Mary Helena Hopf, stellvertretende Vorsitzende des Ordensrats im Bistum Mainz.

Schwester Mary Helena-Oberin der Niederlassung der Barmherzigen Schwestern von Alma in Breuberg (c) privat
Schwester Mary Helena-Oberin der Niederlassung der Barmherzigen Schwestern von Alma in Breuberg
Datum:
So. 13. Sept. 2020
Von:
Schwester Mary Helena Hopf

„Sehr offen und ehrlich gesprochen“  Interview in der Bistumszeitung "Glaube und Leben am 13.September 2020

Wer sitzt überhaupt im Ordensrat des Bistums?

Die Orden im Bistum Mainz wählen beziehungsweise entsenden Mitglieder in die Arbeitsgemeinschaften (AG) Frauenorden und in die AG Männerorden. Diese bilden gemeinsam den Ordensrat. Das sind aktuell circa 30 Ordensleute. Da das Bistum mehr Frauen- als Männerorden zählt, sind circa zwei Drittel der Mitglieder Ordensfrauen und ein Drittel Ordensmänner.

Inwieweit beschäftigt sich der Ordensrat mit sexuellem Missbrauch?

Sicher werden Prävention von Missbrauch sowie die Ergebnisse der DOK-Befragung Thema bei der nächsten Sitzung des Ordensrats im Oktober sein. Denn auch Antworten von Orden aus dem Bistum Mainz sind in die Befragung eingeflossen. Als Oberin der Niederlassung der Barmherzigen Schwestern von Alma in Breuberg habe auch ich diesen Fragebogen ausgefüllt. Bereits vor der DOK-Befragung hat sich der Ordensrat mit Missbrauch beschäftigt. Im März war etwa für die Arbeitsgemeinschaft (AG) Frauenorden im Bistum ein Workshop zu Gewaltfreier Kommunikation geplant. Dabei sollte es auch um Prävention und Machtmissbrauch gehen. Wegen Corona musste der Workshop jedoch leider abgesagt werden. Auch bei den Tagungen der Ordensreferenten der Bistümer sind sexueller Missbrauch, Machtmissbrauch und geistlicher Missbrauch seit einigen Jahren die vorrangigen Themen. Seitdem der Jesuit Klaus Mertes 2010 die Missbrauchsfälle am Canisius Kolleg in Berlin aufdeckte und damit – Gott sei Dank – eine öffentliche Aufmerksamkeit erwirkte, wird seitdem sehr offen und ehrlich darüber gesprochen und untersucht.

Welche Rolle hat ein Ordensrat bei Aufarbeitung und Prävention?

Erst einmal sind die Orden für ihre Angelegenheiten autonom. Der Ordensrat kann unterstützen und bei der Bewusstseinsbildung helfen, sowie Impulse geben und Informationen für die Präventionsarbeit zur Verfügung stellen.
An der Realisierung der Konzepte und der Umsetzung zur Prävention müssen die Orden noch weiterarbeiten.

Anruf: Anja Weiffen