Österliche Bußzeit

Feb. 2017

Datum:
Sa. 25. Feb. 2017
Von:
Marga Albrecht

Liebe Mitchristen in Hofheim und Bobstadt,

auch wenn Sie unseren Pfarrbrief schon kurz vor Rosenmontag in den Händen halten, so möchte ich Ihnen doch schon jetzt für den Beginn der Fastenzeit einige Informationen zur Österlichen Bußzeit - so heißt die Fastenzeit ja offiziell - weitergeben. Das soll niemanden daran hindern, Fastnacht zu feiern - ganz im Gegenteil - von der Fastenzeit her erhält das närrische Treiben ja erst seinen Sinn! Auf jeden Fall steht fest - anders als beim Ei und der Henne -  dass die Fastenzeit zuerst da war! Nicht umsonst feiern wir ja Fassenacht…

Und deshalb geht es dann bei der Fastenzeit auch nicht darum, den einen oder anderen Kreppel, den wir vielleicht zu viel gegessen haben, wieder abtrainieren zu müssen. Das mag ein willkommener Nebeneffekt sein, aber um eine Frühjahrskur für die Figur geht es beim religiösen Fasten ja gerade nicht. Das Bindeglied könnte höchstens sein, dass es auch beim religiösen Fasten um die Gesundheit geht - und zwar um die seelische Gesundheit! Das meint der Katechismus, wenn es da so trocken über die Gebote der Kirche heißt: „Das fünfte Gebot  (‚Du sollst die gebotenen Fasttage halten‘) sichert die Zeiten der Entsagung und Buße, die uns auf die liturgischen Feiern vorbereiten; sie tragen dazu bei, dass wir die Herrschaft über unsere Triebe und die Freiheit des Herzens erringen“(Nr. 2043).

Die innere Freiheit, die Wiederherstellung der Freiheit der Kinder Gottes - das ist das Ziel. Das heißt also für uns alle -  Fasten ist alles andere als ein Selbstzweck! So wie alle Freitage des Jahres nur wegen oder im Gedenken an das Leiden und Sterben des Herrn kirchliche Bußtage sind (s. Direktorium der Diözese Mainz 2016/2017, S. 76), an denen die Gläubigen zu einem Freitagsopfer verpflichtet sind, so geht es auch in der Fastenzeit um die Begegnung mit Christus. Anders gesagt: Wir begehen also die Fastenzeit mit Blick auf Ostern! Und wir können deshalb auch sehr gut ein fröhliches Gesicht dabei machen… Ganz in diese Richtung geht die Praxis in Deutschland, wo das Freitagsopfer nicht unbedingt den Verzicht auf Fleischspeisen vorschreibt, sondern betont, das zum Beispiel auch Einschränkung im Konsum oder Dienste und Hilfeleistungen für den Nächsten möglich sind.

Nur am Aschermittwoch und am Karfreitag gilt das Abstinenzgebot, d. h. der Verzicht auf Fleischspeisen. Und es heißt sogar: „Das durch das Freitagsopfer Ersparte sollte mit Menschen in Not geteilt werden“ (Partikularnormen der DBK). Die Buße der Fastenzeit kann also auch eine äußere und soziale Seite haben. Das ist interessant, weil dadurch eben noch einmal unterstrichen wird, dass es um unser Herz geht, um unsere Beziehung zu Gott und deshalb auch zu den Mitmenschen. Fasten, Beten, Almosengeben - das sind die drei klassischen Pfeiler der Fastenzeit. Wie wir da die Akzente setzen, das kann variieren.

Fasten und Bußetun sind also etwas ganz Persönliches. Etwas, das wir für Gott tun, weshalb richtig verstandenes Fasten Gebet ist. Deshalb kann Jesus auch sagen, dass wir uns unser Fasten nicht anmerken lassen sollten, „damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten“ (Mt 6,16-18).

Vielleicht haben wir ja auch ein großes Anliegen auf dem Herzen, eine Bitte an Gott, die bisher nicht erhört worden ist. Vielleicht fehlt unserem Gebet noch etwas. Nehmen wir deshalb mal wieder die Bibel und lesen wir nach, wie es die ersten Christen vor wichtigen Entscheidungen machten: „ Als sie zu Ehren des Herrn Gottesdienst feierten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Wählt mir Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie mir berufen habe. Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen“ (Apg 13,1-3).

In diesem Sinn wünsche ich uns allen, dass die Österliche Bußzeit zu einer wirklichen Vorbereitung auf Ostern und Pfingsten hin wird! 

Ihr Pfr. Adam Malczyk