Schmuckband Kreuzgang

Ostern und Corona: Wie die Barmherzigen Schwestern in Heppenheim die Corona-Krise meistern

Schwester M. Brigitta Buchler im Interview: Artikel in "i-Punkt" (Unabhängige Wochenzeitung für den Raum Bensheim mit Stadtteilen, Heppenheim mit Stadtteilen, Lorsch, Einhausen, Lautertal) vom 25. März 2021

Schwester Brigitta Buchler (c) Gerlinde Pfirsching
Schwester Brigitta Buchler
Datum:
Di. 6. Apr. 2021
Von:
Schwester Franziska Katharina

 Beistand und Dankbarkeit 

„Erbarmende Liebe erobert die Welt“ nach diesem Leitspruch von Vinzenz von Paul, leben die „Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul Heppenheim e.V.“ Vom Erbarmen Gottes und von der Not der Menschen fühlte sich einst Vinzenz von Paul gedrängt, Jesus nachzuahmen und seine Sendung fortzusetzen. Die Schwesternschaft der Vinzentinerinnen des Mutterhauses in der Kalterer Straße lebt in der Berufung zur Hingabe an Gott, um den Menschen in erbarmender Liebe zu dienen.

Welche Probleme und eventuelle Folgeschäden hat die Corona-Pandemie Ihrem Kloster bisher gebracht und mit welchen Maßnahmen haben Sie reagiert?

Unsere Schwesterngemeinschaft der Vinzentinerinnen im Mutterhaus Heppenheim hat vom Beginn der Corona-Pandemie die Anweisungen der staatlichen und kirchlichen Behörden angenommen und die Hygienevorschriften eingehalten. Im Bewusstsein, dass auch das Gebet für die betroffenen Erkrankten, die Pflegenden, die Ärzte, die Nothelfer und uns selbst eine starke Kraft und Hilfe ist, sehen wir hier unseren geistlichen Dienst in dieser Zeit – um den wir auch oft gebeten werden. Wir dürfen bis jetzt dankbar erfahren, dass unser Haus bislang vom Virus verschont geblieben ist.

Veranstaltungen entfallen, Treffen sind schwierig, wie klappt das mit der digitalen Kommunikation?

Gemäß den Anweisungen sind die Veranstaltungen ausgesetzt, sowohl von den Veranstaltern als auch von uns selbst als Tagungsort. Das heißt aber nicht, dass es keine Kommunikation gibt. Es gibt ja Telefon und Internet, die eine Verbindung ermöglichen.

Wie erleben Sie derzeit die Fastenzeit unter den veränderten Bedingungen?

Die Fastenzeit ist eine bewusst geprägte Zeit der Vorbereitung auf Ostern zu. Als geistliche Gemeinschaft begehen wir diese Fastenzeit wie jedes Jahr intensiv durch Gebet, Fasten und Werke der Liebe. In den Tagen der Karwoche und Ostern feiern wir unsere Erlösung durch das Leiden, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Da hat auch Corona nichts daran geändert. Die Menschen, die auch sonst an unseren Gebetszeiten und Gottesdiensten gerne teilnehmen, suchen diese Möglichkeit auch in dieser Zeit. Leider sind wir angehalten, die Gottesdienstbesucher zahlenmäßig zu begrenzen und deren Namen festzuhalten. Aber das ist bekannt und wird von den Leuten akzeptiert. Sie empfehlen sich und ihre Nöte dann noch mehr als sonst unserem fürbittenden Gebet oder suchen das Gespräch per Telefon bzw. unter den bekannten Bedingungen.

Welche positiven Folgen hat die Corona-Pandemie eventuell für Ihr Kloster und haben die Menschen verstärkt religiösen Halt und Orientierung bei Ihnen gesucht?

Die positiven Folgen der Corona-Pandemie sind, so konnten wir in Gesprächen erfahren, dass Menschen nachdenklich und sensibel geworden sind im Umgang mit der Schöpfung, mit Leid, mit Krankheit und mit Tod, mit Gott, dem sie in ihrer Not vertrauen. Wir erfahren von Kranken, die ihre Erkrankung annehmen. Sie glauben an den Heiland und Erlöser Jesus Christus, setzen auf ihn, dass er sie nicht fallen lässt, die auf den Intensivstationen mit dem Tode ringen. Sie erinnern sich an das Prophetenwort Jesaja, das besonders jetzt in der Fastenzeit zitiert wird: „Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen“. Wir glauben daran, dass Gott in seinem Menschensohn uns nahe ist, selbst im „Infektionsgeschehen“, wie die Virologen sagen. Dass ER um unsere Angst weiß, infiziert zu werden – denke man an die Pflegenden, die sich unter Lebensgefahr um die Kranken bemühen. Ist es nicht auch ein Zeichen der Liebe und Rettung Gottes, dass Wissenschaftler so schnell einen Impfstoff gefunden haben? Gott ist treu – er steht zu seinen Menschen, für die er selbst Mensch geworden, gelitten und gestorben ist. Doch wie der Vater den Sohn Jesus von den Toten auferweckt hat, so wird er die Toten – auch der Corona-Pandemie – in die Herrlichkeit des ewigen Lebens führen. Das ist Ostern!

Frau Buchler, vielen Dank für das Gespräch!

(Das Interview führte Gerlinde Pfirsching)