Eucharistie: Bußakt

Feb. 2015

Datum:
Sa. 14. Feb. 2015
Von:
Pfarrer Adam Malczyk

Liebe Mitchristen in unserer Pfarrgruppe!

„Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1, 12-15) Mit diesen Worten gibt uns das Evangelium des 1.  Fastensonntags das Grundmotiv und somit gleichzeitig die richtige Wegweisung durch diese wichtige Zeit im Kirchenjahr, die man auch als so etwas wie eine „Frühjahrskur“ oder innere „Verjüngungskur“ für die Christen bezeichnen könnte.

Diese heiligen vierzig Tage sind also ein wirkliches Geschenk Gottes an uns! Eine Zeit, in der wir Jesus Christus wieder ganz neu begegnen können. „Christsein ist eine lebendige Beziehung zur Person Jesu, ist ein Sich-Bekleiden mit ihm, ein Ihm-ähnlich-Werden“. (Papst Franziskus in der Predigt in Assisi am 4. Oktober 2013) Das genau soll die Frucht von Umkehr und Buße sein, denn das christliche Fasten ist ja niemals Selbstzweck, sondern hat einzig und allein den Sinn, uns tiefer für Christus zu öffnen.

Genau das ist auch der Grund, warum am Anfang jeder heiligen Messe nach dem Kreuzzeichen und der anschließenden Begrüßung ein Bekenntnis der Schuld folgt mit der Bitte um Vergebung. Wenn wir in der Bibel nachlesen, dann bemerken wir, dass jeder Begegnung zwischen Gott und den Menschen immer eine überzeugende Gebets- und Bußhandlung voranging. Denken Sie nur an die Begegnung des Mose mit dem Herrn und dem brennenden Dornbusch. Der Herr sagt zu Mose: „Leg deine Schuhe ab, denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden“.

Wer immer sich Gott nähert, muss alle Selbstgerechtigkeit fallen lassen und sich eingestehen, dass man so manches Mal hinter dem Ideal zurückgeblieben ist. „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist Er treu und gerecht; Er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht“ (1 Joh 1,8f.).

Wir hatten im letzten Pfarrbrief einen kurzen Blick auf die Eröffnungsriten der Eucharistiefeier geworfen. Nach dem Kreuzzeichen und der anschließenden Begrüßung folgt also deshalb als weiterer wichtiger Teil der Eröffnung der Messe ein Bekenntnis der Schuld mit der Bitte um Vergebung.

Es gibt drei mögliche Formen dieses Bußaktes: Das gemeinsame Schuldbekenntnis - wir bekennen unsere Schuld nicht nur vor Gott, dem Allmächtigen, sondern auch allen „Brüdern und Schwestern“, was uns hinweist auf die soziale Dimension unserer Sünden. (vgl. Adolf Adam, Die Eucharistiefeier.) Die zweite Form des Bußaktes besteht aus einem Wechselgebet von Priester und Gemeinde: „Erbarme dich Herr unser Gott, erbarme dich. - Denn wir haben vor dir gesündigt.-  Erweise, Herr, uns deine Huld. - Und schenke uns dein Heil.“ Die dritte Form verbindet drei Christusanrufungen mit den Kyrie-Rufen.

Am Sonntag kann an die Stelle des Bußaktes das Besprengen der Gemeinde mit Weihwasser stehen: der „Asperges-Ritus“ in Erinnerung an die Taufe. Er schließt mit einem Gebet um Reinigung von Sünden und um Heiligung durch das anschließende Messopfer.

Auf den Bußakt  folgen die Kyrie-Rufe. (griech.: Kyrie, eleison = Herr, erbarme dich). Sie sind also eigentlich ein Akt der Anbetung an Christus, denn Kyrios bedeutet „göttlicher Herrscher“. Wieviel Not und Leid gibt es in der Welt - beten wir mit den Kyrie-Rufen für alle und jeden! Nicht viele Worte sollen wir ja beim Beten machen - ein einziges wirklich von Herzen kommendes „Kyrie eleison“, in das wir unser ganzes Leben hineinlegen, wirkt Wunder!

In diesem Sinn grüße ich Sie zum Beginn der Fastenzeit alle herzlich und lade Sie ein, am Aschermittwoch das Aschenkreuz zu empfangen als Zeichen unserer Bereitschaft, dem Herrn den Weg zu bereiten.

Ihr Pfarrer Adam Malczyk