Zum Advent, mit Beginn des neuen Kirchenjahres, wird Pfarrvikar Dr. John Inziku die Pfarreien Kranichstein, Messel und Arheilgen verlassen. Unerwartet, kurzfristig und ohne das Gespräch mit den Gremien und Verantwortlichen in den Pfarrgemeinden der Pfarrgruppe gesucht zu haben, wurde die Entscheidung der Bistumsleitung mitgeteilt, ihn künftig in der Seelsorge in einer neu gegründeten Großpfarrei in Rheinhessen einzuplanen. Die Personalnot in seinem neuen Tätigkeitsfeld ist wohl dramatisch. Sein Weggang reißt nun aber auch hier in Darmstadt eine Lücke, die nicht leicht zu schließen sein wird. Der Versuch der Pfarrgemeinderäte der betroffenen Pfarreien, die Verantwortlichen des Bistums wenigstens dafür zu gewinnen, Pfr. Inziku noch für eine Übergangszeit in Darmstadt zu belassen, war nicht erfolgreich. Nun muss nach Wegen gesucht werden, mit der eingetretenen Situation, etwa im Blick auf das gottesdienstliche Angebot, konstruktiv und kreativ umzugehen. Pfarrer Dr. John Inziku wird mit Dank für seinen engagierten Dienst in der Seelsorge unserer drei Pfarreien verabschiedet werden. Nachfolgend seine Abschiedsbotschaft:
„AUF WIEDERSEHEN UND VERGELT‘S GOTT“
„Alles hat seine Zeit. Es gibt eine Zeit zum Neubeginn und zum Abschiednehmen“. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit. (Koh 3,1).
Liebe Mitchristinnen und Mitchristen, die richtigen Worte zu finden, um sich von einer vertrauten Gemeinde zu verabschieden, kann eine Herausforderung sein, besonders wenn einem viel auf der Seele liegt. Wenn Sie diese Mitteilungen lesen, beginnt der Monat November und bald wird wieder Advent. Ja, wir kennen das, alle Jahre wieder. Advent – der ist eine Zeit, in der wir uns bewusster und neu ausrichten dürfen. Eine Zeit vieler Handgriffe, die der Vorbereitung auf Weihnachten, auf Zusammenbruch des Himmels, vom Kommen des Herrn dienen, auch eine Zeit, in der die Pfarrgruppe DA-Nord sich bewusster und neu ausrichten muss oder soll auf die sich verändernde kirchliche und hauptamtliche Situation. Die Zahl der Priester, ständigen Diakone, Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und -referenten wird deutlich sinken. Wir werden Pastoralpläne und Seelsorgetätigkeit neu denken lernen müssen. So passt es, wenn auch ich mich heute im Vorfeld – mit einem Herzen voller Dankbarkeit und ein wenig Wehmut – an Sie wende, mit meinen schriftlichen Abschiedsworten, vor der offiziellen Verabschiedungsfeier, die am 24.November 2024 bestimmt ist, denn am 30. November 2024 endet meine Zeit als Pfarrvikar in der Pfarrgruppe DA-Nord im Pastoralraum Darmstadt-Mitte. Als ich in die Pfarrgruppe DA-Nord ankam, war es wie ein Sprung ins kalte Wasser. Aber seit dem 2. Juli 2019 durfte ich hier missionarisch wirken und gemeinsam mit Ihnen sowie mit vielen hauptamtlich- und ehrenamtlichen viele wertvolle Momente erleben. Ich verlasse die Pfarrgruppe DA-Nord mit dem Eindruck, dass sie zusammenhält, lebensfreudig ist, vor Energie sprüht für die Sache Jesu. Dankend denke ich an die enge Verbundenheit mit Ihnen, die ständig gewachsen ist. Wenn ich heute zurückschaue, so viele gute Leute, die ich kennengelernt habe; so viel Tapferkeit besonders in der Corona-Pandemiezeit, so viel Großmut; so viele persönliche Schicksale, mit ihren Leiden und Freuden; ich spüre eine große Verbundenheit mit Ihnen allen und Zugehörigkeit. Sie alle, Jung und Alt, Kinder und Erwachsene sind mir schon arg ans Herz gewachsen.
Und Loslassen ist nicht so einfach. Nun ist leider die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen. Die Bistumsleitung hat mich gebeten im Rahmen des Veränderungsprozesses zum Pastoralen Weg im Bistum Main, in den Pastoralraum Rheinhessen-Mitte zu gehen, weil dort ein neuer Pfarrvikar dringend gebraucht wird. Ab dem 1. Dezember 2024 werde ich dort als Pfarrvikar weiter missionarisch wirken. Ich danke vom Herzen der Bistumsleitung für ihr Vertrauen. Leider ist kein unmittelbarer Nachfolger vorgesehen, ausser dem Pfarrer Dr. Christoph Klock, der seinem Ruhestand in Arheilgen verbringen werden, aber doch aushelfen wird und dabei das Pastoralteam ein wenig unterstützt. Wie der Hl. Augustinus bekennt: „Wo mich schreckt, was ich für euch bin, tröstet mich, was ich mit euch bin. Für euch bin ich nämlich Pfarrvikar, mit euch bin ich Christ.“ Bei aller Freude gibt es allerdings auch gemischte Gefühle. In diesen fünf Jahren hier im Pastoralraum Darmstadt-Mitte (besonders in Pfarrgruppe DA-Nord: Heilig Geist Arheilgen, Sankt Bonifatius Wixhausen, Sankt Jakobus im Ökumenischen Gemeindezentrum Kranichstein und Sankt Bonifatius Messel) haben wir gemeinsam gelacht, manchmal uns mit vielerlei Problemen auseinandergesetzt, oder auch Feste gefeiert und in den schweren Zeiten getrauert. Wir haben uns gegenseitig unterstützt, ergänzt und sind wie eine Glaubensgemeinschaft im Glauben gewachsen. Es war mir eine große Ehre und Freude, Teil dieser lebendigen engagierten Gemeinden und Gemeinschaft der Pfarrgruppe Darmstadt-Nord zu sein. Da kamen Kinder auf die Welt, es wurde tauft, Erstkommunion wurde gefeiert, es wurde auch geliebt und getraut, Wallfahrten unternommen, Ökumenische Veranstaltungen wie Passionsspiele Oberammergau 2022 erlebt, Reise nach Südpolen mit der Kolpingfamilie, Ministranten Romwallfahrt 2024 sowie das gemeinsame Feiern des 100-jährigen Jubiläums der Heilig Geist Gemeinde. Jeder von Ihnen hat auf seine Art und Weise und nach eigenen Begabungen dazu großzügig beigetragen, dass diese Zeit für mich eine Bereicherung und unvergesslich bleibt. „Denn wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund“ (Mt 12,34). In diesen durchaus sich verändernden Zeiten auch für die Pfarrgemeinden werden uns die Worte des Predigers Kohelet wichtiger. Die Worte erinnern uns in den Versen 3:1-8 daran, dass alles seine Zeit hat: „Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit.“ So auch Zeit etwas anzufangen und Zeit das zu beenden, Zeit zum Kommen und Zeit zum Gehen. Wir leben in einer Welt, die sich immer rascher verändert. Alle Bereiche sind davon betroffen. Was heute noch Bestand hat, das kann morgen schon überholt sein. Die Worte des Kohelets begleiten uns in dieser Abschiedszeit und geben uns Kraft, Trost und Zuversicht vor der Ungewissheit. Der Herr sprach zu Abram: Geh fort aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde!“ (Genesis 12,1-4a). Abram lässt sich auf ein Wagnis ein, alles stehen und liegen zu lassen, all seine Sicherheiten aufzugeben und ins Ungewisse aufzubrechen. Gott hat einen Plan für ihn. Er verheißt ihm eine gute Zukunft, „ein gelobtes Land“. Aber dafür muss Abram seine vertrautes „Zuhause“ verlassen, sich bewegen und loslassen, obwohl er nicht wusste, was ihn erwartet. Gott hat ihm versprochen, dass es sich lohnen wird, geführt zu werden mit seinem Segen, und dass dies allein genügt. Wenn wir den Aufbruch Abrams als Muster betrachten, dann ist darin eine tiefe Zusage gegeben: Gott will mir die Angst vor der Veränderung, vor dem Neuen, vor der Ungewissheit nehmen und spricht mir seine Begleitung zu. Diese Worte erinnern uns daran, dass Veränderungen zum Leben gehören und dass jede Phase ihre eigene Bedeutung und Schönheit hat. Auch Jesus fordert uns auf, flexibel zu bleiben, auf den Ruf Gottes zu hören und sich auf Veränderungen einzulassen. Ich hoffe mein Einfluss auf die Pfarrgruppe DA-Nord wird weiterhin spürbar sein. Ich habe so viel von der Lebhaftigkeit der Gemeinden gelernt. Ich werde diese Lektionen auf meinen weiteren Weg mitnehmen. Es ist nicht leicht sich von einer lebhaften Glaubensgemeinschaft wie der Pfarrgruppe DA-Nord zu verabschieden. Auch wenn der Abschied schwerfällt, so freue ich mich doch auf die neuen Herausforderungen und Aufgaben, die vor mir liegen. Und so bleibt mir jetzt nur noch allen zu danken für die Zusammenarbeit und den Teamgeist in der Pfarrgruppe DA-Nord für Ihr vielfaches Ehrenamtliches Engagement, das nicht nur Ihrer Gemeinde, sondern meiner gesamten Diözese Arua zu Gute gekommen ist. Ich bedanke mich bei allen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern/innen und bei allen Mitchristen/innen mit denen ich konstruktiv und vertrauensvoll arbeiten durfte, für die gemeinsame Zeit und die Erfahrungen die ich hier machen durfte. Ich bedanke mich ganz herzlich für die Mitfinanzierung vieler laufender Projekte in meiner Heimatgemeinde Uganda. Danke besonders auch allen, die mir ihre Haustür immer mal geöffnet haben, in guten und in schlechten Momenten gleichermaßen. Ich freue mich, dass wir noch etwas Zeit miteinander haben, um uns auch persönlich noch einmal zu begegnen und zu verabschieden und ich Sie alle vermissen, besonders alle Küsterinnen und Küster. „Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit“ (Psalm 121,8). Alles Gute für die Zukunft der Pfarrgruppe DA-Nord. Schließlich möchte ich Sie alle nun zu meinem Verabschiedungsgottesdienst für die ganze Pfarrgruppe-Nord am Christkönigssonntag, den 24. November, um 10:00 Uhr in die Heilig Geist Kirche herzlich einladen. Ich freue mich auf euer „Dabeisein“.
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr Pfarrvikar Dr. John Inziku