Es überrascht nicht, dass hier im Norden des Libanon auch ein Alevit mit am Tisch sitzt. Die Aleviten sind hier im Libanon eine kleine Minderheit - vor allem im Norden. Lachend erzählt er davon, wie er hier in der Gruppe zuerst einmal seine Beziehung zu den anderen muslimischen Vertretern klären musste und dabei viel gelernt hat. So ganz einfach scheint das ja auch religionswissenschaftlich nicht zu sein. Hier am Tisch sitzen aber keine Religionswissenschaftler. Die Gruppe versteht sich als „grass-root-Movement“, als Basisbewegung. Ihre Leitfrage: Was braucht es, dass wir im alltäglichen Leben in der Unterschiedlichkeit unsrer Religionen gut miteinander klar kommen? „Wir treffen uns seit sieben Jahren, um miteinander ein Stück Leben zu teilen. Die theologischen Diskussionen helfen uns wenig. Wir erzählen einander von unseren alltäglichen Herausforderungen, mit denen wir kämpfen. Wir diskutieren Lösungen und unterstützen uns gegenseitig. Dabei essen wir. Wir lachen viel. Manchmal sind die Ehepartner mit dabei. Was wir hier erfahren und gemeinsam erarbeiten, hilft uns in unsrer Arbeit zuhause in unsrer Community.“ So einer der Teilnehmer. Das macht mich hellhörig. Ich erzähle von meinem Heimatbistum Mainz. Gar nicht so einfach, der Runde zu erklären, was wir zuhause als „Pastoralen Weg“ verstehen. Als ich ihnen erkläre, dass als Überschrift über diesem Projekt das Wort „Leben teilen - Glauben teilen“ steht, wird es aufmerksam still. Wie verschieden die Situationen: hier und zuhause. Wie ähnlich die Überzeugung, was es braucht. Das Zusammenleben ist vielleicht doch der beste Lehrmeister, wenn wir uns gemeinsam als Lernende verstehen.