Zum Inhalt springen

Im Überfluss?:Der Hahnenschrei im Juli 2024

Endlich ist der Sommer da und die Menschen zieht es ans Wasser. Sie suchen Abkühlung an heimischen Seen oder Flüssen oder verbringen ihren Urlaub am Meer. Der ideale Zeitpunkt also, im Rahmen unserer Umweltchallenge der Frage nachzugehen: „Wie kann ich Wasser schützen und sparen?“
Datum:
Mi. 17. Juli 2024
Von:
Verena Stenger

 

 

 

Im Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Und Gott schied das Licht von der Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag. Dann sprach Gott: Es werde ein Gewölbe mitten im Wasser und scheide Wasser von Wasser. Gott machte das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb des Gewölbes. Und so geschah es. Und Gott nannte das Gewölbe Himmel. Es wurde Abend und es wurde Morgen: zweiter Tag. Dann sprach Gott: Es sammle sich das Wasser unterhalb des Himmels an einem Ort und das Trockene werde sichtbar. Und so geschah es. Und Gott nannte das Trockene Land und die Ansammlung des Wassers nannte er Meer. Gott sah, dass es gut war. Dann sprach Gott: Die Erde lasse junges Grün sprießen, Gewächs, das Samen bildet, Fruchtbäume, die nach ihrer Art Früchte tragen mit Samen darin auf der Erde. Und so geschah es. Die Erde brachte junges Grün hervor, Gewächs, das Samen nach seiner Art bildet, und Bäume, die Früchte tragen mit Samen darin nach ihrer Art. Gott sah, dass es gut war. …

 

Im Frühjahr 2020: Wüstenklima und Waldbrandgefahr in Deutschland - einen guten Monat lang hatte es in weiten Teilen Deutschlands kaum geregnet. Im Sommer dann die Gewissheit: Der Dürremonitor Deutschland des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung dokumentierte eine flächendeckende Dürre in den Böden bis knapp zwei Meter Tiefe.

Die Folgen: Ernteausfälle in der Landwirtschaft, teilweise viel zu niedrige Wasserstände in Flüssen und Seen und dramatische Trockenschäden in den Wäldern. Gerade dem deutschen Wald geht es so schlecht wie nie. Von den verbreitetsten Arten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche sind vier von fünf Bäumen krank. Das ist das Ergebnis der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlichten Waldzustandserhebung 2023.

Der Wald braucht das Wasser zum Überleben. Aber das Wasser braucht auch den Wald. Wälder spielen eine wichtige Rolle für einen gesunden Wasserkreislauf. Ihre Böden speichern und reinigen Niederschläge wie kaum ein anderes Ökosystem. Ein Teufelskreis…

Was ist eigentlich das Problem?

Trockenheit in Folge des Klimawandels

Wasserknappheit

Wasser ist Quelle und Basis des Lebens. Unser komplettes Dasein ist von ihm abhängig. Wasser lässt sich, anders als andere Rohstoffe wie Öl, Holz, Metall, Weizen oder Baumwolle, nicht ersetzen. Sauberes Wasser ist ein Menschenrecht. Doch laut UN-Weltwasserbericht 2020 haben 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser. Der Klimawandel verschärft die Situation noch. In Folge des Klimawandels kommt es immer öfter zu extremen Wetterlagen mit Hitzewellen, Starkregen oder Sturm. Dürren, Waldbrände und Überflutungen führen in vielen Regionen der Welt zu Wassermangel und Missernten. Betroffen sind vor allem die Länder, in denen eine stetig wachsende Bevölkerung bereits jetzt nicht genug zu essen und oft auch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser hat. Dies wiederum setzt Konflikte und Fluchtbewegungen in Gang. Derzeit verlassen pro Jahr 26 Millionen Menschen ihre Heimat wegen Umwelt- und Klimaveränderungen. Diese Zahl dürfte weiter ansteigen.

 

Wasserverschmutzung

Landwirtschaft und Industrie verschmutzen das Wasser ebenso wie Putz- und Waschmittel, die chemische Ausrüstung von Textilien sowie Arzneimittel, die wir schlucken und ausscheiden. Die Verunreinigung unseres Wassers stellt eine Bedrohung für die Gesundheit und das Leben von Mensch, Tier und Umwelt dar.

Drei Beispiele: Der überschüssige in der Landwirtschaft als Dünger eingesetzte Stickstoff belastet als Nitrat das Grundwasser und in der Folge auch das Trinkwasser mit bedenklichen Folgen für die Gesundheit der Menschen.

In der Textilindustrie werden durch die Färbung und Veredelung von Textilien im Rahmen ihrer Herstellung ca. 20 Prozent der weltweiten Wasserverschmutzung verursacht.

Mikroplastik in Kosmetikprodukten oder in synthetischer Kleidung gelangt über das Waschen in die Meere und sammelt sich in hunderttausenden Tonnen jährlich auf dem Grund der Ozeane an oder wird von Fischen und Muscheln verspeist und gelangt so auch in unseren Körper.

 

Wasserverbrauch

Ob Lebensmittel, Kleidung oder Computer –  bei der Herstellung unserer Konsumgüter wird Wasser in großen Mengen verbraucht. Die Menge des gesamten, im Laufe der Herstellung eines Produkts verbrauchten Wassers, das im Endprodukt meist nicht mehr sichtbar ist, wird als „virtuelles“ Wasser bezeichnet. 3 Beispiele: Für die Herstellung von 1 kg Rindfleisch werden ca. 16.000 Liter virtuelles Wasser benötigt, etwa 11.000 Liter für die Herstellung einer Jeans und 20.000 Liter für die Herstellung eines Computers.

Im Alltag verbraucht laut Verbraucherzentrale jeder Deutsche durchschnittlich 121 Liter Wasser am Tag. Dabei werden lediglich 4 Prozent zum Kochen oder Trinken verwendet. Der größte Teil fließt durch Wasserhähne und Waschmaschinen oder spült die Toilette.

Was können wir tun?

Politik, Wirtschaft und Forschung suchen nach Antworten auf die drängenden Fragen der Wasserproblematik. So hat das Bundesumweltministerium eine Nationale Wasserstrategie zur Sicherung der Wasserversorgung, zur Reduktion der Schadstoffbelastung der Gewässer und zum Erhalt funktionierender Wasserökosysteme entwickelt. Die Kommunen reagieren auf Trockenheit mit Aufrufen zum Verzicht auf das Bewässern von Gärten und das Befüllen von privaten Pools mit Trinkwasser oder starten Kampagnen, wie in diesem Jahr die Stadt Frankfurt. Unternehmen und Forschung entwickeln Umwelttechnologien zur Reinigung des Wassers und zum Schutz von Wasserressourcen.

 

Aber auch jede und jeder Einzelne von uns kann dazu beitragen, Wasser zu schützen und zu sparen. Hier ein paar Anregungen für unseren Alltag:

 

Lebensmittel

  • regionale und saisonale Produkte kaufen, um den Wasserverbrauch zu minimieren
  • frische, unverpackte Lebensmittel kaufen, da auch die Herstellung der Verpackungen Wasser verbraucht und darüber hinaus der Plastikmüll in den Weltmeeren zu einem immer größeren Problem wird
  • Produkte kaufen, die ohne Verwendung von Chemikalien und Pestiziden hergestellt wurden
  • weniger Fleisch essen, virtuelles Wasser sparen
  • bei Fisch auf Bio- und Umweltsiegel achten, da bei der Fischzucht in Aquakulturen oft pharmakologische und chemische Stoffe benutzt werden, die sich negativ auf die Umwelt auswirken
  • Leitungswasser oder regionales Mineralwasser aus Mehrwegglasflaschen trinken

 

Hygiene

  • duschen statt baden:überschlägig verbrauchen fünf Minuten duschen dreimal weniger Wasser als ein Bad (50 Liter statt 150 Liter)
  • weniger duschen: tägliches Duschen ist aus hygienischen Gründen nicht notwendig und strapaziert zudem die Haut.
  • wassersparende Armaturen anbringen, wie z.B. Sparduschköpfe, wassersparende WC-Spülkästen einbauen
  • den Hahn beim Zähneputzen und Einseifen unter der Dusche abdrehen
  • Toilette sparsam spülen, Spar- und Stopptaste verwenden
  • Kosmetik und Hygieneartikel ohne Mikroplastik verwenden

 

Mode

  • Kleidung bewusst kaufen und nicht nur für eine Saison
  • weniger neu kaufen, Second-Hand Kleidung kaufen
  • Kleider tauschen statt neu kaufen
  • neue Kleidung in Bio-Qualität kaufen
  • Baumwoll- statt Funktionskleidung tragen, nicht unnötig waschen

 

Haushalt

  • Speisereste, Öle, Fette, Hygieneartikel, Farbreste und Medikamente nicht im Ausguss oder der Toilette entsorgen, sondern im Rest- oder Sondermüll
  • Wasch- und Spülmaschinen nutzen statt von Hand zu spülen oder zu waschen, Maschinen mindestens zu 90 % beladen und Eco-Programme nutzen; beim Kauf auf wassersparende Geräte achten
  • nicht unter fließendem Wasser spülen
  • Obst, Salat und Gemüse in einer Schüssel Wasser waschen und zweitverwerten, z.B. als Gießwasser
  • biologisch abbaubare Wasch- und Reinigungsmittel verwenden, Allzweckreiniger statt aggressive Spezialmittel nutzen
  • Wasch- und Reinigungsmittel sparsam verwenden
  • Putzwasser in der Toilette entsorgen statt in Gullys, die oft nur an die Regenwasserkanalisation angeschlossen sind, so dass das Wasser von dort aus ungeklärt in Bächen und Flüssen landet
  • auf WC-Duftsteine verzichten
  • Saugglocke statt Rohrreiniger verwenden
  • tropfende Wasserhähne abstellen bzw. reparieren
Regenwasser

Garten

  • für die Bewässerung Regenwasser statt Leitungswasser nutzen
  • an warmen Tagen Garten nur morgens oder abends bewässern, um die Verdunstung zu minimieren
  • seltener, aber intensiver gießen, damit Wasser in den Boden dringt
  • auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichten
  • Kompost statt chemische Düngemittel verwenden
  • Gras seltener mähen und bewässern, da längeres Gras den Rasen vor dem Austrocknen schützt. Generell sollte der Rasen nicht bewässert werden, da das Gras nur oberflächlich austrocknet und wieder gedeiht, sobald Regen fällt

 

Konsumverhalten

Da jede Produktion von Gütern Wasser kostet, bietet es sich an

  • gebraucht statt neu zu kaufen
  • zu leihen oder zu tauschen statt zu kaufen
  • zu reparieren statt wegzuwerfen
  • wiederverwertbare statt Einwegprodukte zu verwenden

 

Zum Schluss: Ein Buchtipp

In „Die Geschichte des Wassers“, dem zweiten Teil ihres Klima-Quartetts, verbindet Maja Lunde die Geschichte einer Umweltaktivistin der Gegenwart mit Klimaflüchtlingen in einer nicht allzu fernen Zukunft. Die Geschichte führt uns eindrücklich vor Augen, was es bedeuten könnte, sollte eines Tages kein Regen mehr vom Himmel fallen und kein Tropfen mehr aus dem Wasserhahn kommen. Auf diese Weise regt uns das Buch zum Nachdenken über den eigenen Wasserverbrauch und über unsere Verantwortung an. 

© Die Idee für das „grüne Jahr“ stammt von Jennie Sieglar, ehemalige Moderatorin der logo!-Kindernachrichten. Sie hat ihre Erfahrungen in dem Buch Umweltliebe: Wie wir mit wenig Aufwand viel für unseren Planeten tun können (Piper, 2019) niedergeschrieben.

Weitere Quellen: