Vorstellungen werden geprägt durch Medien. Viele Menschen haben heute ihr Bild von Mönchen und Nonnen nur noch aus historischen Filmen oder Krimis, vor allem aber aus der Werbung: Oft werden hier weltfremde Gestalten in abenteuerlichen Trachten in Kontrast gesetzt zur bunten, modernen Lebenswelt. Doch diese Bilder wiederholen meistens nur schematische Vorurteile aus vergangenen Zeiten: Die Orden haben sich vielfach den Herausforderungen der modernen Welt geöffnet, ohne darum ihr eigenes Profil und ihre besonderen Aufgaben zu verlieren.
Fast jeder Mensch hat eine Vorstellung davon, was es heißt "im Kloster" zu sein. Doch oft sind diese Vorstellungen eher wage.
Im Kern sind die Orden entschiedene und radikale Lebensformen nach dem Vorbild Jesu. Jesus hat sein Leben ganz in den Dienst Gottes und der Menschen gestellt, er verzichtete dafür auf eine eigene Familie und auf eigenen Besitz. Seinen Jüngern und Jüngerinnen gab er viele Ratschläge für die Gestaltung ihres Lebens und ihres Glaubens. Drei dieser Ratschläge (die „evangelischen Räte") haben sich als besonders wirksam erwiesen, wenn man von inneren und äußeren Zwängen freiwerden und Gott ungeteilt zur Verfügung stehen will:
Von Anfang an standen solche asketischen Lebensideale bei den christlichen Gemeinden und vielen einzelnen Christen hoch im Kurs. Diese Ideale sorgten in der Geschichte immer wieder für neue Aufbrüche, wenn das Leben der Kirche insgesamt zu satt und reich, selbstzufrieden und machtbezogen zu werden drohte.
Die Anfänge des christlichen Mönchtums reichen zurück bis in das 3. Jahrhundert, als sich mit dem heiligen Antonius die ersten Christen als Einsiedler in die Wüste von Ägypten zurückzuziehen begannen. Bald entwickelten sich daraus Mönchsgemeinden, die gemeinsamen Lebensregeln folgten. Auch Frauen spielten in der Entstehung des Ordenslebens schon früh eine große Rolle, z.B. die Witwe Marcella im 4. Jahrhundert in Rom.
Im Abendland ist die Geschichte des Ordenslebens eng mit bekannten Persönlichkeiten wie dem heiligen Augustinus oder dem heiligen Martin, seit dem 6. Jahrhundert dann besonders mit dem Orden des heiligen Benedikt verbunden.
Im Mittelalter kamen viele neue Orden hinzu, z.B. die Franziskaner nach dem Vorbild des heiligen Franziskus (12./13. Jahrhundert), die Karmeliter (13. Jahrhundert, hervorgegangen aus einer Eremitengemeinschaft im Karmel-Gebirge des Heiligen Landes) oder die Dominikaner (13. Jahrhundert).
In der Neuzeit (16. Jahrhundert) bereicherten z.B. die Jesuiten sowie die „Englischen Fräulein" Maria Wards die Familie der Orden; die neuentdeckten Erdteile wurden zur besonderen Herausforderung für die christliche Verkündigung.
Jeder Orden gestaltet sein Leben nach einer eigenen Regel. In ihr spiegeln sich das Selbstverständnis und die besonderen Aufgaben eines Ordens. Sie bestimmt z.B. den Tagesrhythmus der Ordensleute in einem Wechsel von Gebets- und Meditationszeiten, aktiven Phasen (Arbeit in Haus und Garten oder im Beruf) und freien Zeiten der Erholung.
Das gemeinsame oder manchmal auch individuelle Gebetsleben der Orden ist vom sogenannten „Stundengebet" (auch „Chorgebet" oder „Brevier") geprägt, das heißt von feststehenden Gebetszeiten, wie sie schon aus der Bibel bekannt sind.
Am wichtigsten sind hier das Morgenlob (die „Laudes") und das Abendlob (die „Vesper" am - späteren - Nachmittag). Hinzu kommen oft nächtliche oder frühmorgendliche Gebetszeiten (Vigil, Matutin, Prim), verschiedene Tagesgebete (Terz, Sext, Non) und das Gebet zum Tagesabschluss (Komplet).
Beim Stundengebet stehen Psalmen(gesänge) und Lesungen aus der Heiligen Schrift im Mittelpunkt. Außerdem feiern die Gemeinschaften jeden Tag die Heilige Messe (Eucharistiefeier).
Übrigens haben heute auch viele Christen, die nicht in einem Kloster leben, das Stundengebet als Möglichkeit entdeckt, ihrem Tag einen guten spirituellen Rhythmus zu geben.
Gegenwärtig sind im Bistum Mainz 6 Männerorden in 9 Gemeinschaften und 25 Frauenorden in ca. 39 Gemeinschaften und diverse Mitglieder von Säkularinstituten vertreten. Sie sind nach wie vor ein ganz wichtiger Pfeiler des kirchlichen Lebens und leisten unverzichtbare Beiträge in ganz verschiedenen Aufgabenbereichen. Dazu gehören vor allem:
Einige Klöster sind heute Träger größerer Tagungshäuser, in denen sich Jugend- oder Erwachsenengruppen treffen und austauschen können. Manche Gemeinschaften bieten auch selbst Veranstaltungen wie Besinnungstage oder Exerzitien an. In ihren Gästehäusern sind Menschen willkommen, die nach Ruhe, Besinnung und Orientierung suchen. Bei solchen "Zeiten im Kloster" kann man auch am Gebetsleben der Ordensgemeinschaft teilnehmen.
Dieses Angebot richtet sich außerdem an alle, die für ihren eigenen Weg Interesse am Ordensleben spüren und es darum einmal unverbindlich näher kennenlernen wollen. Der Eintritt in einen Orden erfolgt ja nicht schlagartig von heute auf morgen. Einer endgültigen, verbindlichen Entscheidung für das Ordensleben gehen immer mehrere Phasen und Stufen des gegenseitigen Kennenlernens und der Prüfung voraus.