Impuls zu
Taufe Jesu/1. Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr C
9.1.2022
zu Lk 3, 15-16.21-22
Die Taufe ist nicht nur eine Taufe mit Heiligem Geist, sondern auch mit Feuer. Sie ist eine Feuertaufe. Sie impliziert, dass ich als Getaufte, als Getaufter - so wie sich ein Feuer verzehrt und verbrennt - mich selbst gebe und ‚verzehre‘. Anders gesagt: in mir darf die Begeisterung für Jesus brennen.
Feuer aber muss gehütet werden. Schnell kann es ausgehen und herunterbrennen. Früher, in archaischen Zeiten, war es die Aufgabe der Frau, das Herdfeuer zu hüten. Jederzeit konnte der Mann von der Jagd nach Hause kommen und Beute mitbringen, die dann auf dem Feuer unverzüglich zubereitet werden konnte.
Auch das Feuer Jesu, das Feuer des Geistes in mir muss behütet werden, damit es nicht nur eine kurze Stichflamme ist oder schnell herunterbrennt und erlischt. Es darf ein beständiges Feuer sein, das aber auch beständig Nahrung braucht.
Es ist erstaunlich, dass Benedikt in seiner Regel für seine Mönchsgemeinschaft drei Stunden täglich (!) den Mönchen Zeit gibt in seiner Tagesordnung für die ‚lectio‘, die geistliche Lesung. Sie will Nahrung für das Seelenfeuer sein. Die Mönche heute haben dafür eine halbe Stunde täglich Zeit.
Es muss aber nicht die geistliche Lesung für jede und jeden die Nahrungsquelle für das Seelenfeuer sein. Jede und jeder darf suchen und finden, welche Nahrung das eigenen Seelenfeuer braucht. Es kann die Natur sein, in der das Leben ‚brennt‘ und blüht; es kann die Kreativität sein; in der ich ‚feurig-schöpferisch‘ tätig bin.
Und ich darf mich fragen; wo erlebe ich heute bei-geist-erte Menschen, die mit Feuereifer bei ihrer Sache sind, ihre Berufung gefunden haben und dafür brennen. Sie können mir Inspiration sein. Damit jede und jeder Tag nicht nur All-tag ist, sondern auch Feuer-tag.
Zacharias Heyes OSB, aus: Te Deum. Das Stundengebet im Alltag, Januar 2022, S. 106