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Lass jubeln alle Bäume des Waldes:Der Hahnenschrei im August 2024

Lass jubeln alle Bäume des Waldes - so lautet, in Anlehnung an Psalm 96,12, das diesjährige Motto der Schöpfungszeit, zu der die Kirchen weltweit jährlich vom 1. September bis zum 4. Oktober aufrufen. Es ruft ins Bewusstsein, dass den Wäldern in der aktuellen Zeit wenig Grund zum Jubeln gegeben wird. Das Ökosystem Wald ist einer der größten und wichtigsten Faktoren für die Schöpfungsbewahrung. Ein Drittel unserer Erde ist mit Wald bedeckt. Wälder liefern Sauerstoff, speichern klimaschädliches CO2 und bieten unzähligen Tieren und auch uns Menschen Heimat, Nahrung und Wasser. Trotzdem lassen wir zu, dass der Wald rasend schnell verschwindet – Rodung für Fleisch, Toilettenpapier, Schokocreme und Holz für die Trends der Möbelindustrie. Unser Konsum-Verhalten trägt zur Zerstörung der Wälder bei und hat Auswirkungen auf das Weltklima. Stürme, Dürren oder Ungezieferplagen in Folgen des Klimawandels haben dem Wald in der Vergangenheit zugesetzt; daran leiden Menschen, Tiere und Pflanzen. Stellt sich also die Frage: „Wie kann ich den Wald schützen?“
Datum:
Fr. 16. Aug. 2024
Von:
Verena Stenger

Was ist eigentlich das Problem?

Waldzerstörung…

Tag für Tag verschwinden Wälder weltweit – und das in alarmierendem Ausmaß. Zu den Hauptursachen für die Zerstörung der Wälder zählen

  • der Holzeinschlag zur Gewinnung von Bau- und Brennmaterial, aber auch für die Produktion von Möbeln, Bodenbelägen und anderen Produkten
  • die Papier- und Zellstoffproduktion
  • die Landwirtschaft aufgrund eines enormen Flächenbedarfs für den Anbau von Futter- und Nutzpflanzen (Palmöl) sowie Viehweiden
  • Infrastrukturprojekte, wie z.B. der Bau von Straßen oder Staudämmen, zur Erschließung rohstoffreicher Gebiete

…und ihre Folgen

für Tiere und Pflanzen

Der Verlust von Lebensräumen durch die Waldzerstörung ist eine der größten Bedrohungen für die weltweite Biodiversität. Viele gefährdete Tiere und Pflanzen können aussterben, wenn sie ihren Lebensraum im Wald verlieren. Die Mehrzahl der gefährdeten Tierarten lebt in tropischen Wäldern, in denen die Waldzerstörung am schnellsten voranschreitet.  

für die Menschen

Viele indigene Völker und an das Leben im Wald angepasste Gemeinschaften verlieren mit dem Wald ihre Lebensgrundlage. Die Menschen sind auch betroffen durch Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Erdrutsche, die häufiger und heftiger in Gebieten sind, in denen die Wälder abgeholzt wurden, da sie dort den Wasserhaushalt nicht mehr regulieren und den Boden nicht mehr festhalten.

Waldsterben in Folge des Klimawandels

für das Klima

Besonders folgenschwer ist die Waldzerstörung für das Weltklima. Durch die Waldzerstörung werden große Mengen Treibhausgase freigesetzt, die wiederum die globale Erderwärmung verstärken. Dramatische Trockenschäden in den Wäldern, Waldsterben und schwere Waldbrände sind die Folgen lang anhaltender Hitzewellen und Dürren. Gerade dem deutschen Wald geht es so schlecht wie nie. Von den verbreitetsten Arten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche sind vier von fünf Bäumen krank. Das ist das Ergebnis der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlichten Waldzustandserhebung 2023. Ob im Mittelmeerraum, im Amazonas oder in Australien – die Wälder brennen immer stärker und öfter. Auch Deutschland wird immer häufiger Schauplatz von Waldbränden.

Was können wir tun?

Deutschland trägt eine große Mitverantwortung an der Abholzung von Wäldern. So zählt unser Land zu den wichtigsten Importeuren von Soja als Futtermittel für die Tierhaltung auf der Welt. Unser Fleischkonsum und das Geschäftsmodell des Fleisch-Exportes befeuern die Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen weltweit. Auch mit dem Import von Rohstoffen wie Palmöl oder Holz und Bodenschätzen wie Eisen, Aluminium oder Gold trägt Deutschland zur Waldzerstörung bei. Darüber hinaus gehört Deutschland seit Jahren weltweit zu den Spitzenreitern beim Papierverbrauch Laut NABU wurden in Deutschland 2021 insgesamt 19 Millionen Tonnen Papier, Pappe und Karton verbraucht, der rechnerische Pro-Kopf-Verbrauch lag bei 228 Kilogramm. Zum Vergleich: Der EU-Durchschnitt lag 2018 bei 180 Kilogramm, weltweit bei 55 Kilogramm. 

Indem wir unser Konsumverhalten grundsätzlich überdenken und unseren Konsum einschränken, können wir unseren Beitrag zum Schutz des Waldes leisten. Nachfolgend ein paar Anregungen für unseren Alltag:

Papierverbrauch reduzieren

  • Kataloge, Prospekte, Zeitschriften, Werbung abbestellen
  • Papiere doppelseitig bedrucken
  • einseitig bedrucktes Altpapier als Schmierpapier, für Probeausdrucke, Notizen oder Kindermalereien nutzen
  • Briefe elektronisch versenden
  • Stofftaschentücher benutzen

Recyclingpapier verwenden

Kauf und Verwendung von Recyclingpapier möglichst in allen Bereichen (Toilettenpapier, Küchenpapier, Taschentücher, Kopierpapier, Schulhefte etc.). Orientierung beim Papierkauf bietet das Gütesiegel „Der blaue Engel“ (s. unten).

Altpapiertonnen

Papiermüll richtig trennen und entsorgen

Nicht jedes Papier gehört in die Altpapiertonne. Nicht recycelt werden können z.B. Kassenbons, imprägniertes Papier, Getränkekartons, mit Speiseresten verschmutztes Papier. Durch falsche Entsorgung können ganze Abfallchargen für das Recycling unbrauchbar werden.

Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern kaufen

Beim Kauf von Holzprodukten wie Möbeln, Fenster und Böden auf Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern achten. Orientierung bieten das FSC- und das PEFC-Siegel (s. Infobox).

Produkte aus nachhaltigem Palmöl kaufen

Laut Bundeszentrum für Ernährung steckt Palmöl in fast jedem zweiten Supermarktprodukt. Die Kritik am Palmöl ist wegen der Rodung der Regenwälder für die Plantagen, hoher Treibhausgasemissionen, der Bedrohung und Vertreibung von Tierarten und der Missachtung von Landnutzungsrechte groß. Für den Anbau von nachhaltig zertifiziertem Palmöl werden keine Naturwaldflächen verwendet.

 Fleischkonsum einschränken

Für die Produktion von Fleisch wird eine weit größere Fläche als für die Produktion anderer Nahrungsmittel benötigt. Eine Reduzierung des Fleischkonsums kann so ebenfalls ein Beitrag zum Schutz der Wälder sein.

Bäume pflanzen

Beteiligung an Baumpflanzaktionen: Die Bepflanzung einer Fläche mit Bäumen ist eine der effizientesten Methoden, um Kohlendioxid zu binden und damit etwas gegen den Klimawandel zu tun. Natürliche Wälder sind die Heimat für viele Tiere und Insekten. Wiederbewaldung ist damit auch ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt bei uns.

 

Zum Schluss: Beispiele aus der Praxis

Im Rahmen eines Umweltprojekts hat die IGS Bretzenheim gemeinsam mit der Stiftung „Wald zum Leben“ eine Baumwiese gepflanzt. Die Stiftung pflanzt seit über zehn Jahren Laubmischwälder und Baumwiesen in Rheinhessen, organisiert Pflanzaktionen und unterstützt Andere, ihre eigenen Baumprojekte umzusetzen.

Nähere Informationen unter https://www.waldzumleben.de/.

 

Ebenfalls im Rahmen eines Schulprojekts hat eine Hamburger Schulklasse einen sog. Tiny Forest, also einen Mikrowald nach der Miyawaki-Methode gepflanzt. Miyawaki entwickelte das Konzept, das auf der Pflanzung kleiner künstlicher Wäldchen (etwa so groß wie ein Tennisfeld) im städtischen Raum beruht. Die Miyawaki-Methode ist eine der effektivsten Aufforstungsmethoden, da auf verhältnismäßig kleiner Fläche in kurzer Zeit ein heimischer Urwald entsteht, ein selbstständig und unabhängiges, biodiverses Ökosystem, das die lokale Artenvielfalt unterstützt und durch die Kohlendioxidspeicherung eine wirksame Methode gegen den Klimawandel darstellt. Bei der Pflanzung des Schulwalds wurde die Klasse von „Citizen Forests“ unterstützt, einem Verein, der sich dafür einsetzt, ungenutzte Flächen mit heimischen Baumarten nach der Miyawaki-Methode zu bepflanzen.

Nähere Informationen unter https://www.citizens-forests.org/

Schöpfungszeit 2024

Ökumenischer Tag der Schöpfung 2024: Motiv

Das Motto der diesjährigen Schöpfungszeit lautet: Lasss jubeln alle Bäume des Waldes.

Nähere Informationen unter: 

Schöpfungszeit

Ökumenischer Tag der Schöpfung 2024

© Die Idee für das „grüne Jahr“ stammt von Jennie Sieglar, ehemalige Moderatorin der logo!-Kindernachrichten. Sie hat ihre Erfahrungen in dem Buch Umweltliebe: Wie wir mit wenig Aufwand viel für unseren Planeten tun können (Piper, 2019) niedergeschrieben.

Weitere Quellen:

Infobox: Gütesiegel

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