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Von singenden Hasen, Vätern und Söhnen und einer wonnigen Frau:Der Skulpturenweg Abenheim

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Datum:
1. Mai 2024
Von:
Michael Beermann
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Die Frage "Ist das Kunst, oder kann das weg?"...

... stellt sich bei den Kunstwerken am Skulpturenweg Abenheim nicht im geringsten. Bei der Entstehung war es eher anders herum: können sie weg? Diese Frage tauchte Anfang der 2000er Jahre auf im Blick auf die beiden verbliebenen Hochstände der "Wingertschütze", von denen aus in früheren Zeiten die Starenschwärme aus den Weinstöcken vertrieben wurden. Nein, nicht weg damit - umwidmen, umwandeln, zu Kunst verwandeln...

Die beiden Hochständer sind von Künstlern umgewandelt worden - "Traum der Stare" im Jahr 2009 von Detlef Rohrbach und "Turmspringerinnen" im Jahr 2011 von Andreas Helmling - und so zu Kunstinstallationen geworden, die sich sowohl mit ihrer ursprünglichen Funktion als auch der Umgebung auseinandersetzen.

Beim "Traum der Stare" verkehrt sich die Jäger-Gejagter-Rolle in beeindruckender Weise: galt es früher, die Stare anzugreifen und zu vertreiben, fliegt hier ein überdimensionierter Star eine Attacke auf die Kanzel des Hochständers und spaltet und zerstört sie. Wie viel Eingriffe in die Natur verträgt die Natur? Schlägt sie irgendwann zurück (oder tut es schon...)?

Alt und neu - Kultur und Natur

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Inzwischen haben sich zu den beiden genannten noch sechs weitere moderne Skulpturen hinzugesellt und reihen sich in die bereits bestehenden sakralen Kunstwerke wie den "Bildstock" mit der Darstellung des Hl. Killian, die Kreuzwegstationen am Klausenberg und die barocke Kreuzigungsgruppe an der St. Michaelskapelle ein.

Trotz der unterschiedlichen zeitlichen Entstehung, der verschiedenen Anlässe, Materialien und Formen haben alle Skulpturen gemeinsame Ursprünge. Sie stehen im Dialog mit der Landschaft des Wonnegau - besonders eindrücklich bei der "Wonnefrau" von Eckehard Schembs - und mit der Heimatgeschichte Abenheims, sei es in der Tradition des Glaubens, der Geschichte des Weinbaus oder der Veränderung der Natur und der darin lebenden und arbeitenden Menschen.

Flieger oder Kreuz

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Zu den ganz besonderen Skulpturen gehört der 2016 von Walter Schembs geschaffene "Ikarus". Mit waagerecht ausgestreckten Armen und mit in den Himmel gerichtetem Blick scheint er gerade zum Abflug abzuheben. Die Illusion des Fliegens entsteht und in den Gedanken des Betrachters könnte sie sich fortsetzen. Die Darstellung der Arme wäre allerdings auch mit den Flügeln eines Engels in Verbindung zu bringen und könnte so an den Erzengel Michael anspielen, dem die nahe gelegene Michaelskapelle geweiht ist.

Die Gesamterscheinung lässt den "Ikarus" auf der Stele von weitem nur erahnen und erscheint wie ein Kreuz. Auch hier eröffnet sich ein weiterer Bezug zur Religiösität - ein Wegkreuz unserer Zeit und somit wie geschaffen für einen Gottesdienst der besonderen Art.