Leben in Fülle

Vielleicht haben Sie in diesen Tagen etwas Zeit, um mit dem Fahrrad oder auch mit dem Auto unseren Pastoralraum zu erkunden. Fahren sie doch mal über die weniger befahrenen Seitenstraßen von einem Dorf zum anderen. Dann geht es ihnen sicher wie mir letzte Woche und sie können verstehen, warum all die bekannten Dichter in ihren Ostergedichten den Frühling beschreiben.
Jedes Blatt, das sich durch das dicke Holz eines Astes schiebt, jede Knospe die erscheint, jede Blüte die aufblüht zeugen von Neuem Leben. Von überallher scheint es uns zuzurufen: Auferstehung geschieht! Immer wieder aufs Neue! Auch für dich! Siehst du es nicht, das Leben in Fülle?
Wenn Sie gefragt werden, „Was ist für dich hier und heute Leben in Fülle? Wann hast du das schon erlebt? Und was braucht es dafür, dass man es erleben kann?“ was würden Sie antworten?
Für mich ist ganz wichtig, dass ich spüre, dass es Menschen gibt, die meinen Glauben, meine Träume und Sehnsüchte teilen. Die sich mit mir auf dem Weg machen. Die mich so annehmen wie ich bin. Dann geht es mir gut. Dann kann ich vieles erreichen und Dinge angehen, an die ich mich sonst nicht rantrauen würde.
Das darf und durfte ich im letzten halben Jahr immer wieder erleben. Als mein Kollege Michael Beermann und ich vor der Aufgabe standen, den Erstkommunionkurs für den ganzen Pastoralraum zu konzipieren, fühlten wir uns zuerst fast erschlagen von dieser schier unlösbaren Aufgabe: In jeder Pfarrgruppe, fast in jeder Gemeinde war die Vorbereitung bisher unterschiedlich. Es gab kein einheitliches Konzept, sondern viele gute aber ganz unterschiedliche Formen der Vorbereitung. Wie sollte das jetzt im Großen funktionieren? Wie sollte es möglich sein, fast 200 Kindern den Glauben weiterzugeben, das Geheimnis der Eucharistie zu erklären, möglichst alle Familien auf dem Weg gut mitzunehmen, die Vorgaben des Bistums zu erfüllen und den Erwartungen der einzelnen Gemeinden gerecht zu werden?
Dass wir beide das auf keinen Fall alleine schaffen können war natürlich gleich klar. Was wir nicht erwartet hatten und als großes Geschenk erlebt haben ist die Tatsache, dass sich über 40 Frauen und Männer gefunden haben, die bereit waren, als KatechetInnen vor Ort die Kinder vorzubereiten. So kam es, dass sich 20 Gruppen auf ganz unterschiedliche Weise und trotzdem gemeinsam auf den Weg gemacht haben, diesen Jesus und das Geschenk seiner Freundschaft immer besser kennenzulernen.
Und nun wird es in den nächsten Wochen soweit sein: In 15 Erstkommunionmessen werden die Kinder das Sakrament ihrer ersten heiligen Kommunion empfangen. Es macht Spaß zu sehen, mit welcher Begeisterung sie sich auf die gemeinsame Vorbereitungszeit eingelassen haben und wie sehr sie sich auf ihr großes Fest freuen.
Auch viele Jugendliche bereiten sich zur Zeit auf ihre Firmung vor, die sie im Mai empfangen werden. Auch hier sind Viele mit Freude und Begeisterung dabei. Manchmal habe ich das Gefühl, sie würden am liebsten die ganze Welt verändern. Und ich freue mich an dieser Begeisterung, diesem Elan. Eine Aktion im Rahmen der Firmvorbereitung fand ich besonders eindrucksvoll: Jede/r der Jugendlichen hat in einem Brief Fragen an die Gläubigen im Pastoralraum formuliert und eine große Zahl von Menschen waren bereit, einen der Briefe mitzunehmen und ganz persönlich zu beantworten. Einige von ihnen haben mir danach erzählt, wie sehr es sie berührt hat, in dieser Form Rede und Antwort über ihren eigenen Glauben zu stehen.
Für Michael Beermann und mich war im vergangenen halben Jahr immer wieder zu spüren: Ostern geschieht nicht nur einmal im Jahr! Ostern, die Freude eines neuen Aufbruchs, ein ‚sich fallenlassen‘ in das Vertrauen, dass da einer ist, der alle Wege mitgeht, unerwartetes Leben in Fülle geschieht immer wieder neu.
Wie gut tut es, zu spüren, dass man nicht alleine ist.
„Wenn einer alleine träumt bleibt es nur ein Traum, wenn viele gemeinsam träumen kann es der Anfang einer neuen Wirklichkeit sein“, heißt ein bekannter Spruch.
Ich wünsche allen Kindern, Jugendlichen, allen KatechetInnen und nicht zuletzt uns allen, dass wir unsere Träume und Sehnsüchte nicht verlieren und dass wir Menschen haben, die mit uns gemeinsam träumen, damit sie irgendwann vielleicht Wirklichkeit werden. Dann kann Kirche in der neuen Pfarrei St. Nikolaus Worms Wonnegau lebendig bleiben, dann spüren wir immer wieder die Freude des Lebens in Fülle.
Martina Bugert, Gemeindereferentin