„Gönne Dich Dir selbst“,
so schreibt im 12. Jahrhundert Bernhard von Clairvaux an keinen geringeren als an Papst Eugen III. Den müssen wir uns wohl als einen vielbeschäftigten Kirchenmann und umtriebigen Manager vorstellen, der sich die rhetorische Frage gefallen lassen muss:
„Wenn Du Dein ganzes Leben und Erleben ins Tätigsein verlegst und keinen Raum mehr für die Besinnung vorsiehst, soll ich Dich da loben?“
Bernhard will mit seiner Mahnung keineswegs zum Egoismus, sich zuallererst um sich selbst zu kümmern, anstiften.
Sein Aufruf zur Entschleunigung, den er an den Papst richtet, der sich in seiner Geschäftigkeit selbst zu verlieren droht, gründet im Hauptgebot. Dort wird uns bekanntlich aufgetragen, Gott und den Nächsten so zu lieben wie uns selbst:
„Wenn Du ganz und gar für alle da sein willst, ( . . .) lobe ich Deine Mensch-lichkeit – aber nur, wenn sie voll und echt ist. Wie kannst Du aber voll und echt Mensch sein, wenn Du Dich selbst verloren hast? (. . .) Wenn also alle Menschen ein Recht auf Dich haben, dann sei auch Du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat.“
Vielleicht bringt die Sommer- und Urlaubszeit ja auch uns die Chance, aus mancher Hektik und dem Gefühl, Getriebene zu sein, auszusteigen und zu uns selbst zu kommen: Eine Viertelstunde am Tag, die wirklich freigehalten ist und in der nicht schon wieder etwas Nützliches getan wird, wäre schon viel, ein Spaziergang, absichtslos und ohne bestimmtes Ziel, einfach nur um des Gehens und Unterwegsseins willen, ein Aufenthalt in einer Kirche, wenn dort gerade nichts passiert und einfach nur Stille herrscht und Schweigen und die Ahnung einer Gegenwart, die uns übersteigt und in der wir zugleich geborgen sind . . .
„Gönne Dich Dir selbst. Ich sage nicht: Tu das immer, ich sage nicht tu das oft, aber ich sage: Tu es immer wieder einmal. Sei wie für alle anderen auch für Dich selbst da oder jedenfalls, sei es nach allen anderen.“
Ich wünsche Ihnen schöne Ferien, eine gute, gesegnete Zeit
Ihr Pfarrer Stefan Schäfer