Was braucht es für ein gutes Leben?
Ich muss zugeben, dass ich etwas aufgeregt bin: Eine Stunde Diskussion steht auf dem Programm, und zwar mit Studierenden der Notre-Dame-University im Rahmen des theologischen Curriculums. Alle Studierende, gleich welchen Studienfaches, absolvieren einen solchen Kurs. Das gehört zum Profil der Universität. So sitzen da also junge Menschen, die Technik, Wirtschaft oder auch Design studieren. Das christliche Menschenbild war in den vergangenen Vorlesungen Thema, verknüpft mit sozialethischen Fragen. Wir sind mittendrin: Glaube in dem, was die Studierenden bewegt. Natürlich bin ich mit meiner Nervosität nicht allein. Auch die jungen Leute sind aufgeregt. Wir diskutieren über Freiheit. Wie gehe ich verantwortlich damit um? Was heißt das? Schnell wird es konkret: die Korruption der politischen Elite im Land - immer wieder taucht dieses Thema auf. „Ich erlebe, in wie vielen Bereichen die Tradition meines Glaubens meine Freiheit fesselt, als junger Mensch modern zu leben“, so eine Studentin. Wir diskutieren, wie sich das Evangelium inkulturieren kann: die gleiche Botschaft in verschiedenen Kulturen, die gleiche Botschaft in verschiedenen geschichtlichen Zeiten. Wie geht das? Für die junge Frau ist aber klar, nach ihrem Studium will sie in Ausland. Dort erhofft sie sich andere Möglichkeiten. Hier und da komme ich ins Stolpern, weil mir auf die Schnelle nicht immer das notwendige englische Vokabular über die Lippen geht. Den Studierenden geht es aber ähnlich. Wir lachen, als wir um Worte ringen. Eine engagierte und doch zugleich entspannte Begegnung. Und: so sehr unterscheiden sich die Fragen der jungen Leute hier nicht von den Begegnungen mit jungen Leuten zuhause in Mainz.