150 Jahre katholische Kirche in Neu-Isenburg und Sprendlingen – ein Jubiläum, das verbindet

Mit dem neuen Namen für unsere gemeinsame Pfarrei: Hl. Edith Stein Dreieich-Isenburg
Dieser Name ist das Ergebnis eines breiten Beteiligungsprozesses im Pastoralraum. Viele Gemeindemitglieder hatten Vorschläge eingereicht und abgestimmt. Aus den drei meistgenannten Namen bestätigte Bischof Peter Kohlgraf schließlich den Favoriten der Gemeinde.

Im Mai 2025 wurde die Gründung der katholischen Pfarrkuratie Neu-Isenburg und Sprendlingen vor 150 Jahren gefeiert – mit Musik, einem festlichen Gottesdienst und der Begegnung im Pfarrgarten. Am 7. Mai 1875 war durch das Bistum Mainz die Pfarrkuratie errichtet worden. Erstmals konnten die Katholiken in beiden Orten auf eine eigene seelsorgliche Betreuung bauen – ein bedeutender Schritt für das kirchliche Leben in der Region.
Vieles hat sich seither verändert. Im Jahr 1910 gingen Neu-Isenburg und Sprendlingen organisatorisch getrennte Wege. Heute sind sie – gemeinsam mit Götzenhain – im Katholischen Pastoralraum Dreieich-Isenburg wieder verbunden und beginnen, das kirchliche Leben wieder gemeinsam zu gestalten.
Den Auftakt der Begegnungen bildete am 7. Mai ein Orgelkonzert in der Kirche St. Stephan. Gemeinsames Erinnern, musikalische Darbietungen und ein feierlicher Gottesdienst bestimmten den Rahmen dieses Jubiläums. Möglich wurde all dies durch die tatkräftige Unterstützung vieler engagierter Ehrenamtlicher, die mit großem Einsatz zum Gelingen beigetragen haben. So wurde nicht nur auf das Gewachsene geschaut – es wurde auch ein Zeichen lebendiger Zusammenarbeit auf dem Weg in eine gemeinsame Zukunft gesetzt.
Im Festgottesdienst am Sonntag, dem 11. Mai 2025, in der Kirche St. Josef in Neu-Isenburg hielt Generalvikar Dr. Sebastian Lang, der eigens zu diesem Anlass aus Mainz angereist war, die Festpredigt. Dabei reflektierte er nicht nur die Geschichte, sondern brachte auch ein symbolisches Geburtstagsgeschenk mit: Er verkündete den neuen Namen, den die künftige Pfarrei ab dem 1. Januar 2027 tragen wird – Pfarrei Hl. Edith Stein Dreieich-Isenburg.
Orgelkonzert zum Gründungstag – Musik verbindet Geschichte und Gegenwart
Am Mittwoch, dem 7. Mai 2025, fand in der Kirche St. Stephan in Dreieich-Sprendlingen das Orgelkonzert zum 150. Jahrestag der Errichtung der katholischen Pfarrkuratie Neu-Isenburg und Sprendlingen statt. Genau an diesem Tag – eineinhalb Jahrhunderte später – kamen Musikliebhaberinnen und Musikliebhaber aus allen Gemeinden des Katholischen Pastoralraums Dreieich-Isenburg zusammen, um dieses Jubiläum musikalisch zu feiern.

Pfarrer Martin Berker begrüßte zu Beginn die zahlreichen Gäste und erinnerte an die Bedeutung dieses historischen Datums. Das abwechslungsreiche Programm umfasste Werke aus mehreren Jahrhunderten: von barocken und klassischen Stücken über moderne Kompositionen bis hin zu jazzig interpretierten Variationen. So erklangen unter anderem die Passacaglia und Fuge (BWV 582) von Johann Sebastian Bach, Variationen über „Veni, creator spiritus“ von Peter Planyavsky sowie eine schwungvolle Swing-Version der Badinerie nach Johann Sebastian Bach, arrangiert von Lilo Kunkel. Auch gregorianisch inspirierte Werke wie Toccata, Fuge et Hymne sur „Ave Maris Stella“ von Flor Peeters oder Naji Hakims „Mariales“ sorgten für Aufmerksamkeit und Abwechslung.

Gestaltet wurde der Abend von Musikerinnen und Musikern aus dem gesamten Katholischen Pastoralraum Dreieich-Isenburg: Leander Harles, Kai Jin, Wolfgang Ranecky, Katrin Winter (Flöte), Martin Winter und Regina Engel musizierten auf hohem Niveau und mit großer Ausdruckskraft. Besonders eindrucksvoll verband sich das Spiel der Flöte mit dem Klang der Orgel zu einem harmonischen Ganzen – ein Zusammenspiel, das dem Konzert einen musikalischen Zauber verlieh.

Das Publikum dankte den Ausführenden mit herzlichem und lang anhaltendem Applaus – zurückhaltend während des Konzerts, aber umso begeisterter am Ende. Alle Künstler kamen nach ihrem letzten Stück von der Orgelempore herunter, um auch im Altarraum den Dank und die Anerkennung der Zuhörenden entgegenzunehmen.
Es war ein schöner, ungezwungener Musikabend, der dem Anlass voll gerecht wurde und zugleich deutlich machte, wie Musik Menschen verbindet – über Generationen, Stile und Orte hinweg.
Festgottesdienst zum Jubiläum – Glaube verbindet über Generationen hinweg


Der feierliche Gottesdienst am Sonntag, dem 11. Mai 2025, in der Kirche St. Josef in Neu-Isenburg bildete den Höhepunkt des 150-jährigen Jubiläums. Generalvikar Dr. Sebastian Lang war eigens aus Mainz angereist, um der Festgemeinde vorzustehen. Mit ihm zelebrierten Pfarrer Martin Berker und Kaplan Nonso Anthony Nwadiogbu von St. Josef mit St. Franziskus und St. Nikolaus, Pfarrer Martin Eltermann von St. Laurentius mit St. Stephan sowie Pfarrer Francis Parakkal CMI aus Zum Heiligen Kreuz und St. Christoph. An ihrer Seite standen viele Messdienerinnen und Messdiener aus dem Katholischen Pastoralraum Dreieich-Isenburg – ein sichtbares Zeichen lebendiger Gemeinden.

Zu Beginn des Gottesdienstes begrüßte Pfarrer Martin Berker die versammelte Gemeinde mit herzlichen Worten: „150 Jahre ist ein besonderer Anlass, um auf eine lange Geschichte zurückzublicken und all das zu würdigen, was in diesen Jahren durch das Engagement unserer Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen bewegt wurde. Vieles ist geschehen: Gemeinschaft wurde gestärkt, Menschen fanden Halt und Hoffnung, und unser Glaube wurde lebendig gehalten. Dafür möchten wir heute Dank sagen – für die treuen Helferinnen und Helfer, die mit Herz und Einsatz unsere Kirche mitgestaltet haben und noch immer mitgestalten. Lasst uns diesen Gottesdienst feiern, um gemeinsam Gott zu danken für 150 Jahre Glauben, Hoffnung und Liebe. Möge dieser Tag uns ermutigen, weiterhin füreinander da zu sein und den Weg des Glaubens mutig weiterzugehen.“

Musikalisch wurde der Gottesdienst von einem eigens für diesen Anlass formierten Projektchor gestaltet, in dem Sängerinnen und Sänger aus verschiedenen Gemeinden mitwirkten. Mit gefühlvoll vorgetragenen Kirchenliedern schufen sie eine würdige und berührende Atmosphäre. An der Orgel begleiteten Gabriele Urbanski und Regionalkantorin Regina Engel das musikalische Geschehen. Die festliche Liturgie lebte von der Vielfalt der Beteiligten – und von der spürbaren Verbundenheit der Anwesenden.

Generalvikar Dr. Lang hielt seine Predigt frei – ohne Manuskript, nur begleitet von vier kleinen Zetteln mit Zitaten. Wie er verriet, handelte es sich dabei um Gedanken der Hl. Edith Stein, mit denen er die Bedeutung von Kirchengeschichte im Licht der Beziehung zu Jesus Christus beleuchtete. Dabei reflektierte er nicht nur die Geschichte, sondern brachte auch ein symbolisches Geburtstagsgeschenk mit: Er verkündete den neuen Namen, den die künftige Pfarrei ab dem 1. Januar 2027 tragen wird – Pfarrei Hl. Edith Stein Dreieich-Isenburg. Die neue Pfarrei wird die bestehenden Gemeinden künftig organisatorisch und pastoral verbinden – unter einem gemeinsamen Namen und in gemeinsamer Verantwortung. Der Begriff „Katholischer Pastoralraum Dreieich-Isenburg“ wird mit der Errichtung der neuen Pfarrei abgelöst.

In seiner Predigt griff Generalvikar Dr. Lang Gedanken aus den Zitaten Edith Steins auf, die deutlich machen, wie zentral das Gebet für das Leben der Kirche ist. Es reicht nicht, wenn Gottesdienste nur schön gestaltet sind – sie müssen aus einer lebendigen Beziehung zu Gott kommen. Nur wenn das innere Leben gestärkt wird, kann auch das äußere Gotteslob echt und kraftvoll sein. Liturgie lebt nicht von Formen allein. Sie wird zur Feier der Gegenwart Gottes, wenn sie aus Stille, Sammlung und der Verbindung mit Christus hervorgeht. Edith Stein sagt: Das Gebet der Kirche ist das Gebet des fortlebenden Christus – durch das Gebet lebt Christus in seiner Kirche weiter. Er ist mitten unter uns als der Hohepriester, der sich selbst für die Welt hingibt.
In einer oft lauten Welt erinnert uns Edith Stein an den Wert der Stille. Sie spricht davon, dass in der „stillen Zwiesprache des Herzens mit Gott“ die Bausteine für das Reich Gottes gelegt werden. In solchen Momenten des Rückzugs entsteht Tiefe – persönliche und geistliche. Wer betet, empfängt Kraft, Orientierung und Mut zum Handeln. Kirche lebt aus diesen inneren Quellen. Dort, wo Menschen vor Gott still werden, wo sie ihm zuhören und sich verändern lassen, entsteht das, was Liturgie im Kern ist: Begegnung mit dem lebendigen Gott.
Edith Stein war überzeugt, dass die Kirche lebendig bleibt, wenn der Heilige Geist in ihr wirken kann. Das bedeutet auch: überlieferte Formen dürfen nicht starr werden. Sie müssen mit Leben erfüllt werden – und manchmal auch erneuert. Denn der Geist weht, wo er will. Ohne diesen Geist gäbe es keine Liturgie und keine Kirche. Sie vergleicht die Seele mit einer Harfe, die nur dann zum Klingen kommt, wenn sie den leisen Hauch des Heiligen Geistes spürt. Dieses Bild steht für eine Kirche, die nicht aus Routine lebt, sondern aus einer hörenden und lebendigen Beziehung zu Gott.
Mit dem Namen „Hl. Edith Stein“ verbinden wir Gebet und Denken, Glauben und Verantwortung. Edith Stein war Philosophin und Suchende, Jüdin und Christin, Karmelitin und Märtyrerin. In ihr verbinden sich geistige Tiefe, Glaubenstreue und menschliche Klarheit. Dieser Name soll uns begleiten, wenn wir als neue Pfarrei zusammenwachsen. Er erinnert uns daran, dass Kirche mehr ist als Struktur – sie ist Gemeinschaft aus dem Glauben heraus, im Gebet und im Dienst für andere.

Nach der Predigt feierte die Gemeinde gemeinsam die Eucharistie.

Am Ende des Gottesdienstes stellten sich alle Priester gemeinsam mit den Messdienerinnen und Messdienern im Altarraum zu einem Erinnerungsfoto auf. Danach ging es in großer Runde hinüber in den Pfarrgarten.
Begegnung im Pfarrgarten – ein Fest der Gemeinschaft

Nach dem festlichen Gottesdienst lud der Pfarrgarten hinter der Kirche St. Josef zu Begegnung, Austausch und einem gemütlichen Miteinander ein. Unter den blühenden Kastanienbäumen waren Stehtische und Bierbänke aufgestellt – einladend und schlicht, ganz im Geist eines offenen Gemeindefests. Bei Getränken und frisch gegrillten Würstchen im Brötchen kamen viele Gemeindemitglieder und Gäste miteinander ins Gespräch.

Die warme Maisonne, blauer Himmel und der schattige Garten schufen die passende Kulisse für ein unkompliziertes Zusammensein. Menschen aus allen Gemeinden des Katholischen Pastoralraums Dreieich-Isenburg nutzten die Gelegenheit, alte Bekanntschaften aufzufrischen und neue Kontakte zu knüpfen.

Vertreterinnen und Vertreter der Lokalpolitik – darunter die Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein (Neu-Isenburg) und Martin Burlon (Dreieich) – waren mitten unter den Gästen und genossen die offene Atmosphäre. Generalvikar Dr. Sebastian Lang suchte den Kontakt, nahm sich Zeit für persönliche Gespräche, hörte zu, stellte Fragen und ließ so persönliche Nähe entstehen.
Ein Fest, das in Erinnerung bleibt – und ein weiterer Schritt auf dem Weg in die gemeinsame Zukunft unserer Kirche.
150 Jahre katholische Kirche in Neu-Isenburg und Sprendlingen
In der Ausgabe des kirchlichen Amtsblattes für die Diözese Mainz am 25. Mai 1875 heißt es: „Das Bischöfliche Ordinariat zu Mainz an die hochwürdige Geistlichkeit des Bistums. Die Katholiken zu Neu-Isenburg und Sprendlingen waren seither der Pfarrei Offenbach zugetheilt. Zur besseren Pastorirung wurde heute Neu-Isenburg mit Sprendlingen von seinem bisherigen Pfarrverbande getrennt und unter Zustimmung Seiner königlichen Hoheit unseres Großherzogs durch allerhöchste Entschließung vom 27. April dieses Jahres zu einer Pfarrcuratie erhoben. Diese neue Stelle ist dem, Dekanate Seligenstadt zugetheilt.“
Wie kam es dazu:
Aufgrund von Einträgen in den städtischen Steuerbüchern kann man davon ausgehen, dass ein Mann namens Kalbskopf sich 1398 im Wald zwischen Frankfurt und Sprendlingen eine Klause baute, die er „Heilig Kreuz zum Kalbskopf“ nannte. Der erste Eremit gab der Kapelle den Namen. Es wurde ein kleines Kreuz verehrt und es entstand ein Wallfahrtsort. Nach einiger Zeit wurde der Wallfahrtsort verlassen. 1576 findet er wieder Erwähnung in den Quellen, weil der Graf zu Ysenburg in seiner Umgebung den Wald roden ließ. Auf diese Weise entstand eine Lichtung im Forst Dreieich, auf der später die Hugenotten, die Gründer Neu-Isenburgs, Zuflucht finden sollten. Im Jahr 1699 schenkte Graf Johann Philipp von Ysenburg-Birstein die Gemarkung am Kalbskopf den 36 französischen Familien, die wegen ihres protestantischen Glaubens aus Frankreich flüchten mussten. Ein nennenswerter Zuzug von Bürgerinnen und Bürger nach Neu-Isenburg setzte erst im 19. Jahrhundert ein, als die in die Fabriken der Großstädte ziehenden Handwerker und Landarbeiter sich auch in deren Stadtrandgemeinden Unterkunft suchten. Mit den Menschen aus den ärmsten Gegenden Deutschlands kamen auch die ersten katholischen Familien in diese Gegend. Mit ihnen begann die eigentliche Geschichte der katholischen Kirchengemeinde, selbst wenn noch lange Zeit vergehen sollte, bis zunächst nur eine kleine Kapelle und schließlich viel später erst die Kirche St. Josef gebaut wurde.
Ab 1834 wurden die Neu-Isenburger der Pfarrei St. Paul in Offenbach am Main zugeteilt. Bereits 1841 beschwerte sich der Pfarrer in Mainz, dass er die weit auseinander liegenden Orte nicht gut und ausreichend betreuen konnte. Die Zahl der Katholiken nahm weiterhin zu. Ein erster katholischer Gottesdienst fand am 14. Juli 1872 in den Räumen im Haus Ludwigstr. 11 statt. Um das Geld für den Bau einer Kapelle zusammenzubringen, ließ Kaplan Wassermann in vielen Zeitungen in den verschiedensten Gegenden Deutschlands „Notrufe“ drucken: „Die Katholiken sind arme Arbeiter, welche in Frankfurt ihr Brot zu verdienen suchen, wegen der Theuerung aber dort nicht wohnen können. Bis in die neueste Zeit hatten die Katholiken in Neu-Isenburg keine Gelegenheit, ihre religiösen Pflichten zu erfüllen. Sie wenden sich daher vertrauensvoll an ihre Glaubensgenossen mit der innigsten Bitte, zum Bau der Missionskapelle ein Scherflein beitragen zu wollen.“
Im Jahr 1875 wird die Ortsgemeinde selbständig: „Die Filialgemeinde Neu-Isenburg mit Sprendlingen, welche bisher der katholischen Pfarrei Offenbach (Main) zugeteilt waren, trennen wir hiermit von der Mutterkirche Offenbach und erheben jene zu einer Pfarrcuratie.“ Sie gehört dem Dekanat Seligenstadt an.
Durch die Hilferufe in der Presse gingen zahlreiche Spenden ein, die den Kauf eines Bauplatzes und schließlich den Bau einer Kapelle im folgenden Jahr ermöglichten. Zu ihrer Einweihung im August 1876 kam der Mainzer Bischof Freiherr Wilhelm Emmanuel von Ketteler nach Neu-Isenburg.
Die Gemeinden entwickelten sich weiter und wurden größer, so dass Sprendlingen eine neue Zuordnung erhielt. Im Amtsblatt 1910 ist nachzulesen, dass Sprendlingen von Neu-Isenburg getrennt wurde: „Der Hochwürdigste Herr Bischof hat die katholische Kirchengemeinde Langen im Dekanat Offenbach mit Wirkung vom 1. April und unter Zuteilung der Katholiken der Orte Dreieichenhain, Egelsbach und Sprendlingen, sowie der Villenkolonie Buchschlag zu einer Pfarrkuratie erhoben, nachdem Großherzogliches Ministerium des Innern am 6. Januar d. J. die Genehmigung hierzu erteilt hatte.“
Um die Jahrhundertwende war die Gemeinde Neu-Isenburg auf knapp über 1000 Gemeindemitglieder angewachsen. Durch den Zuzug vieler katholischer Mitbürgerinnen und Mitbürger wurde die kleine Kapelle den Anforderungen eines lebendigen Gemeindelebens nicht mehr gerecht. Die kleine Kapelle zu erweitern fand keinen Gefallen und es wurde der Bau einer großen Kirche geplant, die St. Josef Kirche.
Unterstützt durch die Hilfe des Bonifatiusvereins und die vielen Spenden gelang es Pfarrer Schweinsberger, das nötige Geld zu sammeln, so dass am 23. Oktober 1911 die Josefskirche feierlich geweiht werden konnte.
Ab 1910 war der erste Pfarrer der neu gegründeten Pfarrei in Langen für Sprendlingen, Dreieichenhain und Buchschlag zuständig. Ein Sonntagsgottesdienst wurde für ein Jahr in einem Saal der Schillerschule abgehalten. Danach fanden die Gottesdienste in einem leerstehenden Wirtshaus in der Eisenbahnstraße 23 statt. 1925 wurde Sprendlingen als Pfarrkuratie errichtet und Pfarrer Hofmann übernahm als erster Pfarrer auch die Orte Buchschlag, Dreieichenhain und Neuhof. Der Bau einer eigenen katholischen Kirche in Sprendlingen schien unumgänglich und nach der Grundsteinlegung im Jahr 1933 wurde die Kirche St. Laurentius am 17. November 1935 durch Bischof Dr. Albert Stohr geweiht.
150 Jahre sind nun vergangen und vieles ist gewachsen und entstanden an kirchlichem Leben durch den Einsatz und das Engagement unzähliger ehrenamtlicher Gemeindemitglieder. Durch die veränderte kirchliche Situation und den pastoralen Weg wird mit der Neugründung einer neuen Pfarrei ab 01.01.2027 das wieder zusammengeführt, was schon einmal zusammengehörte. Die Geschichte zeigt, dass nichts beständig und vieles im Wandel ist - auch in unserer Kirche. Was aber bleibt ist der Glaube und die Zusammenkunft der Gläubigen zum Gebet und das gemeinschaftliche Gemeindeleben.
Ich wünsche uns, dass wir in dieser veränderten Zeit bei allen Strukturdiskussionen und Reformbewegungen den Blick auf Jesus Christus nicht verlieren. Mit den Emmausjüngern war er unterwegs unerkannt, aber gegenwärtig, hörend und deutend. Seien wir gewiss, dass er auch mit uns unterwegs ist und dass seine Zusage am Ende des Matthäusevangeliums in unseren Ohren klingt und uns stärkt: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28, 20b)
Pfarrer Martin Berker
150 Jahre – ein Blick zurück

Am 7. Mai 1875 wurde durch das Bischöfliche Ordinariat in Mainz die katholische Pfarrkuratie Neu-Isenburg und Sprendlingen errichtet. Damit erhielten die Katholiken beider Orte erstmals eine eigenständige seelsorgliche Betreuung. Am 27. August 1876 konnte in Neu-Isenburg die erste katholische Kirche eingeweiht werden. Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler weihte sie dem heiligen Nährvater Joseph.
Mit dem Wachstum der katholischen Bevölkerung kam es zu weiteren Veränderungen: Am 1. April 1910 wurde in Langen eine eigenständige Pfarrkuratie errichtet. Die Katholiken aus Sprendlingen wurden dieser neuen Gemeinde zugeteilt. In Neu-Isenburg entwickelte sich die Gemeinde weiter, und am 23. Oktober 1911 wurde die neu erbaute Kirche St. Josef durch Bischof Kirsten geweiht.
Am 1. Oktober 1925 folgte die Errichtung einer eigenen Pfarrkuratie in Sprendlingen. Am 17. November 1935 wurde dort die Kirche St. Laurentius durch Bischof Dr. Albert Stohr geweiht. Der heilige Laurentius war bereits Patron der vorreformatorischen Kirche im Ort.
In den 1960er-Jahren kam es zu mehreren Gemeindegründungen. Am 1. Oktober 1962 wurde in Neu-Isenburg das Pfarr-Rektorat Heilig Kreuz eingerichtet. Die gleichnamige Kirche Zum Heiligen Kreuz wurde am 15. September 1963 von Bischof Dr. Hermann Volk geweiht. Auch in Gravenbruch entwickelte sich das kirchliche Leben: Am 1. Januar 1964 wurde eine eigene Kirchenstiftung errichtet, die am 1. Oktober 1964 zur Pfarrkuratie St. Christophorus erhoben wurde. Die Kirche St. Christophorus wurde am 19. Februar 1967 durch Bischof Volk geweiht. Eine weitere Gemeindegründung erfolgte am 1. Mai 1965 mit der Errichtung der Pfarrkuratie St. Stephan in Dreieich-Sprendlingen. Die Kirche St. Stephan wurde am 25. September 1965 ebenfalls von Bischof Volk geweiht.
Auch die Stadtteile Zeppelinheim und West-Neu-Isenburg erhielten eigene Kirchen: Am 1. Dezember 1979 wurde die Filialkirche St. Nikolaus in Zeppelinheim durch Weihbischof Wolfgang Rolly geweiht. Am 15. Januar 1989 folgte die Weihe der Kirche St. Franziskus, einer weiteren Filialkirche von St. Josef, durch Bischof Karl Lehmann.
Im Zuge pastoraler Strukturveränderungen wurden 1998 die Pfarreien St. Christoph, St. Josef (mit St. Franziskus und St. Nikolaus) sowie Zum Heiligen Kreuz zum Katholischen Pfarrverband Neu-Isenburg zusammengeschlossen. In Dreieich schlossen sich am 1. Januar 2006 die Pfarreien St. Laurentius, St. Stephan und Heilig-Geist zur Pfarrgruppe Dreieich-Sprendlingen zusammen, die am 1. Januar 2012 in der neuen Pfarrei St. Laurentius Dreieich aufging.
Nach der Auflösung des Dekanats Dreieich zum 31. Juli 2022 im Zuge des Pastoralen Weges im Bistum Mainz fand am 15. September 2022 die konstituierende Sitzung der Pastoralraumkonferenz für den Katholischen Pastoralraum Dreieich-Isenburg statt. Die Konferenz markierte den Beginn des strukturellen Neuordnungsprozesses auf dem Weg zu einer gemeinsamen Pfarrei. Beteiligt sind die Gemeinden St. Josef, Zum Heiligen Kreuz und St. Christoph Neu-Isenburg, St. Marien Götzenhain, St. Laurentius Dreieich sowie die italienische Gemeinde Don Bosco.
Ein Blick nach vorn
Neuer Untertitel

Zum 1. Januar 2027 wird aus dem bisherigen Katholischen Pastoralraum Dreieich-Isenburg die Pfarrei: Hl. Edith Stein Dreieich-Isenburg. Eine neue Pfarrei – mit neuem Namen und einer gemeinsamen Zukunft.
Hl. Edith Stein (1891–1942)
Philosophin, Christin, Karmelitin, Märtyrerin – eine Heilige unserer Zeit
Edith Stein wurde am 12. Oktober 1891 in Breslau (heute Wrocław, Polen) in eine jüdische Familie geboren. Schon früh zeigte sie eine außergewöhnliche geistige Begabung. Sie studierte Philosophie, Geschichte, Germanistik und Psychologie in Göttingen und Freiburg und wurde Schülerin und Assistentin des berühmten Phänomenologen Edmund Husserl. 1916 promovierte sie mit Auszeichnung.
In ihrer Suche nach Wahrheit und Sinn stieß sie auf die christliche Mystik, insbesondere auf die Schriften der heiligen Teresa von Ávila. Ihre intensive geistige Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben führte 1922 zur Konversion. Sie ließ sich in Bad Bergzabern katholisch taufen. Für sie war dies kein Bruch mit ihren jüdischen Wurzeln, sondern die Erfüllung ihrer geistlichen Suche.
In den folgenden Jahren wirkte Edith Stein als Dozentin, Autorin und Vortragende – vor allem zu Fragen der Bildung, Frauenrolle, Ethik und Philosophie. Sie war eine gefragte Rednerin im katholischen Bildungswesen. Wegen ihrer jüdischen Herkunft wurde sie 1933 durch das nationalsozialistische Regime von ihrer Lehrtätigkeit ausgeschlossen. Noch im selben Jahr trat sie in den Kölner Karmel ein und nahm den Ordensnamen Teresia Benedicta a Cruce („Theresia, vom Kreuz Gesegnet“) an.
Mit der zunehmenden Bedrohung durch das NS-Regime wurde sie 1938 in das Kloster im niederländischen Echt verlegt. Auch dort war sie nicht sicher: Nach der Verhaftung katholischer Juden als Vergeltung für einen Protest der niederländischen Bischöfe wurde Edith Stein am 2. August 1942 zusammen mit ihrer Schwester Rosa von der Gestapo abgeholt und ins KZ Auschwitz deportiert. Dort wurde sie am 9. August 1942 ermordet.
Edith Stein wurde 1987 von Papst Johannes Paul II. selig- und 1998 heiliggesprochen. Ein Jahr später ernannte er sie zur Mitpatronin Europas, neben Hl. Birgitta von Schweden und Hl. Katharina von Siena.
Ihr Leben verbindet auf einzigartige Weise Glaube und Wissenschaft, Judentum und Christentum, geistige Tiefe und konkretes Zeugnis. Sie gilt als Brückenfigur zwischen den Religionen und Kulturen, als Vorbild für Frauen und Intellektuelle in der Kirche – und als stille Zeugin der Wahrheit in einer dunklen Zeit.