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Kreuzgruppe restauriert

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Datum:
Di. 29. Okt. 2024
Von:
Björn Burwitz

HOFHEIM - Durch Spenden der Pfarrei St. Michael Hofheim und insbesondere der großzügigen finanziellen Unterstützung des Kirchenchores und Gesangsvereines Cäcilia Hofheim konnte in den letzten 8 Monaten eine umfangreiche Restaurierung der Kreuzgruppe neben der Pfarrkirche St. Michael Hofheim Ried durchgeführt werden.

Dies war notwendig, da sich im Laufe der Zeit an dem Christus Korpus und den beiden Figuren der heiligen Maria und des heiligen Johannes, dutzende tiefgehende Risse gebildet hatten, in die Feuchtigkeit eingedrungen ist und die zu einem langsamen aber stetigen weiteren Zerfall der Figuren geführt hätten. Das bestehende Podest wies ebenfalls erheblich Wasserschäden auf, da die Mörtelfugen zum großen Teil aufgelöst waren.

Die Risse am Korpus und den beiden Figuren Maria und Johannes wurden mit einer besonderen Nagelklammertechnik fixiert und mit einem speziellen Kunstharz dauerhaft verschlossen. Das Stützfundament auf der Rückseite des Podestes musste neu aufgebaut werden da sonstdie Kreuzgruppe drohte nach hinten wegzukippen. Die Fugen des Podestes wurden ebenfalls durch einen Steinmetz sachgerecht überarbeitet und erneuert. Das vorhandene Kupferdach wurde mit Ablaufrinnen versehen um den Regenschutz zu verbessern. Abschließend wurden durch eine Malerfachfirma der Korpus und die beiden Figuren mit einem neuen Farbanstrich versehen.

Die spannende abwechslungsreiche historische Geschichte der Kreuzgruppe beginnt bereits im Jahr 1828. Frau Walburga Braun hat in einer aufwendigen detaillierten Recherche die Geschichte der Kreuzgruppe von 1828 bis heute aufgearbeitet.

 

Die Kreuzgruppe vor der Kirche St. Michael Hofheim/Ried
zusammengetragen von Walburga Braun 

Im Jahre 1828 wurde von Vertreten der Pfarrgemeinde und Vertretern der Gemeinde Hofheim der Beschluss gefasst, ein Kreuz seitlich neben der Balthasar-Neumann-Kirche aufzustellen, um dem Kirchenvorplatz einen schöneren Anblick zu geben. Man einigte sich das alte Sandsteinkreuz, welches zu diesem Zeitpunkt am Weg nach Worms beim Wehrzollhaus stand, seitlich rechts neben der Kirche zu platzieren. Das Kreuz war mit der Inschrift versehen: P. Fischer 1730. Der Legende nach war es ursprünglich errichtet als Mahnmal für einen ermordeten Jäger. Heute steht dieses Kreuz noch auf dem Friedhof in Hofheim vor der Trauerhalle.

Ab 1841 beriet der Kirchenvorstand über das Anfertigen einer neuen Kreuzgruppe.

1849 wurde eine neu geplante Kreuzgruppe mit zwei Heiligenstatuen in Auftrag gegeben. Angefangen wurde die Kreuzgruppe von dem Steinbildhauer Joh. Herrmann v. Herrnsheim. Er konnte die Gruppe jedoch nicht fertigstellen. Die Fertigstellung erfolgte durch den Schulkreis des Manneimer Hofbildhauers Paul Eggel. Aus diesem Schulkreis - eine Interessensgruppe von Künstlern - stammen u.a. auch viele der  Figuren in der Hofheimer Balthasar Neumann Kirche. Dieser Schulkreis war auch beteiligt am Innenausbau des Wormser Doms.

1883 wurde das Kruzifix durch das Hochwasser schwer beschädigt und es musste - auf eine polizeiliche Anordnung hin - mit Hilfe eines Gerüstes abgetragen werden. Es wurde in den Hofraum der Kirche gebracht. Verantwortlich dafür war damals Zimmermeister Franz Schader. Der Korpus wurde anschließend notdürftig repariert und wieder aufgestellt.

1912 drohte der Korpus – wohl durch Witterungseinflüsse - zu zerfallen und wurde erneut abgenommen. Durch Unachtsamkeit beim Abnehmen zerfiel er in mehrere Teile.

1921: Inzwischen war der Körper in der Dombauhütte Worms wiederhergestellt und sollte wieder angebracht werden. Jetzt gab es plötzlich Klärungsbedarf, wem das Kreuz gehöre.

Im August 1924 hat die Landesbehörde für Denkmalpflege plötzlich Ansprüche für dieses Kreuz angemeldet.Das Landesmuseum war deshalb so interessiert, weil es sich hier um eines der schönsten Kruzifixe des achtzehnten Jahrhunderts im Ried handelte.

1925 beansprucht der Denkmalpfleger der Provinz Starkenburg das Kreuz ebenfalls für sich und wollte der Pfarrei als Ausgleich einen genauen Abguss geben. Das bischöfliche Ordinariat lehnt ab, da das Kreuz alleiniges Eigentum der Pfarrei Hofheim sei. Ebenfalls 1925 beschloss der kath. Kirchenvorstand den alten Korpus wieder anzubringen. Die Sachverständigen legten ihr Veto ein und es wurde eine vollwertige Kopie angebracht. Die Kosten übernahm das Hess. Ministerium des Inneren.

1927 äußerte der Hofheimer Pfarrer Becker den Gedanken die Original Kreuzgruppe dem Diözesanmuseum in Mainz zu überlassen, da dort ein geschützter Platz vorhanden ist und die Kreuzgruppe gut für Besichtigungen zugänglich ist. Wie aus den Akten hervorgeht, steht es heute immer noch im Kreuzgang im Dom zu Mainz, original restauriert mit den seitlichen Figuren Maria und Johannes.

1993 wurde das Kreuz und Korpus neben der Kirche einer kompletten Restaurierung unterzogen. Der kath. Kirchenchor spendete hierfür den Erlös von 5.000 DM aus dem vorangegangenen Künstlermarkt.

Im Jahr 2000 feierte die Balthasar-Neumann-Kirche ihr 250jähriges Bestehen. Durch das hartnäckige Bemühen des damaligen Pfarrers Günther Ott erhielt die Pfarrgemeinde von Mainz die seitlichen Figuren als maßgetreuen Abdruck zurück. Nach zirka 120 Jahren, war die Kreuzgruppe wieder perfekt. Bei einem Festgottesdienst - mitgestaltet vom Kirchenchor „Cäcilia“  und zelebriert vom verstorbenen Bischof Kardinal Dr. Karl Lehmann - wurde die Kreuzgruppe feierlich geweiht.

2023 / 2024 musste der Dachstuhl der Kirche sowie die Außenfassade einer Sanierung unterzogen werden. Daran anschließend erhielt auch die Kreuzgruppe eine überfällige gezielte Restaurierung. Diese war möglich durch Spenden der Pfarrgemeinde und finanzielle Unterstützung des Kirchenchores.

Geistlicher Impuls:

In seiner Todesstunde blickt Jesus auf seine Mutter. Sie streckt die Hand ins Leere, um der Welt ihren Schmerz deutlich zu machen. Johannes wendet sein Gesicht ab, er kann das Leid seines Freundes nicht ertragen. „Wanderer geh nicht vorbei, ohne dass Maria und Jesus gegrüßt sei“.

Quellen: Pfarrarchiv Hofheim / Ried Friedrich Zehnbauer, Bodo von der Au