Fastenzeit

Febr. 2019

Datum:
Sa. 16. Feb. 2019
Von:
Pfr. Adam Malczyk

Liebe Mitchristen in Hofheim und Bobstadt,

das Kirchenjahr tritt am Aschermittwoch in eine neue Phase ein: die Fastenzeit, die Österliche Bußzeit, beginnt. Sie führt uns hin zum Osterfest und ist deshalb für die Kirche eine kostbare und sehr wichtige liturgische Zeit.

„Die Fastenzeit rüttelt uns auf, macht uns aufmerksamer Gott und dem Nächsten gegenüber; sie erinnert uns daran, dass nur Gott allein unseren Hunger stillen kann“ so Papst Franziskus letztes Jahr zum Beginn der Fastenzeit auf Twitter. Eine sehr treffende Bemerkung. Es ist ja heutzutage gar nicht so leicht, diesen Hunger nach Gott überhaupt wahrzunehmen. Unsere Welt ist laut und bunt und schnelllebig und deshalb wäre wirklich viel gewonnen, wenn wir diesem Hunger nach Gott in unserem Leben jetzt in der bevorstehenden Fastenzeit wieder ein bisschen mehr Raum geben würden.

Fasten, Beten, Almosengeben - das sind die drei „Klassiker“ für die Fastenzeit. Aber warum nicht auch einmal kreativ werden und erst einmal genau die eigenen Lebensgewohnheiten in den Blick nehmen? Was hindert viele Menschen zum Beispiel daran, regelmäßig zu beten? Da stoßen wir vielleicht wirklich bald auf etwas, auf das wir jetzt in der Fastenzeit verzichten könnten oder sollten. Oder wir könnten überlegen, wo andere Menschen Hunger nach Gott haben, wo wir vielleicht ein Werkzeug sein könnten… anderen Zeit schenken, auf etwas verzichten, um vielleicht mit dem Gesparten anderen zu helfen oder ein bisschen reichlicher etwas spenden zu können.

Der Hunger nach Gott hat also auch eine sehr soziale Seite. Hunger nach Gott - das ist zum Beispiel auch der Hunger nach Gerechtigkeit… wo könnte ich hier aktiv werden… unsere ganz persönliche Kreativität ist also gerade in der Fastenzeit gefragt! Denn es geht ja auch um unsere ganz persönliche Beziehung zu Gott. Da müssen wir also selbst aktiv werden. Er ist ja kein ferner Gott. Wir können Ihn so unglaublich leicht erreichen. Deshalb herzliche Einladung zu unseren Gottesdiensten und zum Empfang der Sakramente.

Eine sehr gute Möglichkeit, das eigene Leben mit Christus wieder tiefer in Verbindung zu bringen, ist auch das Beten des Kreuzweges. Da sind wir nämlich auch keine Statisten, da haben wir eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Liebe Gottes tiefer kennenzulernen oder so auch die mühevolleren Seiten unseres Lebens in einem ganz neuen Licht einzuordnen oder sogar innerlich bewältigen zu lernen. Christen sollten heute wieder den Kreuzweg beten, so der Papst gerade erst am 30. Januar: „Mit Maria zu gehen, hinter Jesus, der das Kreuz trägt, ist die Schule des christlichen Lebens: Dort lernt man geduldige, stille und konkrete Liebe“.

Die Fastenzeit ist also eigentlich eine Einladung! Eine Einladung zu einem Fest, so dass wir wieder ganz neu als österliche Menschen leben können - vielleicht haben manche Kreuzwegdarstellungen deshalb heute noch eine 15. Station, wo Christus zu sehen ist, der sich als Auferstandener mit leuchtenden Wunden den Jüngern zeigt. Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung, so werden wir wieder bei der Kreuzverehrung am Karfreitag beten. Vielleicht könnten wir in dieser Fastenzeit 2019 den Kreuzweg einmal mit diesem Blick auf Ostern ganz neu entdecken – als Weg ins Licht.

In diesem Sinn wünsche ich uns allen eine gesegnete Österliche Bußzeit 2019! Und noch ein Tipp: Schauen Sie sich mal eine Brezel etwas näher an… ich habe irgendwo gelesen, dass die Brezeln eigentlich eine Fastenspeise sind und die Form etwas mit zum Beten auf der Brust gekreuzten Armen zu tun hat…

Ihr Pfr. Adam Malczyk