Besuch bei der Straßenambulanz für Wohnungslose in Offenbach
Auf dem Weg nach Offenbach. Zugegeben, ich bin etwas angespannt. Heute besuche die Straßenambulanz für Wohnungslose in Offenbach. Begegnungen mit wohnungslosen Klienten warten auf mich. Ich habe damit nicht viel Erfahrung. Klar, so manchen Wohnungslosen in der Innenstadt von Mainz kenne ich, vor allem diejenigen auf meinem täglichen Weg zwischen Wohnung und Büro. Mit manchen ist es ganz unkompliziert, auch herzlich. Mit anderen fällt es mir schwerer, einen Anknüpfungspunkt für ein Gespräch zu finden. Begegnungen mit kranken Wohnungslosen in einer Behandlungsambulanz aber hatte bisher noch nicht. Was erwartet mich da? Woran leiden sie? Wer sind sie? Wir werden auch Schlafplätze am Rand der Stadt aufsuchen. Wie leben Menschen ohne Wohnung? Wie sieht ihr alltäglicher Kampf um den Alltag aus? Wie geraten Menschen in die Situation der Wohnungslosigkeit? Welche Hilfen braucht es? "Die Straßenambulanz ist ein Herzensprojekt von uns", wie mir Frau Helios, die Projektleiterin gesteht. Als ich am Nachmittag wieder zurückfahre, weiß ich weshalb.
Vor rund vier Jahren wurde dieses Projekt vom Caritasverband Offenbach ins Lebens gerufen: ein Ambulanzbus, Ambulanzräumlichkeiten, Pflegepersonal und eine enge Kooperation mit der Praxis des Malteser-Hilfsdienstes e.V. Das Projekt finanziert sich aus Großspenden zweier Stiftungen und der Kirchensteuer. Rund 180.000 Euro braucht es jährlich. Staatliche bzw. kommunale Gelder? Bisher Fehlanzeige. Es gibt sie, diese Lücken im sozialen Sicherungsnetz. Und es ist schwer Menschen aufzufangen, die von diesem Sicherungsnetz nicht gehalten werden. Wie oft erlebe ich das! Kirche, Caritas geht "in die Lücken" - das ist ihr Auftrag! Wer weiß schon, dass diese medizininsche, pflegerische Hilfe nur möglich ist durch private Initiative und Kirchensteuermittel? Unsere neu gegründete Hildegardi-Stiftung will genau in diese Lücke gehen und Projekte für Menschen ohne Krankenversicherung unterstützen.