Am 2. Februar, dem internationalen Tag des geweihten Lebens, sind ca. 120 Ordensleute, Gott-geweihte Jungfrauen und Witwen aus 4 Kontinenten dieser Frage nachgegangen. Sr. Mary Helena Hopf RSM und Pater Frano Prcela OP vom Ordensreferat des Bistums Mainz haben die Organisation gestemmt und dazu eingeladen. Der Tag wurde vom Bistum unterstützt und finanziert als Wertschätzung des geweihten Lebens im Bistum. Bischof Peter Kohlgraf sei für die Großherzigkeit ein herzlicher Dank gesagt!
Bevor Pater Dr. Michael Plattig, OCarm einen Vortrag zu diesem Thema hielt, versammelten sich die Ordenschristen des Bistums im Speisesaal des Mainzer Priesterseminars. Leib und Seele sind ja eine Einheit, und die Stärkung begünstigte die spätere Auseinandersetzung mit wichtigen und aktuellen Fragen. Die Hausleitung unter Frau Steffens und die kroatischen Schwestern (Schulschwestern des heiligen Franziskus) waren großherzig in ihrer Gastfreundschaft. Sie schufen ein einladendes Ambiente, das ein gemütliches Beisammensein unterstützte. Es ist das erste Mal seit Beginn der Pandemie, dass ein solches Treffen wieder möglich war, und die Freude spürte man. Domkapitular Eberhardt ging von Tisch zu Tisch und hieß alle herzlich willkommen. Der Austausch zwischen den Gemeinschaften schenkte Stärkung auf dem gemeinsamen Weg und eine gegenseitige Bereicherung zwischen Erfahrungen, Kulturen und Apostolaten.
Pater Dr. Michael Plattig, OCarm baute in seinem Vortag auf die Erfahrung des einzelnen im Alltag und schilderte unverblümt die Situation der Kirche in Deutschland. Ganz im Sinne der karmelitischen Spiritualität begann der Vortrag mit dem Leben und Beispiel des Propheten Elija. Er war, unter anderem, ein leidenschaftlicher Klagender! Er trat mit Wucht und Demut, mit Eifer und Entsetzen klagend vor Gott. Die Klage, die Fähigkeit mit Gott zu ringen, ist in sich ein Akt des Glaubens und der Hoffnung; es ist ein in-Beziehung-treten mit Gott. ER kann es aushalten und kann mit unser Klage umgehen. Das Problem liegt eher bei uns: können wir die Klage mal richtig zulassen, ohne gleich darauf selbst eine Lösung unseres Problems finden zu müssen? Das Besondere des Ordensleben wurde auch im Leben des Propheten Elija deutlich: Gott offenbarte sich ihm nicht im Donnerwetter, sondern im Alltag. Dort entdecken auch wir den Herrn, der uns berufen hat. Er wartet auf uns, wo der graue Alltag monoton vor sich hinschleicht. Im treuen, unspektakulären Leben begegnen wir dem Allmächtigen und dieses Paradox ist urchristlich: Die Erlösung fand nicht durch „Glanz und Glorie“ statt, sondern durch die Demut Gottes nackt am Kreuz. Er ist ein Gott des Unscheinbaren und der kleinen Dinge.
Die Schilderung der Auseinandersetzung mit Klerikalismus kam über die Zuhörer wie eine kalte Dusche. Die Kirche hat Schwierigkeiten. Die sind beim Namen zu nennen, ohne im zweiten Atemzug eine soziologische und psychologische Lösungskonzept zu entwickeln. Die Kirche hat eine großartige und einmalige Botschaft. Diese ist zu verkünden, ohne nach jedem zweiten Satz sich ständig für die eigenen Sünden und Fehler zu entschuldigen. Diese Spannung ist in dem Alltag des Glaubens auszuhalten. Die Kunst liegt in einer gelassenen Balance und Gewissheit, dass wir es eigentlich nicht machen, sondern nur vor dem Angesicht dessen stehen können, der uns bestellt und berufen hat. Er allein macht, schafft, verwandelt: manchmal durch uns.
Heute wurden die Ordenschristen aus dem Bistum durch die Begegnung miteinander und mit IHM daran erinnert. In der Heiligen Messe im Abschluss war die Begegnung mit dem Herrn anders als sonst. Vor der Lichtmess wurden Kerzen an alle verteilt. Das unscheinbare Licht der vielen Kerzen erfüllte die Kirche als sanfte Antwort auf die Frage, ob Ordenschristen noch gebraucht werden.
Schwester Mrija Hope Nuculaj, RSM