45. Mittwochskonzert ***ABGESAGT***

Das Licht in der Finsternis

Datum:
Termin: Mittwoch, 04.11.20 - 18:30
Ort:
St. Bonifatiuskirche
Liebigstraße 30
35392 Gießen

Das AUSGEFALLENE Konzert

 

Informationen zum geplanten, aber ausgefallenen Konzert am 04. November 2020

von Dr. Anita Kolbus

 

In D-Dur oder d-Moll stehen die Werke dieses Orgelkonzerts - mit Ausnahme des polytonalen Stücks von Phil Glass.

Möglicherweise hat Toccata und Fuge d-Moll von Johann Sebastian Bach einen Hessen-Bezug. Bach soll das Werk 1732 bei der Prüfung der neuen Orgel der Martinskirche in Kassel gespielt haben. Die sogenannte dorische Toccata ist weder dorisch noch im engeren Sinn eine Toccata. Formal handelt es sich eher um ein Präludium; von der musikalischen Gestaltung her ist es ein Concerto grosso mit den typischen Wechseln von Sologruppe und Tutti. Das kreisende Sechzehntel-Thema erzeugt eine durchgehend einheitliche Bewegung. Sechs Takte vor Schluß gibt es eine Wendung nach D-Dur. Ebenso wie aus einem Guss wirkt die Fuge, deren Thema Bach aus den Konturen des Tocccatenthemas entwickelt hat.

Der Amerikaner Phil Glass begründete zusammen mit seinem Landsmann Steve Reich die minimal music, bei der gleichmäßige musikalische Patterns ständig wiederholt werden. Minimale Veränderungen bewirkt das Hinzutreten einzelner Töne. So wird eine meditative Wirkung erzielt. Das Prinzip stammt aus der indischen Musik, von der Glass stark beeinflußt war. Seine Oper "Satyagraha" (1980) über Mahatma Gandhi kritisiert eine von Konsum und Gewalt beherrschte Wegwerfgesellschaft. Die Bearbeitung für Orgel stellt den Schluß der Oper vor.

Der minimal music wurde oft auch der esthnische Komponist Arvo Pärt zugeordnet - doch seine Ästhetik der Stille und der musikalischen Askese unterscheidet sich deutlich von der Extraversion eines Phil Glass. "Trivium" (1976) markiert den Beginn einer neuen Kompositionsphase für Pärt. Nach einer Schaffenspause, in der er sich mit Gregorianik und frankoflämischer Vokalpolyphonie befaßte, entwickelte er seinen "Tinntinabuli (= "Glöckchen")-Stil". Dabei werden Dreiklangstöne an eine Melodie angebunden.

Pärt beschreibt dies so: "Tintinnabuli, das ist ein erstaunlicher Vorgang - die Flucht in die freiwillige Armut: die heiligen Männer ließen all ihren Reichtum zurück und gingen in die Einöde. So möchte auch der Komponist das ganze Arsenal zurücklassen und sich durch die nackte Einsamkeit retten, bei sich nur das Notwendigste habend - einzig und allein den Dreiklang."

Trivium ist dreiteilig und verwendet ausschließlich die Töne der aeolischen d-Moll-Skala. Der erste Teil besteht aus gegeneinander gesetzten Zweiklängen; der Fortissimo-Mittelteil präsentiert Akkorde und Cluster. Der dritte Teil, ein Trio, ist im Glöckchen-Stil gestaltet. Die in der Mitte liegende Melodie wird von Ober- und Unterstimme mit Einzeltönen des d-Moll-Dreiklangs begleitet.

Eines der bekanntesten Bach-Werke ist wohl das "Air" aus der dritten Orchestersuite D-Dur. Da es für Hochzeiten gerne gewünscht wird, gibt es etliche Bearbeitungen für Orgel.

Den deutlichsten Dur-Moll-Kontrast bietet Toccata und Fuge (1901) von Max Reger. Die Toccata steht in d-Moll, die Fuge in D-Dur. Mit dem Wechsel von rasanten Läufen und Akkordblöcken ist die Toccata typisch für diese Musikform. In der Mitte erscheint eine kurze Pianissimo-Einblendung.

Das Thema der Fuge bildet bogenförmig die D-Dur-Tonleiter ab. Insgesamt ist die Fuge eine einzige große Steigerung: vom Pianissimo-Beginn bis zum Fortissimo-Schluß.