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„Wir sind wenige, aber nicht wirkungslos!“

30. Januar 2023 Udo Bentz

Ein Abend mit JEC - der jordanischen Jugendorganisation des lateinischen Patriarchats.

Innerhalb kurzer Zeit ist das Eis gebrochen zwischen den Jugendlichen und den Bischöfen der Holy Land Delegation. Die jungen Leute schaffen es, schnell Stimmung aufkommen zu lassen. Es wird gesungen und getanzt. Mit großer Selbstverständlichkeit geben die jungen Leute Zeugnis von ihrem Glauben. Und mit gleicher Selbstverständlichkeit beten sie, beten wir gemeinsam. 

Jugendliche am Abend der Begegnung mit J.E.C. in Amman
Jugendliche am Abend der Begegnung mit J.E.C. in Amman

Mich ermutigt dieser Abend. Es ist ein Highlight während unserer internationalen Begegnungstage der 13 Bischöfe aus verschiedenen Ländern mit den Christen vor Ort. In den vergangenen Jahren habe ich immer mal wieder Treffen mit jungen Christen im Nahen Osten erlebt. Die Stimmung - z.B. im Libanon oder in Gaza - war eine völlig andere: gedrückt, depressiv mit wenig Hoffnung auf die Zukunft in der eigenen Heimat. Die politische Situation in ihren Ländern ist verheerend. Hier in Jordanien ist nicht alles besser. Dennoch sind die Rahmenbedingungen grundlegend andere: Das Land ist politisch und gesellschaftlich sehr viel stabiler als viele Länder in der Region. Christen sind zwar auch hier eine kleine Minderheit. Aber sie werden respektiert und gefördert. Sie haben Möglichkeiten, Glaube und Kirche zu leben. Ihr Beitrag für die Gesellschaft wird geschätzt. Eine junge Frau erzählt mir beim Abendessen von ihrer persönlichen Situation. Auch sie hat Sorge, wie sich das Land in Zukunft wirtschaftlich entwickelt und welche Chancen sie haben wird. „Aber das ist nicht ein Problem der Christen, es ist ein allgemeines Problem der jungen Generation in unserem Land, gleich welcher Religion. Wir Christen sind wenige! Aber wir sind nicht wirkungslos!“ Ein Geschenk, solche jungen Leute zu erleben!

im Gespräch mit einer jungen Frau

Das war vor zehn Tagen. Am Wochenende bin ich in Wien. Ich treffe die ökumenische Theologengruppe „we choose abundant life“. Schon seit längerer Zeit arbeiten wir zusammen. Theologen verschiedener Kirchen des Nahen Ostens haben sich zusammengetan, um eine Standordbestimmung vorzunehmen: Wie ist die Situation von uns Christen? Was ist heute unsere Berufung und Sendung angesichts der schwierigen politischen Rahmenbedingungen. „Wir sind Christen des Orients. Wir sind Teil der arabischen Geschichte und Kultur. Und wir haben heute eine Berufung die Gesellschaften, in denen wir leben, verantwortlich mitzugestalten.“ So eine zentrale Überzeugung dieses Dialogprozesses. An diesem Wochenende treffen Jugendliche aus Jordanien, dem Libanon, aus Palästina und Ägypten in Wien zusammen. Es ist ein weiterer Schritt der Vernetzung: junge Christen in diesen Dialogprozess einzubinden und sie zu befähigen, ihren Glauben mit viel Freude und Verantwortung für die arabischen Gesellschaften zu leben. Die Bischofskonferenz unterstützt und fördert diesen Dialogprozess.

Workshop in Wien mit der Gruppe „we choose abundant life“

Im vergangenen Jahr haben mehrere Jugendtreffen an verschiedenen Orten im Nahen Osten stattgefunden. Jetzt sollen in St. Pölten Vertreterinnen und Vertreter der nationalen Treffen miteinander vernetzt werden. Und im Sommer sollen weitere workshops mit Jugendlichen im Nahen Osten folgen. Ich bin begeistert von der Idee, junge Christen des Orients über die Grenzen hinweg miteinander zu vernetzen und zu stärken. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir als Bistum Mainz diese Jugendtreffen in Kooperation mit der Stiftung Pro Oriente finanziell möglich machen können!

Jugendliche beim Vernetzungstreffen in Bethlehem 2022