die gegenwärtige Krise hält die Gesellschaft weiterhin in Atem, nichts ist mehr wie es einmal war. Auch wenn es nun erste zaghafte sogenannte „Lockerungen“ im öffentlichen Leben gibt, so bestimmt die Angst und die Anomalität weiterhin unser Leben: Einkäufe und Erledigungen mit Mundschutz, Schulunterricht mit halbierten Klassen und Abstandsregelung, Treffen mit Nachbarn und Freunden nur unter Wahrung der entsprechenden Verordnungen und in der beständigen Sorge, alles richtig zu machen…
Niemand kann uns sagen, wie lange dieser Zustand andauern wird. Die psychischen und gesellschaftlichen Folgen sind nicht absehbar, von den wirtschaftlichen Kollateralschäden möchte ich als Nichtfachmann erst gar nicht sprechen. Aber: sie werden beispiellos sein.
Und sicher ist eines: Auch im Herbst 2020, auch im Jahr 2021 wird nichts mehr so sein wie es einmal war. Von Normalität kann noch lange nicht gesprochen werden. Auch wenn uns jetzt der Begriff der „neuen Normalität“ schmackhaft gemacht werden soll: Mit dem, was man bisher unter Normalität verstand, hat das nichts zu tun – das sollte jedem klar sein. Und das ganz unabhängig von der Frage, wie jeder für sich persönlich die Notwendigkeit dieser Maßnahmen bewertet.
Für unsere Pfarrgruppe bedeutet dies: Wir bemühen uns weiterhin nach Kräften, unserer Aufgabe nachzukommen: Trauernde trösten, Tote bestatten, Kranke ermutigen, Notleidende stärken, Menschen im Glauben begleiten, und vor allem: Gott bitten, er möge sich aller erbarmen – der Lebenden und der Toten.
Wir – das sind die haupt- und ehrenamtlich Tätigen der Pfarrgruppe – wollen gerade jetzt das Zeugnis unseres Glaubens geben: In der Bedrängnis erweist sich der christliche Glaube als Halt und als Orientierung. Christus hat seine Jünger auf die kommende Not intensiv vorbereitet. Und er sagt: Wenn es ganz schlimm wird, dann richtet euch auf und erhebt euer Haupt. Denn die Erlösung ist nahe! (vgl Lk 21,28)
Das ist kein frommer Spruch, kein weltfremdes Gerede. Es ist das Wort dessen, der mehr gelitten hat als jemals ein Mensch auf dieser Erde. Zahllose Christen haben die Kraft dieses Wortes im Laufe der Jahrhunderte erfahren dürfen. Auch heute steht diese Erfahrung jedem offen – ob arm ob reich, ob jung oder alt, ob gesund oder krank, ob seelisch robust oder angeschlagen und verzweifelt:
Keinem von uns ist Gott fern (Apg 17,27).
Behutsam wollen wir zudem unserer wichtigsten Aufgabe nachkommen, Gott zu verherrlichen in der Liturgie. Das wirft allerdings viele Fragen und Zwiespältigkeiten auf: Gottesdienste mit reservierten Plätzen, nur nach vorheriger Registrierung? Gott loben und preisen in der Kirche ohne Gesang? Gemeinschaft mit anderen Christen erfahren mit Abstandsregel und ohne die Möglichkeit, nach dem Kirchgang ein wenig miteinander zu plaudern?
Am heikelsten ist der zentrale Vollzug unseres Glaubens, die Spendung der Sakramente. Taufen und Trauungen sowie die Krankensalbung sind nur in Ausnahmefällen gestattet. Die Eucharistiefeier unterliegt besonders strengen Hygieneauflagen. Und die Spendung der Heiligen Kommunion muss dabei in einer Weise erfolgen, dass unwillkürlich der Eindruck entsteht, es handle sich um einen gefährlichen und vor allem infektiösen Vorgang. Man stelle sich einen Hollywood-Film vor, bei dem die attraktive Heldin am Ende in die Arme ihres charmanten Retters sinkt und seine Liebkosungen empfängt – allerdings nicht ohne diesen vorher mit Desinfektionsmittel besprüht und sich selbst mit Mundschutz und Gummihandschuhen ausgestattet zu haben. Eine merkwürdige Vorstellung. Oder nicht?
Aber genau das ist doch die Eucharistie: Liebesvereinigung mit dem Bräutigam, hochzeitliches Mahl, Kuss der Liebe. Was tun?
Zurzeit gibt es viele Fragezeichen und Unsicherheiten in diesen Bereichen. Auch die Bischöfe ringen mit dem Anspruch des Glaubens an die Sakramente einerseits und staatlichen Hygienevorgaben andrerseits.
Deshalb einige praktische Hinweise:
Ihnen allen von Herzen frohe und gesegnete Pfingsttage.
Komm, Heiliger Geist!
Ihr Hendrick Jolie, Pfr